Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit sowieso, aber auch den ansonsten durchaus auf Nischenprodukte und asiatisches Kino allgemein spezialisierten Zuschauern und Experten hat sich in den letzten Jahren gerade in der Volksrepublik China ein zusätzliches Medium mit entsprechenden Angeboten entwickelt. Seit etwa 2014 und analog zum sowieso aufstrebenden Filmgeschäft dort und seinen finanziellen Einflüssen ist auch der sogenannte 'Webmovie' kräftig am Prosperieren; rein Online und nicht auf Datenträgern distribuierten Werken, die sich eher an die abseits von Mainstream, Hochglanzpolierten, Zensur und Stars interessierten Konsumenten und bevorzugt auch das eindeutige Genrepublikum richten:
Kowloon, 1950. Als Ip Man [ Michael Tong ] von dem arroganten Ou Ye [ Chen Yu-Yong ] herausgefordert wird und diesem eine schmähliche Niederlage bereitet, zieht er den Zorn von dessen Bruder Zheng De-Long [ Lin Feng-Ye ] auf sich, der dem Großmeister durch die unfreiwillige Mithilfe dessen Schülers A Qiang [ Zhang Tao ] auch einen Mord an dem ebenfalls zum Störfaktor gewordenen Fang Zhi-Yong [ Yi Jing ] anhängt. Die Polizei spielt dieses Spiel auch mit, gilt Zheng doch als heimlicher Führer der Stadt, wobei er diese Position v.a. mit Menschenhandel und Prostitution im großen Stil ausübt; der inhaftierte und zum Tode verurteilte Yip Man bekommt jedoch Hilfe vom niederen Staatsbeamten Zhang Xian-Min [ Billy Lau ] und von der geheimnisvollen Yu Se-Wei [ Zhao Lin ], die quasi undercover an der Seite von Zheng ist.
Orientieren tut man sich dabei an bekannten Vorbildern, teilweise bis zur exakten Übernahme, also der Kopie von Schlüsselszenen und Bildern; etwas, dass gleichzeitig hilfreich in der Verortung, aber auch ungünstig im direkten Vergleich dazu, da eben nur die Nachahmung und oftmals filmisch wesentlich einfacher aufgestellt. So ist die Pre-title mehr oder minder aus The Grandmaster übernommen, der Massenkampf auf der Straße im nächtlichen Regen, die Stilisierung ist dieselbe, die Uniform, das Setting könnte auch aus einer Parodie sein, so ähnlich wie es ausschaut und wo es auch näher an der (unfreiwilligen) Parodie als an der Hommage ist. Für sich alleinstehend wären der Kampf und seine Inszenierung aus durchaus wirkungsvoll, mit dem großen Bruder in Gedanken verpufft der Effekt und bleibt nur die Reminiszenz selber über und der Versuch der Gleichschaltung, in der der wesentlich preiswertere Film hier doch trotz aller Mühen verliert. Dafür sind die Bilder zu dünn, die Darsteller zu blass und meistens nicht umsonst No Name, eigene Ideen sind zumindest da nicht vorhanden, nur ein zu genauer Blick auf das Original und ein daran kleben.
Was dann noch danach kommt, ist aber auch nicht wirklich besser, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Die (Studio)Kulisse für ein Epos ist dem ersten Anschein nach da, ist aber auch gängig, wenn man sich einmal einige der Werke anschaut, die Filme wirken auch nie richtig räumlich, sondern (durch die offenkundige Mehrfachverwendung eines Sets für mehrere Orte) stets wie an allen vier Ecken gefangen und eingeengt. Ein Gefühl für eine Weite oder auch eine Imposanz und Bedeutung ist nicht vorhanden, hierbei wird dann eingangs noch schnell in das Chargieren verfallen und lauthals die Komik angelegt. Was man auch noch bekommt, ist eine beschwingte Trivialität, die Erzeugnisse sind deutlich auf Kintopp hin, wie ein Seriell für die Matinee, mit allem drin und allem dran und vor allem auch der unterhaltsamen Naivität angelegt. In der Dekoration voll, aber stets künstlich, die Bösewichter finster und sinister, die Geschichte stibitzt mal hier und mal da und ist mit nicht einmal 80min auch eher dramaturgisch knapp als ausführlich angelegt.
Dabei sind auch Inhalte vorhanden, die man üblicherweise in chinesischen Produktionen – die ja allesamt dem Staat gehorchen müssen und in vorauseilenden Gehorsam die Zensurvorschriften beachten und sich stets ehrbar geben – nicht alltäglich sieht, Glücksspiel zum Beispiel, eine Lasterhöhle mit nackten tanzenden Damenbeinen, Polizeikorruption und Polizeibrutalität, die Obrigkeit und das Gesetz werden gebrochen und instrumentalisiert, auch der Hauptscherge ist Landsmann und wird mal nicht von einem Japaner oder westlichen Ausländer verkörpert. Aufgrund des tatsächlichen Massenmordes, des Verschwörungsplans, der Sündenbocklösung mit dem vorgetäuschten Beweisstück am Tatort ist die Handlung phasenweise Actionkrimi im Martial Arts Milieu, inklusive dem Beseitigen von Mitwissern und einen Gefängnisausbruch, wobei der Ip Man als Figur zuweilen auch eher in das Hintertreffen und zum prominenten Cameo seines eigenen Filmes gerät; das geht etwa so die Hälfte, dann steht die Prämisse und der Film mit ihm kann losgehen.
Die Folge dessen sind zwei qualitativ unterschiedliche 'Episoden', die zweite ist wesentlich actionreicher, so kommt es schon nach der eigentlichen Kenntnisnahme der Verschwörung zu vier Duellen mit eben den im Titel hervorgehoben Four Kings; allesamt erstaunlich gut choreografierte und montierte Kampfszenen, die teils sowohl an die Filme mit Donnie Yen erinnern als auch an Neunziger Jahre HK-Kino, wobei Wirework entsprechend dessen natürlich auch vorhanden, aber reduziert und das Meiste vergleichsweise bodenständig ist. Da der Hauptdarsteller Tong nicht bekannt für ausschweifendes Wing Chun Training oder überhaupt eine Vorausbildung in Sachen Kampfsport ist, wird notgedrungen getrickst und gedoubelt, das Meiste löst eine geschickte Kameraführung und der entsprechende, aber dennoch übersichtliche Schnitt. Es gibt einen Superkicker vor dem Finale, es gibt einen Leiterkampf, es gibt die Kettenfauststöße, zwischendurch wird mit der Eisenkugel an der Kette angegriffen oder mit dem Langstock oder gar mit der gezückten Pistole, ab und an spritzt auch das Blut.