Review

Komplette Serie

Man ist ja inzwischen dankbar für Miniserien. Insbesondere für solche, die ihre Geschichte nicht wie heutzutage üblich in die Breite erzählen, sondern es schaffen, über mehrere Stunden hinweg Storyfokus und Spannung aufrecht zu erhalten. THE SERPENT ist ein Paradebeispiel dafür.

Der Plot ist recht einfach: Ein narzisstischer Krimineller vietnamesischer Abstammung spielt sich (vorgeblich aus Rache an der „rassistischen Gesellschaft“) als gönnerhafter Diamanthändler auf und ermordet weiße Backpacker in Asien, um seinen großspurigen Lebenswandel zu finanzieren. Ein junger holländischer Botschaftsangestellter kommt ihm auf der Suche nach einem verschwundenen Touristenpärchen auf die Schliche und macht es fortan zu seiner Lebensaufgabe, den Verbrecher zu stellen – gegen den Widerstand mancher Behörden und der korrupten Thai-Polizei.

Die simple Gut-gegen-Böse-Konstellation gewinnt durch die ungewöhnlichen Charaktere an Tiefe: Hochstapler Alain/Charles ist wirklich nicht zu trauen und selbst seine engsten Verbündeten wissen nie so recht, ob sie nicht vielleicht gerade etwas in den Tee gerührt bekommen. Der Franzose Tahar Rahim spielt den massiv unsympathischen Bösewicht mit solch arrogantem Charisma, dass man kaum wegsehen mag und es kaum glauben kann, wie es ihm immer wieder gelingt, zu entwischen. Bei einer solch ausgeprägten kriminellen Begabung ist nur fraglich, warum er sich mit solch schäbigen Morden abgibt – definitiv keine Klischeefigur.

Der scheue Diplomat Knippenberg, der von seiner deutschen Frau Angela überall hinkutschiert wird und bei der Mörderhatz über sich hinauswächst, ist ebenfalls eine dankbare Charakterrolle und ein eher untypischer Held.

Was die Serie zudem spannend macht, ist ihre elliptische Erzählweise: Immer wieder springen wir von der Jetzzeit in die Vergangenheit zurück, um Zeuge der damaligen Verbrechen zu werden und auch das Schicksal einiger Protagonisten wird durch diese Zeitsprünge dramaturgisch geschickt eingekreist, bis wir endlich erfahren, ob sie die Begegnung mit Charles Sobrajh überlebt haben.

Die Gewalt ist selten explizit, dennoch ist der Film extrem grausam. Die schwüle, dreckige und fremdartige Atmosphäre von Bangkok, Hongkong und Katmandu in den 70er-Jahren wird sehr authentisch eingefangen, das Leben ist billig und nicht viel Wert. Man fühlt sich bisweilen an den indischen Serienkillerfilm RAMAN RAGHAV 2.0 erinnert.

Alles in allem nicht nur ein Leckerbissen für True Crime-Fans.

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