Der 13-jährige John entdeckt mit seiner Drohne ein mysteriöses Loch im Waldboden, das ihn sofort fasziniert und auf eine extreme Idee bringt: Warum nicht mal eine Auszeit von der stressigen Familie nehmen? Als Vater Brad, Mutter Anna und Schwester Laurie am nächsten Morgen ohne jegliche Fluchtmöglichkeit in der Grube aufwachen, glauben sie zunächst an einen Unfall, bestenfalls einen üblen Scherz – bis ihnen nach einigen Tagen langsam dämmert, dass sie in einer tödlichen Falle sitzen
Soweit so gut. Nette Grundidee – dagegen ist absolut nichts zu sagen. Irgendwann muss er aber auch seine Familie mal wieder aus dem Loch befreien oder will er sie da drin krepieren lassen? Würde er so weit gehen und warum?
Diese und viele andere Fragen beantwortet der Film NICHT. Die eigentlichen Beweggründe von John muss man sich auch selbst zusammenreimen. Schlaues aber unterfordertes Kind, nicht genug geliebt, Außenseiter - Interpretations-Spielraum gibt es hier genug.
Ebenso wie die Seitenhandlung, bei der ihre Mutter ihr 12-jähriges Kind verlässt und dieses nun auf sich alleine gestellt ist. Natürlich soll man jetzt als Zuschauer die Verbindung zwischen den beiden parallelen Geschichten herstellen, was einem sogar mit viel Fantasie noch gelingt.
Meisterwerk oder Kunstquark ist hier die Frage, die ich leider nicht wirklich beantworten kann. Ich habe nichts dagegen mitzudenken, wenn man dem Zuschauer aber dann wirklich alles überlässt und nicht einmal ein paar kleine Hinweise gibt, dann wird es schnell schwierig.
Ich persönlich kann zum Beispiel die Handlungsweisen der Eltern und ihre Gespräche in dem Loch nicht ganz nachvollziehen, Sie scheinen sich gar keine Sorgen darum zu machen dort unten zu Sterben und machen noch Witzchen. Sorry, verstehe ich nicht. Aber das ist bestimmt Kunst.
Rein optisch ist das ganze sehr schick inszeniert. Passend zu dem Loch in dem die Familie hockt, hat man den Film in 4:3 gedreht, so dass man den gleichen Bildausschnitt sieht, wie auch die „Gefangenen“ die ganze Zeit – nette Idee.
Auch der Soundtrack der bedrohlich wabert ist gelungen, und die Leistung des mir unbekannten Charlie Shotwell, der ja praktisch den Film im Alleingang trägt ,ist erstaunlich und intensiv, Dagegen sind die Rollen für Ex-Dexter Michael C. Hall und der durchaus talentierten kleinen Schwester von Vera Farmiga etwas undankbar.
So bleibt unter dem Strich ein Film, dem ich keine Bewertung geben kann. Da ich solches Kopfkino eigentlich ganz gerne mag, würde ich sicher anders bewerten, als Menschen die sich nur unterhalten lassen wollen. Dafür ist JOHN AN THE HOLE so der Originaltitel gänzlich ungeeignet.
Kontrovers wird der Streifen übrigens auch auf anderen Seiten diskutiert, was ich durchaus nachvollziehen kann. Das Feuilleton bekommt nen Orgasmus, der Durchschnittszuschauer wird eher mit dem Kopf schütteln.