Müsste ich mich für einen Hirnlos-aber-geil-Blockbuster aus dem Hause Bruckheimer entscheiden, würde die Wahl wahrscheinlich auf "Armageddon" fallen, in dem der Top-Produzent zusammen mit seinem Lieblingsregisseur Bay genau das zeigt, wofür in seine Fans lieben: Hochglanzoptik, hochkarätige Stars, ein klein bisschen Kitsch und natürlich jede Menge Action.
Die Logik kommt dabei natürlich an allen Ecken und Enden zu kurz, besonders (Astro-) Physiker dürften sich vor Gelächter in die Hosen pinkeln bzw. vor Ärger an die Decke gehen, wenn sie sehen, in welcher Weise hier versucht wird, eine Asteroidensprengung vorzunehmen. Der Plan an sich ist ja schon äußerst grotesk, die Gesetzmäßigkeiten auf dem Zielobjekt selber sind dann endgültig die Spitze des Eisbergs.
Soviel für die All-Spezialisten, die anderen Zuschauer dürfen sich zum Beispiel darüber wundern, wieso die Crew selbst wenige Tage vor dem alles entscheidenden Einsatz noch Sprüche draufhat wie John McClane in seinen besten Zeiten und die NASA dabei seelenruhig zusieht.
Das tolle daran: Es ist hier scheißegal, wie deppert das Teil inhaltlich ist, für mich bedeutet "Armageddon" die Quintessenz der Popcornunterhaltung. Da ist alles drin, was so ein Film braucht, vom 10jährigen bis hinauf zur Hausfrau mittleren Alters ist für jeden was dabei. Liv Tyler als Hingucker für die Männer, Ben Affleck als rebellischer Frauentraum, Bruce Willis für die Macho-Fraktion und zahlreiche bekannte Nebendarsteller, die so ziemlich jedes Gebiet abdecken und durch die Bank sympathisch bleiben. Sogar der russische Kosmonaut Lev, der nach einem kurzen, missglückten Intermezzo auf der Raumstation MIR zum Heldentrupp stößt, ist zum knuddeln, obwohl man ihm jedes erdenkliche Russenklischee angeheftet hat.
Wer schon immer davon geträumt hat, Astronaut bzw. Retter der Welt zu sein, bekommt megaleckeren Stoff vorgesetzt. Ausgiebigst zelebriert Bay die heroische Ausstrahlung dieses Berufs, mit zahlreichen Zeitlupensequenzen und epochaler Musik (danke Hans Zimmer für diesen eindringlichen Score!), wie man es von ihm gewohnt ist. Jeglicher Patriotismus ist natürlich beabsichtigt, nervt aber zu keinem Zeitpunkt, da der Film von sich selbst nie behauptet, mehr als simple Popcorn-Unterhaltung zu sein.
Die wahren Stärken liegen dabei eindeutig in den Anfangs- und Schlussminuten. Selten zuvor habe ich eine solch stimmungsvolle, kurzweilige Einführung in eine Story erlebt, selten zuvor gingen die Minuten dazwischen schneller vorbei und selten zuvor war das Ende so kitschig-wunderbar wie hier. Zwar maßlos übertrieben, aber zum Heulen schön, vor allem wenn dann der Aerosmith-Hit erklingt und sich Affleck und Tyler vor dem Altar küssen dürfen, wird mir immer wieder warm ums Herz.
Um es kurz zu machen: "Armageddon" ist so ziemlich das Höchstmaß an Massenkompatibilität. Ein Megakracher, in dem alles steckt und den ich mir zum fünften Mal ansehen kann, ohne dass er irgendwie langweilig wird. Im Gegenteil: Vor allem dank einer derart sympathischen Besetzung, wie man sie nicht oft erlebt, ist das immer wieder ein Hochgenuss. Es ist natürlich das gute Recht eines Jeden, die Logik und den Inhalt in Frage zu stellen, aber wer das in diesem Fall tut, bringt sich um das Vergnügen eines der perfektesten Event-Movies der letzten Jahre. Schier überirdische Unterhaltung!