Review
von Leimbacher-Mario
The Mamadook
„Son“ erzählt von einer jungen Schwangeren, die knapp und gebährend einer mysteriösen Sekte entkommt. Acht Jahre später stehen plötzlich eines nachts Leute um das Bett ihres Sohnes, wonach sich dieser totkrank fühlt und der (verständlicherweise) etwas hysterischen Mutter nur ein einsamer Polizist wirklich glaubt… Ist der teuflische Kult zurück oder verfolgt die traumatisierte Frau (und indirekt den Jungen) eine ganz andere, unangenehme Wahrheit?
Ob Roman Polanski solche Filme mag oder sie stechend langweilig, plakativ und kreativlos findet? Denn „Son“ könnte ohne Frage ein Sequel zu seinem berühmtesten Grusler sein und bietet jetzt auch nicht allzu viel, was man von der Ausgangslage und der „Teuflisches Kind-Schublade“ nicht schon dutzendfach gesehen hat. Und dennoch ist es Regisseur Ivan Kavanagh (der sich auch schon für den starken „The Canal“ verantwortlich zeigte) hoch anzurechnen, dass er einen bei „Son“ dennoch immer wieder bei Laune hält, Angst einjagt, schockiert und erschreckt. Und das alles mit Stil, Atmosphäre und Können. Für solche Genreperlen (wenn auch mit späteren Abstrichen) steht Shudder. Netflix eher nicht. Und daher ist es schön, da Shudder in Deutschland ja dicht gemacht hat bzw. nie ansatzweise mit seinem US-Pendant zu vergleichen war/ist, dass das Fantasy Filmfest ihn sogar auf die große Leinwand bringt. Selbst wenn er daheim natürlich genauso wirkt und nicht die übergrossen Schauwerte bürgt. Aber er wirkt als kompromissloser Okkultschocker mit (lange Zeit) offener Deutungshoheit. Es gibt viele Jumpscares - aber diese werden nie zu flach, redundant oder billig. Das allerletzte Bild ist etwas zu deutlich oder zumindest diskutierbar, jedoch immerhin mutig genug sich zu entscheiden. Die wenigen Szenen mit den stummen Kultmitgliedern sind sehr gruselig. Und allem unterliegt eine psychologisch-traumatische und mütterliche Urangst, die der Film lange Zeit clever zu nutzen und anzukratzen weiß. Auch wenn er nie ansatzweise auf das Niveau und die Kompromisslosigkeit von Jennifer Kents in meiner Überschrift zitierten Meilenstein kommt. Es geht durchaus saftig zur Sache, der Jungdarsteller leidet und schreit und mampft glaubhaft, nervt nie. Der Score ist etwas zu sehr im Hintergrund, ansonsten aber stellenweise sogar erhaben. Vor allem das gruselige „Kinder-/Gute Nacht-Lied“ ist ein Highlight. „Son“ bleibt auch nicht länger als er muss. Deswegen gibt es gar nicht mal so knapp von mir 'nen Daumen hoch.
Fazit: Trostmaries Baby(boy). Gute Balance aus Schocks und Atmosphäre, Metapher und Mephisto, Jumpscares und Gänsehaut. Kein Klassiker. Aber effektiv und konzentriert. Spannend natürlich zu allererst.