Aus der Abwärtsperiode von Stallone…19.02.2009
Stallone gehört ohne Zweifel zu den Helden meiner Filmliebhaberzeit. Mit ihm verbinde ich Rocky, Rambo, Cliffhanger, Cobra und den Demolition Man. Alle anderen Filme habe ich zwar fast ausnahmslos gesehen, aber der Recke war nie mehr so gut wie in seinen Zeiten am Ende der Achtziger Jahre. Doch die Helden der Jugend sind alle mit mir zusammen älter geworden, der eine wollte das nicht wahrhaben und tollt jetzt als Dicker Mann in Ostblockfilmen herum, der andere hat Kalifornien in die Pleite geführt…und Stallone versuchte, von seinem Image als Actionheld wegzukommen. In diese Phase gehört „Get Carter“, mal wieder ein Remake, aber das sind wir aus Amerika ja auch schon gewöhnt. Und was soll ich sagen…der Film ist sicher nicht schlecht, macht aber viel zu wenig aus seinen Möglichkeiten.
Jack Carter verdient seine Brötchen in Las Vegas als Überredungskünstler. Im Auftrag eines nicht näher zu sehenden Chefs überzeugt er Menschen davon, ihre Schulden zu begleichen. Als Jacks jüngerer Bruder bei einem Autounfall getötet wird, reist Jack zum Begräbnis und stellt, neugierig geworden, ein paar Fragen. Und schnell stellt sich heraus, daß der Unfall keiner war. Es gilt nun also, die Schuldigen zu finden und zu bestrafen. Das kann er gut, der Herr Carter, schnörkellos geht es zur Sache, und nicht einer kommt unbestraft davon. Dabei ist es am Ende dann ganz egal, daß der Bruder nur wegen einer CD gestorben ist…welch ödes Motiv, das vor allem nicht zu den Finsterlingen paßt. Um diesen Feldzug ein wenig aufzulockern haben wir auch noch eine kleine Nebenhandlung mit an Bord, denn Carter fehlt unerlaubt am Arbeitsplatz, was seinem Chef nicht gefällt.
Naja…man hätte da wirklich noch mehr draus machen können, ja sogar müssen. Die Geschichte ist an sich ein simpler Racheplot, der so auch in den Frühwerken des Herrn Stallone Platz gefunden hätte. Dann aber wäre es brachialer zur Sache gegangen, mehr Action, mehr Härte. Beides fehlt mir persönlich in diesem Film, und auch die Rahmenhandlung rund um Carters Nichte finde ich fehl am Platz. Denn Stallone ist keineswegs schlecht, noch fit, nicht aufgedunsen, und man nimmt ihm den harten Mann wirklich ab. Doch sowohl seitens der Regie, die zuviel will und daher ein Stilmittel nach dem anderen verheizt, als auch von der Story her ist viel Luft nach oben. Für Stallone aber ging es mit und nach diesem Streifen steil nach unten, doch der Kämpfer, der er ist, hat sich ja in jüngster Zeit am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen. Für Carter aber…6/10.