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Auch Italiens legendärer Erfolgsproduzent Dino De Laurentiis („Year of the Dragon“, „Manhunter“) erkannte Mitte der Siebziger das finanzielle Potential des damals extrem populären Blaxploitation-Kinos und beschloss sich seinen Teil vom Kuchen abzubeißen. In Chicago drehte Duccio Tessari („Eine Pistole für Ringo“, „Ringo kehrt zurück“) daher diesen allerdings nur mittelmäßigen Krimi mit vielen bekannten Gesichtern und einer flachen Geschichte, der sich heute nur noch über seinen nostalgischen Charme definiert. Dieser Punkt ist dafür nicht zu unterschätzen.

Denn zunächst einmal kann „Zwei Fäuste des Himmels“ einen funky Score von Isaac Hayes auffahren, der im selben Jahr als „Truck Turner“ gleich in der Hauptrolle auflegte und hier den Zuschauer mit unverfälschtem Rhythmus versorgt. Wer mit seiner Musik nichts anfangen kann und zudem für die Siebziger nichts übrig hat, ist hier ohnehin fehl am Platz. Fans stehen dagegen Schlange. Als Dreingabe zeigt dieser Film auch echte Pimps, die dazugehörigen Karren und die schäbigen Viertel, in denen dieses Genre so gern suhlte. Für Atmosphäre wird also schon einmal großzügig gesorgt und die hat der Film auch dringend nötig, um von seinen inhaltlichen Schwächen abzulenken.

Denn ausgerechnet Lino Ventura („100.000 Dollar in der Sonne“, „Der Rammbock“) muss als eine Mischung aus Pater Brown, Don Camillo und Bud Spencer mit Father Charlie einen Geistlichen in Chicago personifizieren, der sich anstatt in der Kirche lieber zusammen mit den Kindern auf dem Sportplatz herumtreibt und von der Obrigkeit kritisch beäugt wird. Seine unorthodoxen Methoden (u.a. mit Waffen geschmückter Altar) stoßen auf wenig Gegenliebe und Rüffel erhält er auch, wird aber trotzdem geduldet, weil er die Kids von Drogen und Alkohol fern hält. Als sein Freund Gene Lombardo (Mario Erpichini) ermordet wird, geht er der Angelegenheit selbst auf den Grund um dessen Namen reinzuwaschen. Als Vertreter einer Versicherungsagentur wurde Lombardo mit der Wiederbeschaffung einer fürstlichen Summe betraut, die bei einem Raubüberfall auf die Handelsbank gestohlen wurde. Nun findet man seine Leiche allerdings neben der des Bankräubers, was die Polizei nur zu einem Schluss kommen lässt...

Soweit will es Father Charlie jedoch nicht kommen lassen und recherchiert selbst. Mit einem Pastor hat Ventura auch in Folge nur noch ganz wenig im Sinn. Hauptsächlich beschränkt er sich auf ironische Kommentare oder distanziert sich vom Schießeisen, ist aber einer handfesten Prügelei nie abgeneigt. Wer mit einem trockenen Spruch aber mit der bloßen Hand Münzen verbiegt, braucht sich über mangelnden Respekt nicht beschweren.

Obwohl Tessari mit der Auswahl seiner Kulissen richtig liegt und sie zumeist aus schummrigen Bars, Spielsalons oder heruntergekommenen, beziehungsweise stillgelegten Gebäuden in baufällige Gegenden verfrachtet, enttäuscht seine Inszenierung.
Mit dem allgemein schwachen Drehbuch hatte er es jedoch auch nicht leicht, weil der wenig ausgeprägte Spannungsbogen weder Charlie noch den Zuschauer näher an den Hintermann des Mordes führt. Derweil lässt Tessari aber auch eigene Akzente vermissen, die „Zwei Fäuste des Himmels“ unverwechselbarer machen würden.

Denn so beschränkt der Film sich nun eher auf Einzelmomente, die es dafür in sich haben. Ventura, nur auf dem Rad unterwegs, schaukelt sich von Schauplatz zu Schauplatz, prügelt sich ein wenig und schüchtert ein, erhält aber keine Informationen, kann gleichzeitig wichtige, belastende Indizien aber vor Captain Ryan verstecken, der seinerseits in dem Fall ermittelt, von einem ungewohnt unauffälligen William Berger („Der Gefürchtete“, „Keoma“) gespielt wird und auf der Gehaltsliste der Unterweltgröße Mike Petralia (Vittorio Sanipoli) steht.

Isaac Hayes selbst greift erst später in das Geschehen ein, erntet vorher jedoch schon ein paar neugierige Blicke, weil er Ventura urig mit Sonnenbrille in seinem Cabrio distanziert beäugt und dem renitenten Geistlichen erst zu Hilfe eilt, als ihn zwielichtige Figuren entführen und in einen lodernden Brennofen verfrachten wollen.

Die beiden kommen zwar auch als Duo nicht weiter, weil potentielle Zeugen und Mittäter kurz vor ihrer Ankunft ermordet werden, aber immerhin geben die beiden ein ganz amüsantes Duo ab. Denn Hayes hat selbst persönliches Interesse an den wahren Hintergründen, weil er der verantwortliche Polizist war, der seinen Posten verließ und deshalb den Überfall erst ermöglichte beziehungsweise einen Toten verschuldete. Beide haben eine ganz herrliche Szenen in Hayes Wohnung, in der Ventura in Unterwäsche auf dem Bett liegt und der Ex-Cop seine Klamotten im Hintergrund bügelt. Wenig später sitzen die beiden am Frühstückstisch und braten ihre Eier auf dem umgedrehten Bügeleisen...
Solche obskuren Momente und amüsante Dialoge zwischen den beiden erweisen sich als echter Gewinn für den Film, weil sie das ab und an zu trockene Geschichte ein wenig aufpeppen, auch wenn dabei keine Zwerchfellattacken gestartet werden. Besonders der dreiste Ventura hat so seine Äußerungen gegenüber den Vorgesetzten zu tätigen.

Fast schon sträflich vernachlässigt wird übrigens der coole Fred Williamson („Hammer“, „Boss Nigger“), damals auf seinem Zenit, als überzeugender Pimpmaster, der erst später eine wichtigere Funktion einnehmen soll und bis dahin nur sporadisch in einigen Szenen auftaucht.

Im Duett fällt Hayes und Ventura zwar auch kaum mehr ein als sich weiter durchzufragen, aber immerhin verprügeln sie aufgrund eines Missverständnisses gleich eine Handvoll von Petralias Schlägern, bis sie dann doch bei dem friedfertigen Gangsterboss landen, der selbst um eine möglichst schnelle Klärung der Dinge bemüht ist, um endlich wieder ungestört seinen Geschäften nachzugehen. Dafür bietet er den beiden sogar Unterstützung und Kohle an.
Erst das Aufsuchen von Hayes Ex-Frau, die er mit Prügel zum Reden bewegt, bringt sie dann letztlich auf die richtige Fährte bis der in Ungnade gefallene Gesetzeshüter für die Polizei plötzlich selbst sehr verdächtig erscheint.

Freilich wartet auch hier ein Plottwist auf den Zuschauer, aber angesichts des ansonsten einfältigen Ablaufs verpufft dessen Wirkung zum Schluss. Das Duo fungiert dann am Ende zwar mit der Brechstange, so dass auch noch Platz für ein schlagkräftige Finale und Schusswaffengebrauch bleibt, aber erstaunt ist man über den wahren Mann im Hintergrund eigentlich nicht. Viel kurioser ist da schon William Berger, dessen Charakter überall zum passenden Zeitpunkt auftaucht, obwohl ihn niemand ruft.


Fazit:
Funky! Groovy! „Zwei Fäuste des Himmels“ sei allen ans Herz gelegt, die etwas mit den Siebzigern anfangen können. In dieser Hinsicht versprüht der Film dank seines tollen Scores, der Kleidung, der Fahrzeuge und der Schauplätze einfach ungeheuer viel Charme. Die soliden Leistungen bekannter Gesichter runden den Film entsprechend ab, allerdings gerät der doch sehr banale Plot schnell ins Hintertreffen. Erst allein und später mit Hayes eilt Ventura eigentlich nur von Person zu Person, stellt seine Fragen oder kommt nicht mehr dazu und lässt sich in ein paar Prügeleien verstricken. Selbst für so einen Krimi ist so ein einsilbiges Handlungsschema etwas dürftig. Duccio Tessari erweist sich leider auch nicht unbedingt als ein Regisseur, der solche Mängel mit einer versierten Inszenierung ausgleichen könnte. Chicagos Drehorte und die Schauspielerriege spielte ihm jedoch glücklicherweise zu.

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