Horrorfilme mit heimgesuchten Häusern steigen nahezu immer mit dem Paar ein, welches das Domizil in Kürze beziehen wird. Entweder auf der Rückbank streiten sich die zwei Kinder oder das Paar bleibt weitgehend stumm, weil das Trauma des Unfalltodes ihres Kindes noch verarbeitet werden muss. Im Kern hält sich Regiedebütant Remi Weekes an diese Aspekte, doch die Verschmelzung mit einem Flüchtlingsdrama ist eine eher innovative Variante.
Bol und seine Frau Rial sind aus dem Bürgerkriegsgebiet im Süden Sudans geflohen und in England gestrandet. Unter Auflagen wird ihnen eine marode Wohnung in einem Vorort von London zugewiesen. Beide leiden noch unter dem Tod ihrer Tochter während der Überfahrt, als Bol nachts unerklärliche Geräusche wahrnimmt, die direkt aus der Wand zu kommen scheinen…
In rascher Abfolge schildert der Einstieg die Odyssee des Paares, bei dem der Horror bereits deutlich früher einsetzt und untermauert, wie schwierig es ist, aus der isolierten Situation von Fremden in der Fremde auszubrechen. Bol bemüht sich sogar, im Pub bei lokalen Saufliedern mitzusingen, um sich möglichst schnell den Gepflogenheiten anzupassen, während Rial eher an ihren Wurzeln festhält und Essen lieber ohne Besteck zu sich nimmt.
Die Unterkunft, welche das Paar aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen für sich allein bewohnen kann, ist natürlich alles andere als einladend. Nach kurzer Zeit lösen sich komplette Tapetenbahnen und an den Lichtleitungen muss deutlich nachgebessert werden, was bereits in der ersten Nacht zu merkwürdigen Begebenheiten führt. Weekes dreht bedacht an der Gruselschraube und dosiert diverse Einlagen ordentlich verteilt, - schließlich muss man sich einen Bewegungskünstler wie Javier Botet fürs Finale aufbewahren.
Die Konzentration auf lediglich zwei Hauptfiguren beinhaltet allerdings auf Dauer das Problem, dass sich ein wenig Redundanz einschleicht. Zumal die Kommunikation zwischen den beiden nur wenig zwischen den Zeilen lesen lässt, mal abgesehen von einer Hintergrundgeschichte über Apeth, einen Hexenmeister, mit dem nach afrikanischem Glauben nicht gut Kirschen essen ist. Dass es im Kern um Geister der Vergangenheit gehen dürfte, kristallisiert sich recht früh heraus, immerhin impliziert dieser Punkt einen kleinen Twist.
Wenn sich eine scheinbar alltägliche Situation beim Essen binnen weniger Sekunden in eine surreale Alptraumszenerie verwandelt, zeugt dies vom inszenatorischen Geschick des Regisseurs, der sich nicht nur auf seine glaubhaft performenden Mimen und den soliden Score verlassen kann. Inhaltlich wäre hingegen noch Luft nach oben gewesen, zumal die paranormalen Ereignisse nicht allzu kreativ ausfallen und teils etwas zu sehr von Symbolik dominiert werden. Dennoch ein ansehnlicher Genrebeitrag und gleichermaßen ein beachtliches Regiedebüt.
6,5 von 10