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Manchmal macht ein Film neugierig, weil der Titel eine rätselhafte Mehrdeutigkeit aufweist. Leidet da jemand unter Pluviophobie, also der Angst vor Regen oder hat einer Furcht vor Rain, was im US-amerikanischen ein durchaus gängiger Name ist. Tatsächlich spielt der Thriller von Autorin und Regisseurin Castille Landon mit der Wahrnehmung der Hauptfigur und es gibt sogar eine Szene mit Rain im Regen.

Die siebzehnjährige Rain (Madison Iseman) leidet unter schizophrenen Schüben und steht kurz vor der Einweisung in die Geschlossene. Unter Auflagen von Tabletteneinnahme und regelmäßigen Besuchen bei der Therapeutin kann Rain wieder zur Schule gehen. Obgleich sie hier von allen gemieden wird, spricht sie eines Tages Caleb (Israel Broussard) an, ein neuer Schüler. Sie vertraut ihm an, dass die merkwürdige Nachbarin und Lehrerin McConnell (Eugenie Bondurant) wahrscheinlich ein kleines Mädchen gefangen hält. Eine weitere Wahnvorstellung von Rain?...

Die Geschichte steigt wie ein typischer Slasher ein, als Rain vor der Verkörperung des Schwarzen Mannes flieht, erwischt und lebendig begraben wird, wonach sie mit kleineren Verletzungen im Hospital aufwacht und fixiert werden muss. Aufgrund ihrer arg angeschlagenen Psyche haben sich die Eltern (Harry Connick Jr. und Katherine Heigl) bereits merklich entfremdet, obgleich Rain mit beiden einen weitgehend harmonischen Umgang pflegt.
Der Stoff lässt sich angemessen Zeit, das Lebensumfeld der Hauptfigur einzuführen und einen Zugang zu finden, was im Kontext mit Schizophrenie rasch in Willkür umspringen könnte.

Dabei steht Rain fast ausschließlich im Fokus und mit ihr die vermeintlichen Wahnvorstellungen, bei denen sich Flüsterstimmen mit optischen Verzerrungen mischen, wodurch der Zuschauer nie genau weiß, inwieweit einige Szenerien der Realität entsprechen.
Ab und an wird eine Checkliste Rains in Form handgeschriebener Phrasen visualisiert, die sie zuweilen im Geiste abarbeitet, etwa, ob nur sie in bestimmten Momenten auf eine Erscheinung reagiert. Lange bestimmt latente Unsicherheit das Geschehen, allerdings kommt die Sache bezüglich der vermeintlichen Kindesentführung lange Zeit kaum voran.

Stattdessen widmet sich der Stoff etwas zu ausgiebig der Romanze der jungen Leute, was zusätzlich Drive herausnimmt und erst im letzten Drittel für etwas Dynamik sorgt. Zumal das Tempo eher verhalten bleibt und die Bemühungen um Aufklärung teils zu bemüht wirken und zudem mit einigen etwas simpel konstruierten Aspekten wie einer Vermisstenliste im Internet einhergehen. Zwar beinhaltet der Sprung ins Finale noch einen netten Twist, doch danach folgt eher Routine mit deutlich weniger Überraschungen.

Hauptdarstellerin Madison Iceman liefert eine starke Performance ab und offenbart eine ordentliche Palette an glaubhaften Nuancen, auch die Körpersprache gelingt ihr ausgezeichnet und wirkt nie zu übertrieben. Ebenfalls markant ist der Auftritt von Eugenie Bondurant, der man weder als Lehrerin noch sonst begegnen möchte. Die versierte Kamera verstärkt in einigen gelungen Perspektiven den Eindruck einer großen, beinahe sehnigen Frau mit stechendem Blick. Dagegen wurde Heigl wohl nur aus Prestigegründen engagiert, da sie weniger zu tun bekommt als Israel Broussard, der als Love Interest die undankbare Rolle eines eher facettenlosen Typen erhält.

Auf Dramenebene liefert der Stoff einige interessante Einblicke in die Welt eines jungen, psychisch angeschlagenen Menschen und dessen Umfeld, was zwar Empathie schürt und ein paar emotionale Momente zutage fördert, jedoch nur selten Spannung aufkommen lässt. Die Anteile des Thrillers laufen hingegen eher konventionell ab und mangeln an packenden Einlagen, obgleich das Finale zu einem halbwegs zufrieden stellenden Ausgang kommt.
In seiner Mischung okay und dadurch bedingt zu empfehlen.
Knapp
6 von 10

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