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Trotz Michael Caine war das Original von „Get Carter“ doch teilweise arg im Bereich des trashigen Films, da macht das Remake doch einiges besser.
Jack Carter (Sylvester Stallone) ist Schuldeneintreiber für einen kriminellen Casinoboss und kennt bei der Ausübung seines Jobs wenig Skrupel. Seinem Bruder hat er vor Jahren den Rücken gekehrt, doch dann hört er von dessen Tod und macht sich auf zur Beerdigung. Da er an sich keine Erlaubnis vom Boss hat, ist die Lage bereits prekär, aber wie so häufig im Film hat der gealterte Gangster seine Prinzipien und lässt nicht locker.
Vor Ort häufen sich die Anzeichen, dass Jacks Bruder ermordet wurde und der Unfall, bei dem er angeblich starb, inszeniert wurde. Jack macht sich mit verbissenem Ehrgeiz daran, die Sache aufzuklären…

Mit dem Original hat „Get Carter“ in erster Linie die Grundsituation und ein paar Twists gemein, wobei er leider nicht dessen unerwartetes Ende, sondern einen Standardschluss besitzt. Im Gegensatz zum Original darf Carter aber wenigstens einige Ermittlungen anstellen, um nach und nach herauszufinden, was wirklich geschah, wenngleich er vielleicht etwas zu oft mit Anschlägen konfrontiert wird, nach deren Fehlschlag er dann nötige Informationen aus seinen Gegnern herausprügeln kann. Doch Carter sucht emsig selbst nach Hinweisen, fühlt Zeugen auf den Zahn oder beguckt sich Überwachungsvideos ganz genau.
Hier wird die Situation noch dadurch verstärkt hat, dass Carter regelmäßig mit der Frau des großen Bosses pennt, was dieser herausfindet und Carter nun noch weitere Attentäter an den Hacken hat. Dadurch bekommt „Get Carter“ genug Drive, um auf ein solides Maß an Spannung zu kommen, wenngleich der eine oder andere Hänger zu verzeichnen ist. Doch das Script kann mit gelegentlichen Wendungen und Actionszenen aufwarten, lässt sogar sympathische Figuren über die Klinge springen und beeindruckt mit Kompromisslosigkeit: Carter legt die Hintermänner eiskalt um, da hilft kein Betteln *SPOILER* Die eine Ausnahme, die er macht, passt in den Kontext, da derjenige von den anderen gezwungen wurde und auch den Tod des Bruders nicht wollte. *SPOILER ENDE*
Doch auch überraschend leise Töne kann „Get Carter“ bieten, denn Stallone zeigt sich mal wieder seines Alters bewusst. Carter ist ein muskulöser Schläger, doch geistig gereift, denkt über seinen Lebensstil und hat auch Emotionen. Gerade im Kreise der Familie lebt Carter diese zunehmend aus, vor allem mit Doreen (Rachel Leigh Cook), der Tochter seines Bruders. Zwar sind dies eher Einzelmoment, denn die dramatischen Parts müssen immer wieder gegenüber dem Mainplot zurückstecken, aber durchaus eine Bereicherung.

Die Actionszenen sind dann nicht ganz so spektakulär wie in anderen Stallone-Filmen, doch nett anzusehen. Die Schlägereien sind schnörkellos und ordentlich roh, auch wenn es etwas hirnrissig ist, dass Carter von einem Fiesling am Ende erst zusammen gemöbelt wird, diesem dann hinterherfährt und bei der Schlägerei in der Disco dann auf einmal die Oberhand hat. Die wenigen Schießereien sind kaum der Rede wert, dafür gibt es zwei nette, relativ aufwendige Autojagden.
Sylvester Stallone überzeugt hier nicht nur mit ungewöhnlichem Styling, sondern auch mit schauspielerischer Leistung und gibt Carter überzeugend. Klasse ist Mickey Rourke als Schlägertyp und Zuhälter, Michael Caine überzeugt in einer kleinen Rolle und auch Allan Cumming als Jungunternehmer ist gut. Ebenfalls sehr überzeugend: Rachel Leigh Cook und John C. McGinley, während die Nebendarsteller ordentlich, aber bisweilen etwas unscheinbar sind.

Stallones beste Altersrollen sind immer noch „Assassins“ und „Cop Land“, doch auch „Get Carter“ ist ein reifer Actionthriller mit Stil. Die Action könnte bisweilen spektakulärer sein und ein paar kleine Hänger hat der Film schon, aber es reicht zu 6,5 Punkten.

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