Bruce hat es wahrlich nicht einfach in seinem Leben: Jahrelang berichtet er als Reporter treu für seinen Sender über die unwichtigsten Dinge, die man sich vorstellen kann, bis er sich eines Tages ernsthafte Hoffnungen machen kann, seinen Traumjob in den Hauptnachrichten zu ergattern. Doch den schnappt ihm ein Kollege vor der Nase weg, weshalb Bruce in einer Livereportage zunächst nicht nur die Beherrschung, sondern auch anschließend seinen Arbeitsplatz verliert. In seiner Wut klagt er Gott für das ihm ständig widerfahrende Pech an, der ihm sodann am nächsten Tag erscheint und all seine Fähigkeiten auf Bruce überträgt - einerseits um in Urlaub zu fahren und andererseits um seinem kurzfristigen Nachfolger zu beweisen, wie schwierig es ist, Gott zu sein...
Jim Carrey ist nach seinen jüngsten erfolglosen Ausflügen in ernsthafte Rollen mal wieder als grimassierender Witzbold unterwegs und darf sich hier von seiner besten Seite präsentieren. Er schafft es wie bereits in früheren Komödien, mit seiner prächtigen Spiellaune beim Zuschauer das Gefühl aufkommen zu lassen, daß kein anderer Schauspieler seinen Part als sympathischer Pechvogel Bruce übernehmen könnte. Natürlich dürften seine Hasser „Bruce Allmächtig“ meiden, da Carrey seine phantastische Gesichtsakrobatik einmal mehr sehr ausgiebig zur Schau stellt, woraus ab und zu grenzenlose Albernheit resultiert. So kann es nicht weiter verwundern, daß Jennifer Aniston („Friends“), die seine Filmfreundin Grace verkörpert, neben ihrem Partner verblaßt; dafür stellt sie den optischen Leckerbissen. Souverän wie immer meistert der von mir immer wieder gern gesehene Charakterschauspieler Morgan „Gott“ Freeman seine Aufgabe.
Mit einem großen Alleinunterhalter an der Spitze versteht Tom Shadyac (schon verantwortlich für die Carrey-Hits „Ace Ventura“ und „Der Dummschwätzer“) es über einen langen Zeitraum, seine originelle Grundidee (ein stinknormaler Durchschnittsbürger darf Gott spielen) sehr gut zu verwursten.
Unterhaltsam ist schon die turbulente, etwa halbstündige Exposition der Komödie, die die Handlung langsam an das Hauptthema heranführt. Den ersten Lachhöhepunkt bildet das dreiste Liveinterview des unglücklichen Reporters vor den Wasserfällen.
Der Mittelteil ist noch eine Runde witziger ausgefallen: Es macht großen Spaß, Carrey anfänglich bei seinen lustvoll vorgetragenen infernalischen Spielchen zu beobachten, wenn er die ganze Logik außer Kraft setzt und seiner Liebsten im wahrsten Sinne des Wortes die Sterne vom Himmel holt. Gags unterschiedlichster Qualität, sowohl oberhalb (Clint Eastwood) als auch unterhalb der Gürtellinie (Affe aus dem Hintern) anzutreffen, prasseln auf den Kinogänger nieder und wissen prächtig zu unterhalten. Die Fülle und Vielseitigkeit der Späßchen lenken lange clever davon ab, daß „Bruce Allmächtig“ - wie bereits in „Der Dummschwätzer“ (Anwalt muß einen Tag lang nur die Wahrheit sagen) - im Prinzip nicht viele andere Einfälle vorzuweisen hat, als die Hauptfigur mit ihren göttlichen Fähigkeiten ein groteskes Vorkommnis nach dem anderen geschehen zu lassen. Letztlich baut der Regisseur also nur auf einen einzelnen Gag.
Und so tritt das Unvermeidliche ein: Dem Film geht am Ende die Luft aus. Sicherlich mag er noch ausreichend zeitvertreibend sein, um den Zuschauer nicht gänzlich zu vergraulen, allerdings ist eine Qualitätseinbuße, insbesondere in Sachen Humor, nicht zu verleugnen. Denn immerhin wurde „Bruce Allmächtig“ in den USA abgekurbelt, und dieses Land verabscheut jede Form von Blasphemie. Somit ist ein Läuterungsprozeß, den Bruce am Ende durchleben muß, unausweichlich. Er muß erkennen, daß Allmacht nicht zwangsläufig zu einem glücklichen Leben führt. Da er als Gott zu Verantwortung verdammt ist und nicht nur die Aufgabe hat, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern sich aller Probleme auf Erden anzunehmen hat, wird er zu guter Letzt froh sein, wenn er wieder von seiner gemütlichen Kleinstadt berichten darf und in einem zuckersüßen (natürlich schon vor dem Film voraussehbaren) Happy End seine zwischenzeitlich davongelaufene Grace zurückgewinnen kann. Es wird leider mächtig auf die Tränendrüse gedrückt - dazu paßt die rührselige Musikuntermalung -, anstatt die Story lustig weiterzuerzählen und zuende zu bringen. Aufgrund des verpatzten Schlusses geht der Betrachter bedauerlicherweise nicht mit dem Gefühl nach Hause, ein außergewöhnliches Filmerlebnis gesehen zu haben. Es bleibt lediglich eine gute Komödie zurück, die sich nach vielversprechendem Beginn nicht großartig von anderen Genrevertretern unterscheidet.
Fazit: Ein typischer Jim Carrey-Film! Insgesamt sehr heiter und unterhaltsam, mit einer originellen Grundidee ausgestattet, deren Potential durch die USA-übliche Sentimentalität, die am Ende die Oberhand gewinnt, leider nicht voll ausgeschöpft wird. Harmlose Kost für die ganze Familie, die keine weiteren Schäden hinterläßt.
GESAMT: 7/10 (Unterhaltungswert: 7 - Handlung: 7 - Schauspielerische Leistungen: 8 - Kameraführung/Atmosphäre: 7 - Musik: 6)