Staffel 1 - 8/10
Staffel 1
Unpleasentville
Marvel hat seine Erfolgsformel gefunden, die sie bis zum erfolgreichsten Film und Showdown in der bisherigen Kinogeschichte geführt hat. Aber ganz ehrlich: auch wenn die durchschnittliche Qualität der Filme des MCU gut bis sehr gut ist - alles ähnelte sich doch sehr, richtige Ausreißer und Besonderheiten kann man wenn überhaupt an einer Hand abzählen. Doch dann kam Disney+ und Marvel scheint auf der Mattscheibe vielleicht deutlich mutigere und nischigere Dinge ausprobieren zu können - „WandaVision“ heißt hier das Stichwort, wo „Hexe“ Wanda und ihr robotischer Supercomputer auf zwei Beinen, „Vision“, in einer sitcom-artigen (Schwarz-Weiß-)Welt der 50er feststecken und scheinbar weder wissen, wie sie dort hinkamen noch was genau in der trügerischen Idylle vor sich geht. Und das will nach den Ereignissen von „Endgame“ natürlich auch jeder Fan wissen - denn irgendetwas ist an dieser „TV-Show“ bzw. der biederen Nachbarschaft gehörig faul, wird das Leben des Liebespaars doch immer wieder durch seltsame Erscheinungen und Zwischenrufe aufgerüttelt...
Was „WandaVision“ besonders macht und wo es noch Verbesserungspotenzial gibt?
MCU
+ der Kern, die Beziehung und Liebe zwischen den beiden Stars, ist einwandfrei und sehr markant, emotional, einzigartig
+ Paul Bettany bekommt endlich mal die Chance sein komödiantisches Talent zu zeigen
+ unendlich viele MCU-Easter Eggs, -Vorzeichen und -Verbindungen
+ Wanda ist ein starker Anker
+ die Sitcomepochen durchzuarbeiten ist ein ballsy Geniestreich
+ jede Epoche wird sehr authentisch getroffen
+ extrem emotionales Finale
+ mal etwas ganz Neues für das MCU
+ kreativ und mutig, witzig und erfrischend
+ erstaunliche Gastauftritte und Überraschungen und WTF?!-Momente+ weicht sehr gelungen von der Norm ab
+ stellt viele Fragen und Weichen
+ oft recht meta und ums Eck gedacht
+ Kathryn Hahn nervt nicht - ganz im Gegenteil!
+ erste Folge vor Livepublikum gedreht!
+ Helden aus der zweiten Reihe bekommen Scheinzeit
+ Effekte auf Kinoniveau
+ macht wieder mehr Lust auf das MCU, besonders „Doctor Strange 2“
+ es war wunderschön mal wieder eine Serie wöchentlich zu gucken
+ hörenswerter Score
+ Verlust. Trauma. Trauer. Wow, das sind mal heftige, tiefe Kernthemen!
+ kurze und kurzweilige Folgen
+ kein/kaum überflüssiger Ballast
+ viel zu Rätseln und Entschlüsseln zu Beginn
+ viel Comicstoff („House of M“ z.B.)
+ hat durchaus Hype erzeugt
+ hat durchaus den Lockdown versüßt
+ enorme Charaktervertiefungen (z.B. Wandas Vergangenheit)
+ dunkle Untertöne
Sitcom
— braucht etwas Anlaufzeit
— anfangs weiß man nicht genau wohin das will
— Humor (gerade zu Beginn) nicht jedermanns Sache
— ganz am Ende doch noch etwas generischer Showdown
— noch einige offene Fragen
— ein paar „einfache Auswege“
— Insiderwissen fast unumgänglich
— viel zu lange Abspänne
— eher Lückenfüller?
Fazit: ein erfrischender Genuss, dass Marvel nun endlich mal von seiner (enorm erfolgreichen) Mainstreamspur abweicht. Und zwar lange Zeit sehr ordentlich. „WandaVision“ ist eine tolle Hommage an amerikanische Sitcoms aller Epochen und ein fantastisches Mysterium für alle Marvelianer obendrauf. Nicht perfekt - aber leichte, lockere, stellenweise dann aber auch wieder sehr düstere Unterhaltung. Und wahrscheinlich sogar ein echter Gamechanger für das MCU. (8/10)