Review

iHaveCNit: Schachnovelle (2021) – Philipp Stölzl – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 23.09.2021
gesehen am 26.09.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Lumiere – Reihe 5, Sitz 12 – 20:45 Uhr

An die Schachnovelle habe ich ein paar besondere Erinnerungen. Die Novelle von Stefan Zweig war Unterrichtsbestandteil des Deutschunterrichts, während ich meinen staatlich geprüften Betriebswirt gemacht habe. Damals wurde sowohl Aufbau und Struktur der Novelle als auch die Charaktere untersucht. In der abschließenden Klausur gab es damals eine 2+ und auch die Verfilmung von 1960 mit Curd Jürgens und Mario Adorf wurde seinerzeit gesichtet. Vor der Sichtung der Neuverfilmung habe ich noch einmal die Novelle mit begleitendem Hörbuch gelesen, den Film gesehen und die Unterlagen von damals überflogen. Die Neuverfilmung hat mir sehr gut gefallen und ich glaube, der Film hat eine ähnliche Wertung wie ich damals in der Klausur verdient.

Auf einer Schifffahrt von Europa nach Amerika ist der österreichische Anwalt Dr. Josef Bartok unter den Fahrgästen. Dr. Josef Bartok birgt ein dunkles Geheimnis, dass scheinbar seinen Verstand trübt. Nach der Machtergreifung der Deutschen in Österreich ist der Anwalt in die Gewalt der Gestapo gekommen und inhaftiert worden, mit dem Ziel ihm wichtige Daten zu entlocken. In dieser Haft findet er mithilfe eines Schachbuchs ein Ventil, seiner Haft einen Sinn zu geben – ohne zu ahnen, welche Folgen es für seinen Verstand haben kann.

Rückblickend mit meiner Retrospektive auf Stefan Zweigs Novelle komme ich zu dem Schluss, dass Zweig bei seiner Novelle durchaus auch vor allem wenn es um einzelne Charaktere geht einige kreative Freiräume gelassen hat – und natürlich ist es auch interessant für Verfilmungen, worauf der jeweilige Fokus von Drehbuchautor und Regisseur liegt. Und da finde ich es sehr gut, wie sich Philipp Stölzl von unter anderem auch der Verfilmung aus 1960 abgrenzt und auch als eigenständige moderne Version und Verfilmung des Stoffes gesehen werden kann. Und hier hat mir vor allem ein fast vollständiger Fokus auf den von Oliver Masucci großartig gespielten „Dr. B.“ gefallen und wie durch ihn quasi die Handlungsebenen der Buchvorlage miteinander auf interessante Art und Weise verwoben werden und auch dem Zuschauer gegenüber die Situation von „Dr. B.“ immersiv spürbar werden lassen. Neben dem Ensemble, in dem an Masuccis Seite Albrecht Schuch, Birgit Minichmayr, Samuel Finzi und auch Rolf Lassgard zu sehen sind, unterstützt auch das gesamte Produktionsdesign für eine stimmige und hochwertige Atmosphäre.

„Schachnovelle “ - My First Look – 9/10 Punkte.

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