Seit geraumer Zeit hat DC mit Animationsfilmen seiner Helden Erfolg auf dem Videomarkt, darunter auch die Adaption bekannter Storys wie „Batman: The Killing Joke“. „Batman: Soul of the Dragon“ basiert dagegen nur auf Figuren aus dem Kosmos des Fledermausmannes, aber keiner direkten Comicvorlage.
Inspiratonsquelle sind die Kung-Fu-Filme der 1970er, gerne auch mit Blaxploitation-Einschlag. Eine genaue Handlungszeit bei „Soul of the Dragon“ nicht angegeben, weshalb er auch problemlos in dieser Ära spielen könnte. Bruce-Lee-Lookalike Richard Dragon jedenfalls ist chinesischer Martial Artist im Auftrag des Guten, der es mit einem mörderischen Schlangenkult zu tun bekommt. Deren Anführer Jeffrey Burr verfüttert auch gerne mal Prostituierte an seine entsprechenden Haustiere, wenn die Damen ihre Arbeit erledigt haben, womit „Soul of the Dragon“ schon verdeutlicht, dass der Film zwar animiert, aber nicht unbedingt an Kinder gerichtet ist.
Als Dragon von den Plänen des Kobra-Kults Wind bekommt, reist er nach Amerika, um seinen alten Freund Bruce Wayne einzuspannen. Richard und Bruce trainierten nämlich dereinst unter der Anleitung von O-Sensei die Kampfkunst, genau wie Verbrecherchefin Lady Shiva und der Hitzkopf Ben Turner. So fährt der Film zweigleisig und blendet immer wieder in die Vergangenheit zurück, um weitere Hintergründe zu den Plänen des Kults zu enthüllen, aber auch die Beziehungen der Figuren untereinander zu beleuchten.
Der Kult hat es auf das mythische Schwert Soul Breaker abgesehen, dass der Sensei dereinst an Lady Shiva übergab. Als die Häscher des Schurken die Waffe an sich bringen und damit ihre dämonische Gottheit auf die Erde rufen wollen, muss das Quartett der Kampfkünstler gemeinsam zur Tat schreiten…
Die Regie bei „Soul of the Dragon“ überließ man mit Sam Liu einem Experten, der bereits für einige Marvel- und unzählige DC-Animationsfilme verantwortlich zeichnet. Unter der Fuchtel des erfahrenen Regisseurs und Storyboard Artists ist „Soul of the Dragon“ nicht nur sauber gezeichnete, sondern auch prominent eingesprochene Ware. Während Batman-Stimme David Guintoli ein eher unbeschriebenes Blatt ist, hat man für seine drei Mitstreiter erfahrene Martial-Arts-Stars engagiert: Mark Dacascos spricht Richard Dragon, Michael Jai White Ben Turner alias Bronze Dragon und Kelly Hu Lady Shiva. James Hong verkörpert als O-Sensei mal wieder eine seiner unzähligen Lehrmeisterrollen, hier halt nur in animierter Form. Und obwohl diese Action-Credibility angesichts der Zeichentrickform eigentlich gar nicht nötig wäre, so ist sie doch ein schönes Schmankerl für Genrefans, zumal White die Ben-Turner-Rolle schon in der Serie „Arrow“ spielte.
„Soul of the Dragon“ ist eh eine große Action- und Martial-Arts-Hommage: Richard Dragon ist eine Art Bruce Lee, Ben Turner ist Lees „Enter the Dragon“-Kumpel Jim Kelly nachempfunden und eine Verfolgungsjagd, bei der sich Lady Shiva und die Schurken mit Katanas auf Motorrädern bekriegen, weckt Erinnerungen an „The Villainness“ und „John Wick 3“. Vom Style erinnert das Ganze mit seiner Pulp-Inszenierung asiatischer Kultur an Werke wie „Big Trouble in Little China“ und „Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ und auch sonst ist hier auf liebenswerte Weise jedes Klischee eingebunden, das man sich in diesem Kontext vorstellen kann: Der alte weise Meister, zu dem die Eliteschüler tingeln, Untergrundkämpfe vor halbseidenem Wettpublikum, Schlangendämonen, ein unterirdisches Schurkenhauptquartier usw.
Dabei gewinnt „Soul of Dragon“ dementsprechend keine Innovationspreise. Doch Lius Film hat ordentlich Drive und kann durch seine Struktur mit zwei ineinander in Verbindung stehenden Zeitebenen Interesse erzeugen. Natürlich ist die Formel des bösen Kultes, der einige Artefakte braucht, um das Tor zu einer Höllendimension aufzustoßen, althergebracht, aber die Figuren und ihre Hintergrundgeschichten füllen das altbekannte Gerüst mit Leben. Noch dazu funktioniert Lius Film fast als eigenständiger Fantasy-Actioner, denn Bruce zieht vor dem Showdown nur einziges Mal das Batman-Kostüm über und ist hier eher ein Verbündeter für Richard Dragon, was manche Batman-Fans zu Proteststürmen animierte.
Allerdings geht „Soul of the Dragon“ auf der Schlussgeraden dann etwas die Puste aus, wenn nur noch eine animierte Actionszene an die andere gehangen wird. Sicher, einige Gegner wie der Kultistenanführer mit den Schlangenhänden sind eine putzige Abwechslung zur sonstigen Prügelmasse, auch der Twist bezüglich des Dämons und seiner menschlichen Hülle ist nicht ganz erwartbar, aber insgesamt ist es dann doch zu viel Zeichentrickklopperei, der man ihren Animationscharakter manchmal zu deutlich anmerkt: Zu wenig Bodenhaftung, zu viel tollkühnes Gehoppse und Gewirbel in den unmöglichsten Positionen, zu viel Cartoonhaftigkeit. Letzteres, obwohl der Härtegrad für Zeichentrick überraschend hoch ist, mit gebrochenen Genicken, abgesäbelten Köpfen und tödlichen Fingerstichen. Das Ende lässt auch noch großen Raum für eine Fortsetzung, wenn auf den Showdown quasi der Beginn eines neuen Abenteuers des Prügelquartetts folgt.
Doch trotz des etwas ermüdenden Schlussdrittels und des etwas zu deutlich auf ein direktes Sequel zielenden Schlusses ist „Soul of the Dragon“ eine ganz vergnügliche Angelegenheit, die vom Seventies-Kung-Fu-Film-Charme, entsprechenden Zitaten, den größtenteils unverbrauchten Figuren und deren Zusammenspiel lebt. Mit einem besseren Finale wäre aber noch mehr drin gewesen.