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Nachdem ein mit einer Atombombe ausgestatteter Flieger über der Arktis abgeschossen wurde, erwacht aus dem Eis eine Riesenschildkröte und bedroht durch seine Vorliebe für Feuer Japan.

1954 erblickte Godzilla das Licht der Leinwand und in weiteren Fortsetzungen und Filmen wie "Rodan" und "Mothra bedroht die Welt" beherrschte und definierte die Firma TOHO den Kaiju Eiga, den japanischen Monsterfilm. 1965 wollte die Firma DAIEI auch ein Stück vom Erfolgskuchen und schickte die Riesenschildkröte Gamera ins Rennen. Dieser erste Auftritt des Panzertieres fand nie seinen Weg nach Deutschland (von den inzwischen zwölf Gamera-Filmen wurden sowieso lediglich vier für das deutsche Publikum ausgewertet) und so muss man als Interessierter auf ausländische Produkte zurückgreifen, was in Zeiten der DVD glücklicherweise recht unproblematisch ist.
Die Geschichte bietet genau das, was man bereits von Godzilla und Konsorten kennt. Durch eine Atomexplosion, diesmal durch den Abschuss des Fliegers über der Arktis, erwacht das Riesenmonster Gamera aus seinem eisigen Dauerwinterschlaf und wandelt fortan durch die Lande, um als Nebenprodukt seiner Vorliebe für Feuer, Hitze und Energie Gebäude zu zerdeppern und dem Militär zu widerstehen.
Da das freilich für einen abendfüllenden Spielfilm zu wenig wäre, gibt es noch die Geschichte um einen Jungen, der ein großer Schildkrötenfan ist und eine besondere Bindung zu Gamera aufbaut (ein Motiv, welches in den folgenden Gameras immer wieder auftaucht). Der Junge findet heraus, das die Riesenschildkröte eigentlich eine ganz Liebe ist und nur auf Grund ihres Feuerhungers und der stapsigen Art Gebäude einhaut. So wird sie in einer Szene vom hellen Licht des Leuchtturms angelockt und knickt dabei das Gebäude ein, wodurch besagter Junge von selbigem stürzt und von Gamera aufgefangen und zu Boden gelassen wird.
Das Militär darf bald darauf durch Beschüsse, Strom und Eisbomben vergeblich versuchen, dem Monster Einhalt zu gebieten. Am Ende gibt es dann eine spaßige Lösung des "Problems".
Ach, bevor ichs vergesse, für die amerikanische Fassung wurden wie schon bei Godzilla zusätzliche Szenen mit amerikanischen Darstellern eingefügt. Diese Szenen bremsen das Tempo des Films erheblich, da sie hauptsächlich aus militärischen und politischen Diskussionen bestehen. Die japanische Fassung läuft dagegen sehr rund und kurzweilig.
Gedreht wurde "Gamera" in schwarz/weiß (wieder eine Parallele zu "Godzilla"), wodurch man sich erhoffte, kostengünstige Modellbauten und Kostüme besser zu kaschieren. Und ich muss sagen, dass das Monstergeschehen sich sehen lassen kann. Zwar sind die Gebäudenachbauten, die Spielzeugflieger und das Monsterkostüm nicht so ausgereift wie bei Godzilla und neueren Kaiju Eiga, aber durch die schattigen Bilder fällt das ganze nicht negativ auf. Gamera wirkt zwar etwas steif, wenn er auf zwei Beinen durch die Gegend torkelt, mit den Augen rollt und seine Ärmchen bewegt, aber es macht Spaß ihm zuzuschauen und das ist meiner Meinung nach die Hauptsache bei einem japanischen Monsterfilm.
Wie schon Kollege bzw. Konkurrent Godzilla verfügt Gamera über einen Feuerstrahl, der über das Maul abgeschossen wird und gelungen durch einen Flammenwerfer in der Mundhöhle umgesetzt wurde. Zudem kann die Riesenschildkröte sich in ihren Panzer zurückziehen und durch eine Art Raketenantrieb feuerkreiselnd durch die Gegend fliegen, wie wir in einer interessanten Szene nach dem Eisangriff der Menschen, die das auf dem Rücken liegende Tier glauben besiegt zu haben, sehen können. Dadurch erklärt sich auch die Identität des zuvor des Öfteren gesichteten UFOs.
Zur Musik sei noch flugs gesagt, dass diese das Geschehen passend unterstreicht (Akira Ifukubes grandiose Melodien aus vielen Godzillafilmen bleiben natürlich unübertroffen). Besonders klasse gefällt mir der ohrwurmige "Gammera"-Song, der in einer witzigen Tanzlokal-Szene und am Ende zu vernehmen ist. Der Song geht mir nicht mehr aus dem Ohr.

Insgesamt ist "Gamera"s erster Auftritt ein kurzweiliger und verhältnismäßig gut umgesetzter japanischer Riesenmonsterfilm und wenn man gerade keine Lust hat, zum x-ten Mal das Vorbild "Godzilla" zu schauen, ist die Riesenschildkröte eine stimmige Alternative.

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