Review

We don‘t need to talk about John

John ist gerade in einer Phase. Eine Phase kurz vor dem Erwachsenwerden. Eine Phase, in der man Sachen ausprobiert. Zum Beispiel Autofahren. Oder mit einem Freund im Pool Ertrinken spielen. Oder eben seine Familie betäuben und in einem Bunkerloch im Wald aussetzen. Vielleicht ist John ein Soziopath, vielleicht sehnt er sich nach Aufmerksamkeit. Der Film gibt keine Antworten. Er ist allerdings auch nicht interessant genug, dass man sich länger mit solchen Fragen beschäftigen würde.

Aus dem Plot hätte etwas werden können. Yorgos Lanthimos hat mit DOGTOOTH oder THE KILLING OF A SACRED DEER ähnlich absurde Szenarien in seltsam strenge, surreale und faszinierende Filme verwandelt, Lynne Ramsay hat in WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN eine problematische Familiensituation kunstvoll in ein abstraktes Thrillerdrama verpackt. Regisseur Sisto mag vergleichbare Ambitionen gehabt haben, schafft es jedoch nicht, sie auf der Leinwand zu manifestieren. Sein Film ist ereignislos, uninspiriert und dröge, die Figuren allesamt unsympathisch und – schlimmer noch – uninteressant, und das bei recht prominenter Besetzung.

In einer einzigen, von der eigentlichen Handlung völlig losgelösten Szene wird es plötzlich spannend: Die Mutter einer Zwölfjährigen verkündet ihrer Tochter, sie würde jetzt gehen und nicht mehr wiederkommen, sie lasse ihr genug Geld für ein Jahr da, sie könne jetzt ja ihre eigenen Entscheidungen treffen. Vor der weinenden Tochter packt sie ihren Koffer und geht allen Ernstes. Und man denkt sofort, dass das der interessantere Film geworden wäre.

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