Review

Erotik-Filme aus Frankreich zeichnen sich zumeist durch zwei wesentliche Charakterzüge aus:
Zum Einen durch freizügigeren Umgang mit Nacktheit und Sex im Gegensatz zu den prüden Amis und andererseits durch stilvolle Bildsprache, durch welche die zumeist makellosen Körper der holden Weiblichkeit noch eine Spur leckerer rüberkommen ;-)
Mit diesen tragenden Argumenten im Hinterkopf legte ich in freudiger Erwartung die DVD von HEIMLICHE SPIELE in den Player.


Aufreizend beginnt der Streifen mit einem hocherotischen Tanz der attraktiven Nathalie (Coralie Revel) in einem heruntergekommenen Strip-Schuppen. In selbigem Lokal arbeitet auch die schüchterne Sandrine (Sabrina Seyvecou) als Bedienung. Nachdem die Kleine sich an einem Abend einem aufdringlichen Gast verweigert wird sie vor die Türe gesetzt. Hier lernen sich die beiden Mädels kennen. Sandrine ist sofort von der unverblümten und weltoffenen Art von Nathalie fasziniert. Besessen von ihrer direkten Art geraten die beiden Grazien in einen lasziven Strudel aus Provokation und Exhibitionismus, indem sie ihre erotischen Phantasien in der Öffentlichkeit ausleben. Auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle landen die beiden Power-Frauen in einen Bürojob, bei dem beide - geschickt mit ihren weiblichen Reizen spielend - alsbald das männliche Arbeitskapital gehörig durcheinanderbringen.


Regisseur Jean-Claude Brisseau arbeitet ruhig mit atmosphärischen, sehr stilvoll inszenierten Bildern, wie es sich für einen guten französischen Film gehört und erfüllt damit unsere Erwartungen vollends. Außerdem bilden die Spielchen in der Öffentlichkeit der beiden überaus attraktiven Darstellerinnen einen besonderen Reiz. Es ist interessant (und nebenbei einfach nur noch geil ;-) zu beobachten, wie die anfangs noch sehr zurückhaltende Sandrine (das absolute Ober-Gerät) nach und nach ihre Scheu verliert und zur Feme-fatale avanciert.
Die erotischen Bildersprache ist zudem überaus gelungen und man merkt quasi, wie die Funken sprühen.


Spätestens ab dem Zeitpunkt, als beide Akteurinnen auf den gelackten Junior-Chef scharf sind, verliert der Film jedoch gewaltig an Substanz und Drive. Der Charakter des neureichen Spießers als eine Mischung aus Ethan Hawke und Val Kilmer nervt zudem mit seinem pseudo-intellektuellem Geblubber und bildet den darstellerischen Schwachpunkt. Allerdings können wir auf dem Schloss des neureichen Sprösslings manch leckere (und freizügig inszenierte) Orgie genießen, wo unwillige Damen schon mal in den Keller zum „Arbeiter-GangBang" der Unterschicht geschickt werden - Männer, die sich offensichtlich den Eintritt zum Luxus-Swingerclub nicht recht leisten konnten.


Schade, dass der Regisseur die hohe Qualität der ersten Hälfte nicht bis zum Schluss durchzieht, weil er uns tiefe Gefühle vorheucheln will, aber an der Umsetzung scheitert. Vor allem die Wandlung der bestimmenden und coolen Nathalie zur abhängigen und besessenen Schlampe bis zum tragischen Ende kommt irgendwie gar nicht so realistisch rüber.
Der Film verliert durch diese Faktoren an Glaubwürdigkeit und Realismus und lässt manch fragwürdige Aussage zurück: Warum verlieben sich Frauen immer in die größten Arschlöcher? Wie weit würde Frau gehen, um das Herz eines Mannes zu erobern? Können Männer, die im Luxus leben und sich alles leisten können, wahre Liebe und Gefühle entwickeln? Vielleicht mögen die Gedanken des Drehbuchschreibers so oder ähnlich geklungen haben, vielleicht hab ich einfach nur falsch interpretiert - keine Ahnung!

Letztendlich bleibt ein optisch beeindruckender verschachtelter Liebesreigen übrig, der mit teilweise erotischen Szenen zu glänzen weis. Dies ist besonders den beiden Hauptdarstellerinnen zu verdanken, die mit ihrem natürlichen Spiel scheinbar Freude an der Arbeit hatten. Auf der Story-Ebene fällt die Gratwanderung der Charaktere leider negativ ins Gewicht und wirkt auf den objektiven Zuschauer in keinster Weise nachvollziehbar - kann aber auch sein, dass ich den Film nicht verstehe, da ich in der Regel weniger in High-Society-Kreisen verkehre (meine Position wäre dann wohl auch eher im Keller de Schlosses ;-)
Aufgeschlossene Cineasten und Hochglanz-Erotiker dürften dem Film durchaus etwas abgewinnen können - Sehen muss man das Teil aber nicht unbedingt!


(6 / 10)

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