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Mit reichlich PR, Vorschusslorbeeren und beeindruckenden Einspielergebnissen kam „Finding Nemo“ über den großen See, um auch in Europa die Kinderherzen zu erfreuen. Diese zogen dann auch gleich die Eltern mit ins Kino, so dass auch hier dem Blockbuster alle finanziellen Tore geöffnet wurden. Aber außer beeindruckendem Design, netten Tricks und ein paar, selten mutigen Gags hat das Abenteuer recht wenig zu bieten und bleibt damit der Maxime Disneys treu. Sauber und kinderfreundlich, muss der Humor sein. Dass die Rechnung auch schwarzhumoriger, hinterlistiger und tiefgründiger aufgehen kann, bewies „Shrek“ und wird der zweite Teil diesen Sommer wohl auch wieder unter Beweis stellen.

Von Seiten der Story wird leider nur Altbackenes präsentiert. Junge Tiere, die, aus einem Unglück heraus, die große, weite Welt erkunden müssen, dabei neue Freunden finden und Gefahren überwinden müssen sind schon zu oft in Geschichten verwurstet worden. Wenn dazu noch der Vater auf eine Unterwasserreise geschickt wird, die beinahe schon interessanter als Nemos Reise selbst ist, muss man Pixar doch Einfallslosigkeit unterstellen.

Dafür schöpfen sie visuell allerdings aus dem Vollen, zeigen das Meer in noch nie gesehener, bunter Pracht und verleihen ihren Figuren ein menschliches Antlitz. Vom kleinen Clownfisch über Hai bis zur Schildkröte sind hier einzigartige, zum Teil unvergessliche Charaktere vorzufinden, die durchaus auch für gute Witze zu gebrauchen sind, auch wenn sie an der oben kritisierten Harmlosigkeit kranken. Allerhand Vieh schwimmt da durch den Ozean, das auch mal mit den gleichen Problemen wie wir Menschen (Stichwort: Vergesslichkeit) zu kämpfen hat.

Humor wird meist durch Missverständnisse und Situationskomik verursacht, indem Szenen, nicht ganz unähnlich des menschlichen Verhaltens, auf die Tiere und ihr Leben projiziert werden. Anspielungen und Parodien auf Filmklassiker sind zaghaft ebenfalls vorzufinden, werden dabei aber leider zu wenig ausstaffiert, als das sie als komisch überzeugen können.

Während das Geschehen in Nemos Gefangenschaft immer uninteressanter wird – bisweilen lächerliche Ausmaße nimmt (Aufnahmeritual) ist es an Nemos Vater, der im Verlauf des Films zum Held avanciert, den Film zu retten, was er dank der Überwindung seiner Ängste auch schafft. Die dabei auftretenden Probleme und Freunde reichen von extrem relaxten Schildkröten bis zu hungrigen Haien, bevor der Film dann, im erwarteten, seichten Happyend mündet.

Die Synchronisation ist durchweg gelungen, die Stimmen passen und Wortwitz ist durchaus vorhanden. Dennoch stellt sich das rechte Filmvergnügen nicht so ganz ein. So deutlich die Fortschritte in Sachen Technik auch sind, so realistisch die vielen Bilder auch, obwohl kunterbunt gestaltet, aussahen, letztlich fühle ich mich wieder in die Zeiten von „Toy Story“ zurückversetzt, wo die Geschichte und die Charaktere auf einem ähnlich interessanten Niveau angesiedelt waren. Hier herrscht bei Pixar dann doch deutlich Nachholbedarf.

Fazit:
„Finding Nemo“ ist sicher ein farbenfroher Spaß für die Kleinen: Kurzweilig, harmlos mit für Kinder geeignete Identifikationsfiguren und mit einer umwerfenden Optik. Erwachsene werden allerdings zwiegespalten das Kino verlassen. Die visuelle Pracht kann für einen Film, der aller Altersgruppen ansprechen will, nicht alles sein und so wird doppeldeutiger, schwarzer Humor massiv vermisst. Als Unterhaltung genehmigt, zur wahren Größe fehlt‘s dann doch noch ein ganzes Stück.

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