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Michael Bays Filme teilt das actionverliebte Publikum in zwei Teile. Für die einen sind Bays hohle Actionschoten nichts anderes, als eine Verschwendung von Zelluloid und Zeit, für die anderen ist es die Perfektion des modernen Actionkinos, bei der man auf Sinn und Logik gekonnt scheißen kann, ohne das der Film dadurch in irgend einer Weise geschädigt wird. Die Wahrheit liegt dabei aber mit Sicherheit irgendwo dazwischen. Denn Bays Filme sind in ihrer Inszenierung mitunter wirklich Over the Top, inhaltlich aber meist kaum der Rede wert und zudem meist auch mit viel US-Pathos verbunden. Anders ergeht es da eigentlich auch "Armageddon" nicht. Doch im Gegensatz zu manch anderem Film dieser Art, ist "Armageddon" dennoch beste Unterhaltung, die auf ihrem Level Höchstformen erreicht.

Inhaltlich ist "Armageddon", zugegeben, wirklich unrealistischer US-Pathos pur. Die NASA hat es sich hier zur Aufgabe gemacht, einen auf die Erde stürzenden Kometen, vor dem Aufschlag, abzufangen und so zu zerstören, dass er die Erde verfehlt und diese somit vor ihrer Vernichtung bewahrt bleibt. Dafür müsste ein Loch in den Kometen gebohrt werden und keiner anderer könnte dies besser, als Harry Stamper, seines Zeichens Bohrexperte. Da dieser allerdings nur mit seiner eigenen Mannschaft von Bohrexperten ins All düsen will, wird diese Odyssee nicht ganz so einfach, wie man es bei der NASA sich erhofft hatte... Zugegeben, die Inhaltsangabe ist hier etwas perfide von mir wiedergegeben worden, doch mit einem wirklich gemeinten Ernst, sollte man diese auch nicht betrachten, denn dann fallen einem wirklich eine Unlogikkeit nach der anderen auf. Leicht durchgedrehte Bohrexperten, die ins All düsen um dort einen Kometen zu zerstören, wo hat man denn so etwas schon gehört? Dazu auch zwischendurch allerhand blödsinnige Szenarien und einfältige Ideen, die das Skript wirklich manchmal zu einem Sammelsurium der unmöglichsten Vorstellungen Hollywoods macht. Für überstrenge Cineasten ist das sicher schon der Todesstoß.

Genauso wie der US-Pathos, der hier wirklich mit jeder Minute Film Hand in Hand zu gehen scheint. Wie es sich für einen früheren Bay so gehört, sind es natürlich die Amis, die den Weltuntergang verhindern. Keine andere Regierung der Welt kümmert sich hier anscheinend um das Problem, nur der US-Präsident scheint die Welt auf den bevorstehenden Untergang vorzubereiten. Dazu natürlich allerhand Kitsch und Schmalz, auch wenn die eingearbeitete Liebesgeschichte alles in allem noch aushaltbar ist. Doch spätestens wenn sich das Töchterchen von ihrem Papa Harry verabschiedet, dann läuft das Tränendrüsendrück-Programm Marke Hollywood mal wieder auf Hochtouren.

So, doch nun genug gemeckert, denn irgendwie muss ich ja meine hohe Note, die der Film schon seit dem ersten Ansehen inne hat, rechtfertigen. Und diese ist dieses mal, zugegeben, einzig und allein der ganzen Umsetzung von Bay zu verdanken. Denn was Bay seinen Zuschauern hier, trotz des dürftigen Skripts, vor die Glotzer setzt, ist schlichtweg sensationell gelungen. Angefangen bei den ganzen optischen Schmankerln, die das fette Budget des Films wirklich bis zum erbersten ausreizt. Die Kulissen, die Animationen, die Kamerarbeiten, die Auswahl der Farbfilter, alles ist hier auf ein so hohes und rundes Niveau gehift worden, das man seine Augen einfach nicht von dem Geschehen lassen kann.

Dazu dann natürlich die Action, die mehr als nur vorzüglich geraten ist. Geballert wird hier eher wenig, zerstört dafür um so mehr. Angefangen bei den Kometbrocken, die auf die Erde einschlagen, und eine Zerstörung der Güte Klasse A mit sich bringen, die das Kino zum rütteln bringt. Es kracht und knallt am laufenden Band, und alles sieht einfach nur augenverwöhnend aus. Bay macht hier durchgehend Tempo, verheddert sich nicht einmal in Längen und läßt dabei eine Getöse los, das man nur in wenigen Katastrophenfilmen so vorzüglich und unterhaltsam serviert bekommen hat, wie hier.

Aber auch in punkto Atmosphäre wird viel geboten, denn auch wenn man sich im klaren ist, dass man es auf der Leinwand gerade mit purster Fiktion zu tun hat, so fröstelt es einem, bei dem Gedanken an einen herunterstürzenden Kometen und seine Auswirkungen, doch gar sehr. Und der Hauptlieferant dafür ist vor allem der geniale Score von Trevor Rabin, der für mich mit zu den besten und atmosphärischsten Soundtracks im modernen Hollywood gilt. Selten konnte mich die Musik eines Blockbuster-Films jedenfalls so emotional packen, dass mir, trotz des eher unberührenden Filminhalts, jedesmal ein kalter Schauer über den Rücken läuft, wenn er erklingt. Großartig!

Und damit das ganze Treiben auch wirklich bis zum Schluss die Chance hat packend zu bleiben, hat man in das Drehbuch auch noch ein paar schicke Wendungen mit hineingepackt, die zwar der Unlogik nun noch den letzten Kick geben, aber dennoch, bis zu Harrys Druck auf den roten Knopf, für Spannung sorgen. Sicher, Vorhersehbarkeit ist bis zum Schluss geboten, doch wenn man einmal richtig am mitfiebern ist, dann kann ein selbst die vorhersehbarste Wendung noch zum aufschreien bringen. Und das hat Bay hier erkannt und läßt das Publikum bis zum bitteren Schluss nicht zur Ruhe kommen, in dem er seine Figuren bis zum erbersten in allerlei Unannehmlichkeiten treten läßt, so das sie, wie es sich gehört, wirklich erst fünf Minuten vor Filmschluss sich vor dem Kometen retten können, zumindest ein Teil von ihnen. Der Schweiss rinnt, bei der richtigen Stimmung, mitunter in Strömen, und dafür ist das Kino schließlich gemacht worden.

Aber was wäre so ein Blockbuster, ohne seine großen Stars? Bay hat es auch dieses mal wieder geschafft einige Größen von Hollywood zu verpflichten, die hier allesamt eine astreine Performance ablegen. Zum ersten natürlich Bruce Willis, der seinen Macho-Charakter mit absoluter Präzision und größter Freude in Szene setzt. Dann Billy Bob Thornton, als NASA-Chef, ebenfalls absolut wunderbar in seinem Tun. Für den Spaß für zwischendurch sorgt dann Steve Buscemi, der hier sein Können, kleine Figuren zum Spaßfaktor Nr. 1 zu machen, wieder einmal exzellent zur Schau stellt. Dazu die bezaubernde Lilly Taylor und Ben Affleck, der zwar auch hier kein guter Schauspieler ist, aber sich alles in allem wenigstens einigermaßen bemüht, etwas ordentliches auf die Reihe zu bringen. Gut so!

Fazit: Inhaltlich Banal und von Pathos nur so triefend, so könnte man "Armageddon" beschreiben, ohne viel falsch zu machen. Doch in Wirklichkeit ist "Armageddon" weit mehr, als nur das. Denn dieser Film ist schlicht und ergreifend das, wofür das Unterhaltungskino schon immer steht und auch in Zukunft stehen wird. Perfekt inszenierte Action, grandiose optische Schmankerl, eine Musikuntermalung die einen nicht mehr los lässt, sowie Spannung und Atmosphäre pur, bis zum bitteren Schluss. Hollywood-Katastrophen-Action hat noch nie besser ausgesehen und wird es wohl in naher Zukunft auch nicht werden. Mag die Geschichte auch noch so unrealistisch und der US-Pathos allgegenwärtig sein, solange er in so ein wunderbares, unterhaltendes und zu keinem Zeitpunkt auch nur im entferntesten langweilig erscheinendes Gewand gepackt wird, kann man darüber locker hinwegsehen. Dieser Film will keine Zukunftsvision sein, dieser Film will einfach nur unterhalten. Und das hat er, zumindest bei mir, bestens geschafft und wird es wohl auch beim X-ten Mal wieder schaffen.

Wertung: 8,5+/10 Punkte

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