Review

*** SPOILERWARNUNG ***


Bei der Flucht aus dem Südsudan über das Mittelmeer bis nach England verlieren Bol (Sope Dirisu) und Rial (Wunmi Mosaku) ihre Tochter. Nach der Unterbringung in einer Asylunterkunft wird ihnen ein kleines, heruntergekommenes Reihenhaus zugewiesen. Was zuerst wie der Beginn eines neuen Lebens wirkt, entwickelt sich zum Albtraum. Denn das Paar scheint nicht allein in den eigenen vier Wänden zu sein.

Dass einem die eigenen Geister folgen, wie es Bol an einer Stelle sagt, lässt sich wohl auf so ziemlich jedes Leben anwenden. Doch selten verläuft die Heimsuchung wie hier. Nicht nur die Eingliederung in eine fremde Gesellschaft, die den Neuankömmlingen von ablehnend (Nachbarn) bis völlig gleichgültig (Behörden) gegenübersteht, ist eine Hürde. Hinzu kommen das Suchen nach Heimat und allem voran die Auseinandersetzung mit Schuld. Der eigenen Schuld, die man auf sich geladen hat und die Unmöglichkeit der Verdrängung.
Viele Themen reißt Regisseur Remi Weekes in seinem Spielfilmdebüt an, ohne in Klischees zu verfallen. Vertreibung, Flucht, Asyl - und dies Abseits von billiger schwarz-weiß-Malerei findet man in dem Genre nicht oft. Der Grusel steigert sich dabei langsam, aus den Schatten heraus bis ins Licht und ist effektiv in Szene gesetzt. Auf billige jump scares wird dabei angenehm oft verzichtet. Allerdings ist irgendwann ein Level erreicht, an dem so was wie Redundanz eintritt, jedoch übertreibt es der Film nicht damit und bietet gerade in der zweiten Hälfte manch mysteriöse Sequenz, die alle Teil des Puzzles sind.
Dabei kann sich Weekes auf zwei formidable Darsteller verlassen, Dirisu und Mosaku spielen eindringlich und beide auf ihre Art nachvollziehbar im Hinblick auf ihre Figuren. Matt Smith tritt noch in einer Nebenrolle in Erscheinung, hat aber nicht viel beizutragen.

Die Schlussszene ist dann nochmal bewegend, wenn die Gegenüberstellung erfolgt und die, die es nicht geschafft haben, noch ein Gesicht bekommen. Überhaupt bieten sich hier im Kontext ein paar emotionale Szenen, die aber nicht plakativ ausgebreitet werden. Dass man es letztlich meist nur mit zwei Figuren zu tun hat, sorgt nicht für allzu viel Abwechslung, doch geht die Inszenierung mit den knapp 90 Minuten sinnvoll um und nur manche spröde Episode bremst die Spannungskurve etwas aus.

„His House“ gibt dem (Sub)Genre ein paar kleine Impulse und wirkt aufgrund der Geschichte unverbraucht. Mit einigem Dramaeinschlag schafft er eine einnehmende Atmosphäre, gruselt mitunter ganz passabel und strickt aus einigen gesellschaftlichen Themen einen Horror auf verschiedenen Ebenen.

Details
Ähnliche Filme