Back to Zamunda
COMING TO AMERICA war einer der größten Hits eines der größten Stars der 1980er Jahre. Quasselstrippe Eddie Murphy konnte ein paar Jahre lang anfassen was er wollte, es wurde zu Gold. Auch dieses bunte Feelgoodmärchen um einen afrikanischen Prinz auf Brautschau in Amerika. Dementsprechend wird der Film gern als belangloses Starvehikel abgetan, das außer Murphy kaum etwas bietet und in den Annalen der Filmgeschichte bestenfalls eine Fußnote verdient hat. Und dazu soll jetzt 30 Jahre später ein Sequel wieder die Massen begeistern? Da will wohl ein Star im Karriereherbst auf den einfach nicht tot zu kriegenden 80er-Nostalgiekult-Zug aufspringen.
Ein wenig unrecht tut man damit aber Star und Film schon. Der Prinz aus Zamunda ist sicher naiv, pflegt den etwas seichteren Humor und erzählt die nicht gerade exotische Geschichte vom Suchen und Finden der wahren und echten Liebe. Das tut er allerdings mit so viel Charme und Spielwitz des bis in kleinste Nebenrollen trefflich ausgesuchten Casts, dass man gar nicht anders kann, als permanent wohlig zu lächeln. Der Culture-Clash zwischen der luxuriösen Versnobtheit Zamundas und der schmuddeligen Ghetto-Atmosphäre des New Yorker Stadtteils Queens sorgt für jede Menge Situationskomik und witzige Seitenhiebe auf die USA der 80er. Vor allem aber war der Film seiner Zeit mindestens in einer Disziplin weit voraus. Vor kurzem wurde ja das Marvel-Spektakel BLACK PANTHER dafür bejubelt, als erster Blockbuster mit einen fast ausnahmslos farbige Cast weltweite Erfolge zu feiern. Tja, exakt dasselbe war Eddie Murphy und seinen Costars schon vor über 30 Jahren mit COMING TO AMERICA gelungen.
Die Vorraussetzungen für einen späten Nachklapp waren also gar nicht so schlecht: 80er-Dauer-Revival, ein deutlich erstarktes Black-Cinema, Murphys künstlerische Wiedergeburt mit der gefeierten Netflix-Bio DOLEMITE und all das kombiniert mit den Qualitäten des Originals. Nach den ersten Streaming-Eindrücken - der fürs Kino geplante Film landete pandemiebedingt bei Amazon - machte sich allerdings schnell Ernüchterung breit. „Überflüssig, belanglos, flach“, so der vermeintlich allgemeine Tenor. Und tatsächlich ist bei oberflächlicher Betrachtung der Berieselungseindruck und die Entbehrlichkeit der ganzen Chose nicht so ganz abwegig.
COMING 2 AMERICA bietet storytechnisch wenig neues, erzählt nicht einmal eine nennenswerte Geschichte, sondern variiert lediglich das bekannte Konzept. So gibt es erneut einen Abstecher nach Queens und allerlei Skurriles und Komisches am Zamundischen Königshof. Wieder soll der Prinz Zamundas mit einer dem König genehmen Braut versorgt werden und wieder begehrt der Sohnemann dagegen auf und sucht sein Glück beim niederen Stand. Akeem (Murphy) ist nun selbst König und agiert genauso konservativ wie weiland sein Vater Jaffee Koffer (James Earl Jones). Für seine eigentlich bestens geeignete Tochter will er die Tradition nicht brechen und versucht statt dessen seinen unehelichen Sohn Lavelle (Jermaine Fowler) zum Thronfolger umzufunktionieren. Das erweist sich als gar nicht so einfach, denn der ist ein perspektivloser Kleinganove in New York.
Das klingt lustiger, als es dann letztlich ist. Viele Gags sind mehr Schmunzler als Lacher, manche sind extrem platt und Jermaine Fowler spielt trotz seines Comedian-Backgrounds erkennbar nicht in derselben Liga wie weiland Eddie Murphy. Der wiederum hält sich zugunsten Fowlers vornehm zurück und kann die entstandenen Komik- und Charisma-Lücken so auch nicht adäquat füllen. Der Film plätschert daher häufig einfach so vor sich hin und verlässt sich dabei sehr auf seine so prächtige wie liebevolle Ausstattung der knallbunten Zamunda-Palastwelt sowie eine Vielzahl üppiger Gesangs- und Tanzeinlagen (immerhin treten dabei ehemalige und aktuelle Popgrößen wie En Vogue, Salt-N-Pepa, Gladys Knight, und Davido auf), die allerdings keinerlei Handlungsrelevanz besitzen. Ein Reinfall also?
Nicht ganz. Denn betrachtet man die beiden Filme als Einheit und hat man den ersten Teil nur kurz davor gesehen, dann steigt der Unterhaltungswert. Schade, dass John Landis nicht erneut inszenierte und das Feld Craig Brewer überlies, der beim komödiantischen Timing weit weniger Gespür (und Talent) zeigt. Dafür kehrt fast der gesamte Cast des Originals zurück (u.a. Arsenio Hall, Shari Headley, John Amos, Louie Anderson, James Earl Jones etc.), was zu einer Vielzahl witziger Déjà vus und Anspielungen führt. Ganze Handlungsblöcke, wie die McDonalds-Persiflage um Akeems Schwiegervater McDowell, werden zitiert und selbst die Insider Gags des Originals, wie der TRADING PLACES-Cameo, werden wieder aufgegriffen. Dazu liefert der endlich wieder präsentere Wesley Snipes eine knallige Diktatoren-Parodie. Das mag vor allem nerdige Filmfans ansprechen, bietet aber auch dem „normalen“ Zamunda-Fan noch ein nettes Nostalgie-Buffett.
Zu einem weiteren Superhit wird all das ganz sicher nicht reichen, wirklich gebraucht hat den Film auch keiner, aber als harmloser Zeitvertreib für die erwähnten Zielgruppen taugt das späte Zamunda-Sequel zumindest. Und sollte Murphy wirklich noch einmal durchstarten wollen, dann hat er noch ein Ass im Ärmel, das deutlich mehr Potential (aber auch Fallhöhe) birgt als Akeem. Der Mann kommt zwar nicht aus Queens, aber würde sich dort pudelwohl fühlen. The name is Axel, Axel F.