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Alfred Hitchcocks weitläufiger Einfluss dauert bis heute an und „Das Fenster zum Hof“ diente definitiv als Vorlage für Streifen wie „Disturbia“, welcher klar auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten war. Ähnlich wie beim vorliegenden Langfilmdebüt von Jax Medel, das lange Zeit Suspense zu generieren vermag, bis die finalen Minuten einen befremdlich anmutenden Weg einschlagen.

Sommer in einem Vorort von LA: Teenager Colton (Alex MacNicoll) ist nicht gerade glücklich, dass Mom für 16 Tage nach Spanien vereist und er auf seine jüngere Schwester aufpassen muss. Seine Aufmerksamkeit richtet sich verstärkt auf das Nachbarhaus, welches seit zig Jahren unbewohnt war und hinter dessen Fenstern plötzlich Licht aufzuflackern scheint. Tatsächlich sind dort die etwa gleichaltrige Heather (Genevieve Hannelius) und ihr Adoptivvater (Martin Kove) eingezogen. Schon bald ist Colton davon überzeugt, dass Heather in Gefahr schwebt, denn der Alte widmet sich obskuren Ritualen und schränkt die Freiheit der Teenagerin massiv ein…

Der Stoff ist auf den ersten Blick recht nah an der Prämisse von „Disturbia“, zumal die Hauptfiguren Teenager sind und Elemente des gängigen Coming-of-Age nicht fehlen dürfen. Das Universum der Geschichte bleibt indes recht überschaubar, denn eine Welt außerhalb der beiden Häuser gibt es nicht. Coltons Figurenzeichnung fällt anfangs etwas gewöhnungsbedürftig aus, denn der vermeintlich reife Heranwachsende wird bereits zum notorischen Spanner bevor die neuen Nachbarn einziehen. So besorgt er sich für viel Geld ein Überwachungsset mit Kameras und Monitor, zudem nutzt er ein Fernglas. Zahlreiche Einladungen zu kleinen Partys seines Kumpels schlägt er derweil aus nicht nachvollziehbaren Gründen regelmäßig aus.

Coltons Obsession wird hingegen glaubwürdiger, als tatsächlich merkwürdige Begebenheiten auszumachen sind und Nachforschungen über die Vergangenheit der Nachbarschaft einige erstaunliche Erkenntnisse zutage fördern. Wobei die entscheidende Frage eigentlich nur ist, ob der Adoptivvater tatsächlich dem Okkulten frönt oder ob da einfach nur recht viele Ungereimtheiten zusammenkommen. Bei alledem werden auch mal Perspektiven der Überwachungskameras genutzt und auch ein Nachtsichtmodus kommt zum Einsatz. Glücklicherweise wird das Stilmittel nicht überstrapaziert, während das Spiel mit dem, was man zu erahnen glaubt, teils recht geschickt vorangetrieben wird.

Zwar sind im Verlauf einige irrationale Herangehensweisen auszumachen und nicht jede Reaktion ergibt im Nachhinein Sinn, doch prekärer wiegt, dass zu früh Hinweise eingestreut werden, welche die Richtung der Auflösung erahnbar gestalten. So kommt es in den finalen Minuten zu einem Break, ja, fast zu einem Genrewechsel, der unter Zuhilfenahme einiger CGI reichlich aus dem Ruder gerät und rein gar nicht zum eher bodenständigen Vorlauf passen will. Hier vergaloppiert sich Medel mächtig.

„Day 13“ ist einer jener Streifen, die man eigentlich mögen will, der sympathische Ansätze und einige Spannungsmomente nebst unheilvoller Grundatmosphäre aufweist, jedoch einige Kardinalsfehler begeht, die ihm beinahe das Genick brechen. Und sei es nur das merkwürdige Sounddesign im Nachbarhaus, in dem die Dielen klingen wie an Bord einer Mittelalterfregatte.
Inszenatorisch und darstellerisch ist wenig zu beanstanden, doch die Story liefert im Endeffekt wenig Überraschendes und enttäuscht mit einem unpassend wirkenden Ende.
5,5 von 10

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