Die beste DUNE-Verfilmung aller Zeiten hat nie das Licht der Leinwand erblickt. Alejandro Jodorowskys größenwahnsinniges Projekt aus den 70ern mit H.R. Giger, Salvador Dali, David Bowie, Moebius und Amanda Lear kam bekanntermaßen nur in Form einer großartigen Doku ins Kino.
So kann man Denis Villeneuves Film aktuell gerechterweise eigentlich nur als zweitbeste Verfilmung bezeichnen, nachdem David Lynchs 80er-Jahre-Version – ebenfalls legendär – an Produzent Dino de Laurentiis scheiterte und in fast jeder Hinsicht floppte.
„DUNE PART ONE“, so der offiziell eingeblendete Titel (die Realiserung des zweiten Teils hängt momentan noch vom Einspielergebnis des ersten ab) sei eine Art „STAR WARS für Erwachsene“, so Villeneuve selbst, man könnte auch „STAR WARS in Zeitlupe“ dazu sagen. Denn Villeneuves DUNE ist in jeder Szene als Epos angelegt, lässt sich und uns Zeit, jedes Detail von Landschaft, Architektur, Ausstattung, Kostümen, Masken, Waffen und Gerät zu begutachten, er zelebriert „Dune“ wie en Fanboy und wird damit vermutlich vor allem all die anderen Fanboys und -girls glücklich machen, die sich seit Jahrzehnten eine angemessene Verfilmung herbeisehnen, quasi der LORD OF THE RINGS 2021.
Ohne Kenntnis der (literarischen) Vorlage und ohne große Erwartungen an deren Umsetzung mit dem Film warmzuwerden, ist dagegen etwas schwieriger. Nachdem sich George Lucas bereits ausgiebig in Frank Herberts Werk bedient hatte, wirken Handlung, Story und Charaktere bereits reichlich „gebraucht“, es gibt hier nichts wirklich Ungesehenes oder Visionäres und anders als in Villeneuves deutlich überlegenen SciFi-Vorgängern ARRIVAL und BLADE RUNNER 2049 vermisst man Eigenständigkeit und Substanz. Und natürlich ein befriedigendes Ende, denn DUNE fühlt sich mehr wie eine Ouvertüre an, die hoffentlich in mindestens einem weiteren Teil ihre Fortführung findet.
Dies alles schmälert jedoch nicht das Erlebnis des Films, visuell und in Sachen world building ist dieser in jedem Falle eindrucksvoll, das zurückhaltende 3D verleiht den Räumen Tiefe, ist für den vollen Genuss jedoch weniger essenziell als beispielsweise noch in BR2049 und es gelingen Villeneuve auch hier wieder einige sehr elegante Sequenzen.
Fazit: Weniger Action Adventure à la STAR WARS, mehr epische Fantasy à la LOTR und HOBBIT, ist der starbesetzte „Weihnachtsmehrteiler“ von Denis Villeneuve vielleicht etwas zu brav und werkgetreu geraten und wird so vor allem Hardcorefans der Vorlage sowie von SciFi und Fantasy begeistern und womöglich weniger die Blockbustercrowd, zumal die Konkurrenz an der Kinokasse mit FAST & FURIOUS, SHANG CHI und dem neuen Bond aktuell sehr groß ist. Hoffentlich ergeht es ihm mit der Fortsetzung nicht wie Jodorowsky.