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Uli ist von Berufswegen Autoknacker, Rumtreiber und Lederjackenträger. Als er mal völlig abgebrannt bei seiner Schwester aufkreuzt, um sie um ihr Harterspartes zu erleichtern, heftet sich der 15-jährige Mark, Ulis Stiefbruder, an seine Fersen. Beide ziehen saufend und feiernd durch die Hamburger Kiezkneipen. Als die Beiden einem Zuhälter und dessen Schläger, mit denen Uli Stress hat, über den Weg laufen, kommt es zur Schlägerei, die für Uli tödlich endet.
Völlig fertig mit den Nerven sucht Mark Trost im Suff und gerät dabei ins Rocker-Milieu, welches ihn zwar nicht unbedingt herzlich aufnimmt, Mark fühlt sich jedoch auf Anhieb geborgen. Mark freundet sich mit dem gerade aus der Haft entlassenen Oberrocker Gerd an, dessen ruppige Art ihm imponiert…

Regisseur Klaus Lemke (AMORE, DIE RATTE, BERLIN FÜR HELDEN) ist für seinen Idealismus und seine Verweigerungshaltung gegenüber dem Mainstream bekannt. ROCKER – ein für das ZDF produzierter Fernsehfilm, ausschließlich mit Laiendarstellern besetzt und in authentischen Hamburger Hafenkneipen gedreht – erwies sich bis heute als Lemkes eindrucksvollstes Werk, zumal es eine ganz persönliche Ode an den Hamburger Kiez darstellt.
Die Rocker, die waren damals nämlich die Coolsten. Nicht wie heute die Gangster-Rapper. Die hatten noch ordentlich Schmackes in den Fäusten, mit denen sie auch Differenzen und Streitigkeiten klärten, wie es sich damals gehört hat für einen Mann. Das Credo eines jeden anständigen Rockers: Saufen, Schlägern, Arbeit verweigern und Lederkutte tragen. Unbedingtes Ausrüstungsutensil: Weste, Schnauzer, ungekämmte Zottelmähne und qualmender Feuerofen. Dabei noch ordentlich Klaren kippen und Joints in der Größe von Torpedos quarzen. So mag man das als Rocker.
Ihre Gegenspieler, die Bösen, das waren damals die Spießer. Die Anzug- und Schlipsträger, die Bürokraten und Sesselpuper. Und natürlich die Polizei.
ROCKER entführt uns in das Milieu der Bikergangs und vermittelt tatsächlich ein authentisches Bild der Szene. Dass dabei die Handlung oftmals etwas hinkt und zur Nebensächlichkeit verkommt, verzeiht man dem Film gerne.
Doch ROCKER ist nicht nur Milieu-Studie, sondern auch ein absolutes Zeitdokument vom Hamburg der 70er-Jahre und stellt neben NORDSEE IST MORDSEE und ABSOLUTE GIGANTEN eine der absoluten Hymnen auf die Hansestadt dar.

Neben wenig Handlung, viel Zechgelagen und lots of Hair Crime gibt’s feinste Klarinettenklänge von den Rolling Stones, Led Zepplin, Van Morrison und „Baby Blue” von den Them auf die Schmalzdrüsen.

„ICH STECH DICH AB, SCHEIßHAUS-FOTZE!“

Fazit:
Der deutsche EASY RIDER! Ein norddeutscher Klassiker!

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