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Gedreht, verschoben, umgeschnitten und wieder verschoben – so ähnlich verlief die unrühmliche Geschichte von „Mindhunters“. Obwohl schon vor zwei Jahren abgedreht, findet Renny Harlins aktueller Film („Die Harder“, „Cliffhanger“) erst jetzt seinen Weg still und heimlich, mit wenigen Kopien, hierzulande ins Kino. Die Amerikaner werden sich wohl sogar, nachdem der Start von Januar 2004 auf Juni 2004 und nun auf das Jahr 2005 verschoben wurde, mit einem DVD-Release begnügen müssen. Angeblich will man mehr Zeit in die Promotion investieren, da der Film bei den Testscreenings sehr gut ankam. Aber sind zwei Jahre, in denen man kaum etwas von dem Film gehört hat, nicht etwas viel?

Es drängt sich da schon eher der Gedanke auf, dass der Verleih Angst vor einem Megaflop hat, denn Renny Harlin haftet ein Flopstigma an. Abgesehen von „Deep Blue Sea“ erwiesen sich selbst gelungene Filme wie „Cutthroat Island“ und „The Long Kiss Goodnight“ als Kassengift. Den negativen Höhepunkt sollte Sylvester Stallones Totalkarambolage „Driven“ bilden, denn der war, untypisch für Harlin, selbst handwerklich unter aller Sau. Ob diese Strategie nun aufgeht, bleibt abzuwarten, denn „A Man Apart“ und „Timeline“ gingen auf ähnliche Weise baden.

So schlecht wie Donners Zeitreise ist „Mindhunters“ gewiss nicht - ganz im Gegenteil. Renny Harlin scheint sich nach „Driven“ wieder gefangen zu haben und liefert einen gelungenen Genrefilm, der nun nicht mit seinem Einfallsreichtum den Zuschauer erschlagen will, aber durchweg unterhalten kann und das ist angesichts aktueller Rohrkrepierer schon mal ein Erfolg.

Nach einem spannenden Aufhänger, der eine andere Richtung vorgaukelt, wird die Situation in Erfahrung gebracht. Sieben angehende FBI-Profiler sollen in einem letzten Test ihr Können unter Beweis stellen und werden von ihrem Mentor Jake Harris (Val Kilmer, „Willow“, „Red Planet) auf eine isolierte Insel geschickt, die normalerweise den Navy Seals als Übungsplatz dient. In einer menschenleeren Stadt sollen sie in einer Simulation einen Serienkiller schnappen. Schnell entpuppt sich das Szenario aber als bittere Realität…

Renny Harlins Optik ist auch hier wieder vom Allerfeinsten. Insbesondere die Kameraschwenks und der Einsatz von Blaufiltern sorgen für enorm viel düsteres Eyecandy. Endlich mal wieder ein Film von ihm, der halten kann, was der Trailer verspricht - stylische Action mit Spannung. Zwar hat auch „Mindhunters“ ein paar Mängel, aber die liegen zumeist dem Drehbuch zugrunde. Die Vorstellung der Truppe in einer Bar offenbart nur die typischen Stereotypen, von denen jeder so seine Sorgen, Ängste und Vorlieben hat. Der obligatorische Stellungskrieg unter der Dusche hätte komplett ausfallen dürfen. Leider ist einfach keine interessante Figur zu finden und das ist ein Grund, warum der Film „nur“ gut ist.

Schauspielerisch wird sich hier sicher nicht mit Ruhm bekleckert, wenn man von einem enorm coolen LL Cool J („Deep Blue Sea“, „S.W.A.T.“) mal absieht. Renny Harlin castete hier größtenteils aus Hollywoods B-Riege zusammen und so sind neben unbekannteren Gesichtern wie Patricia Velasquez, Eion Bailey und Kathryn Morris, abgehalfterte Ex-Stars wie Val Kilmer und Christian Slater („Der Name der Rose“, „Hard Rain“) zu sehen. Zumeist glänzen sie mit recht soliden Leistungen, ohne dass sich irgendwer in den Vordergrund spielen kann. Der Verzicht eines wirklichen Stars wirkt sich immerhin positiv auf die Spannung aus, ist so doch nicht vorher zu sehen, wer am Ende als Überlebender dasteht.

Nach einer der geliebten Kocheinlagen Harlins (Man vergleiche LL Cool J in „Deep Blue Sea“ oder Geena Davis in „The Long Kiss Goodnight“) und einer unruhigen Nacht, beginnt die Suche und damit das Sterben nach „10 Negerlein“ – Prinzip. Recht kreativ und mitunter grafisch fällt das Dahinsiechen aus. Das führt zum einen dazu, dass man zusammen arbeitet, um schnellstmöglich den Killer zu finden, zum anderen aber auch dazu, dass sich bald kräftig untereinander misstraut wird. Ist der Killer etwa unter ihnen? Soviel sei verraten: Außergewöhnlich einfallsreich ist des Rätsels Lösung nicht.

Im Rest des mit schwarzem Humor gespickten Films wird durch dunkle Gänge gelaufen und neue Erkenntnisse analysiert. Obwohl der Killer mit defekten Uhren den nächsten Mord ankündigt und Hinweise liefert, scheint das schrumpfende Team machtlos. Im weiteren Verlauf wirft Harlin langsam alle Thrillerelemente über Bord und konzentriert sich auf die Action, was angesichts der Vorhersehbarkeit des Films auch klug war.

Neben einigen Schießereien bei Nacht und schick choreographierten Fights, sind immer wieder die tödlichen Fallen ein Highlight, da im einen oder anderen Fall wirklich kaum mit einer zu rechnen ist oder sie extrem fies ausfällt. Sich auf das Ende zu bewegend, läuft Harlin wirklich zu alter Stärke auf, liefert einen sehr stylischen Unterwasserfight und zeigt, dass der was Actionfilme angeht, immer noch einer der besten Regisseure Hollywoods ist.

Mal abgesehen von einigen logischen Ungereimtheiten, ist „Mindhunters“ gelungenes Genrekino, bei dem sich Harlin etwas von „Deep Blue Sea“ inspirieren ließ. Immerhin sein letzter Erfolg und so werden auch hier die unschuldigen Protagonisten, von Wasser umgeben, dem Grauen ausgesetzt. Hinzu gesellen sich einige sehr nette technische Spielereien, wie Wärmebildkameras und das Vergnügen als Zuschauer mit raten zu dürfen. Recht linear ablaufend und ohne großartige Überraschungen zu bieten, ist fast durchgängig etwas los und das ist mehr, als man dieses Jahr von vielen großspurig angekündigten Blockbustern sagen kann.

Fazit:
Renny Harlin gelang mit „Mindhunters“ endlich wieder ein guter Film, der zwar kaum Neues bietet und nur mittelmäßige Schauspieler hat, dafür aber mit einer sehr schicken Optik, viel Action und Spannung überzeugen kann. Bleibt zu hoffen, dass sein „Exorzist“ – Prequel ebenfalls ein Erfolg wird und er wieder zu alter Stärke zurück findet. Das ewige Nachsitzen hat dieses Werk jedenfalls nicht verdient.

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