Mit seinem dritten Werk scheint Regisseur Shawn Linden der Maxime homo homini lupus est – Jeder Mensch ist des anderen ein Wolf zu folgen. Der Outdoor-Thriller lässt sich bewusst viel Zeit, um auf ein unerwartetes Finale zuzusteuern.
In der dritten Generation leben Joseph (Devon Sawa), Ehefrau Anne (Camille Sullivan) und die zwölfjährige Tochter Renée (Summer H. Howell) bereits in der Wildnis Kanadas. Sie leben vom Verkauf von Tierfellen, was sich durch das Auftauchen eines Wolfes, der die gefangenen Tiere frisst, schwer gestaltet. So macht sich Joseph für eine länger andauernde Jagd auf und findet in einem abgelegenen Waldstück drei Leichen…
Die Geschichte nimmt sich den angemessenen Raum, um die Lebensumstände der Einsiedlerfamilie zu schildern. Während Anne hin und wieder erwägt, das Leben in der Wildnis aufzugeben und Renée zur Schule zu schicken, beharrt Menschenfeind Joseph darauf, weiterhin auf eigenen Beinen zu stehen, während sich Renée zwangsläufig angepasst hat, weil sie nichts anderes kennt. Auffällig ist jedoch bei den Eltern, trotz liebevollen Umgangs, dass zuweilen entscheidende Begebenheiten verschwiegen werden.
Das authentische Setting irgendwo in der kanadischen Provinz Manitoba schürt eine zuweilen recht dichte Atmosphäre und wäre nicht als Nebenhandlungsstrang eine kleine, nächst gelegene Polizeistation eingebunden, könnte man die Zeit der Handlung nur schwer einordnen, zumal später noch ein Walkman auftaucht, den man wohl eher in den 80ern vermuten würde.
Die einzige technische Errungenschaft der Aussteiger besteht aus zwei Funkgeräten und einem Truck, wogegen die Hütte allenfalls den Grundbedarf zum Überleben deckt.
Dass das scheinbar unabhängige Leben in der Wildnis nicht ohne Probleme oder gar Gefahren abläuft, zeichnet sich früh ab. Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen, die Landschaft wirkt oft trüb und wenig einladend, was gleichermaßen eine leicht beklemmende Stimmung aufkommen lässt, die sich im Verlauf schrittweise intensiviert. Im Zusammenhang mit einigen Fallen und dem Untersuchen deutlicher Wolfsspuren haftet dem Treiben zudem etwas morbides an, was der sauber abgestimmte Score adäquat untermalt.
Die finalen Minuten sind es, welche der Geschichte ihren Stempel aufdrücken. Zwar sind Teile der Entwicklung erahnbar, doch die Konsequenz mit der Linden zu Werke geht, vermag durchaus nachzuhallen. Folgerichtig wertet der Showdown den Gesamteindruck entscheidend auf.
Jagdszenen oder anderweitige Action sollte man bei dem Survival-Thriller nicht erwarten, denn der Slow-Burner setzt lange Zeit auf Atmosphäre und dem Spiel mit Ungewissheiten.
Das zurückhaltende und dennoch starke Schauspiel sämtlicher Beteiligter trägt ebenso zum überzeugenden Gesamteindruck bei wie die handwerklichen Komponenten.
Wer also ein wenig Geduld mitbringt, wird nach 92 Minuten durchaus belohnt und irgendeinen Grund wird es für die FSK18 schon geben…
7,5 von 10