Einer der (überschaubaren?) Filmproduktionen, die von der derzeitigen Einschränkung des sozialen und gesellschaftlichen Lebens einschließlich auch der Beschränkung und Reglementierungen von Dreharbeiten allgemein und der Distribution selber (möglicherweise?) profitiert haben könnten. Ein genauer Vergleich ist aufgrund der Umstände selber und vieler offener Fragen und unsicherer Faktoren schlecht möglich; Fakt ist zumindest, dass die Regiearbeit von John Hyams - welche im Fundus des Action- und Psychothriller wie bspw auch Unhinged wildert - aufgrund der Übersichtlichkeit von im Kino startenden Werken eine gewisse positive Aufmerksamkeit erlangt hat. Und bei Kritikern vor allem auch und dem Publikum ebenso aus unterschiedlichen Gründen auch eine Resonanz ausgelöst und eine gesunde Reputation erregt:
Als die junge Witwe Jessica Swanson [ Jules Willcox ] aufgrund der dringend nötigen Ortsveränderung einen Umzug mit dem Auto anstrebt, kommt sie schnell einem erstaunlich hartnäckigen anderen Autofahrer [ Marc Menchaca ] in die Quere, der ihr nachzustellen scheint und ihr bald unangenehm auf den Leib rückt.
Je größer das Land, desto länger und leerer die Straßen. Der Road Thriller als eigenes Subgenre, mit Duell das Szenario vorgemacht, mit anderen Vertretern wie Vier im rasenden Sarg, Truck Driver - Gejagt von einem Serienkiller, The Hitcher, der Highwaykiller, Bad Heat - Highway des Todes, Breakdown, Joyride - Spritztour das Metier variiert und erweitert. Hyams' Werk als anfänglich neuer Vertreter, als Action / Horror / Suspense auf der Landstraße, die ewig weit und ewig gleich auch ist und wo eine Fahrt von ganzen vier geplanten Tagen bald auch wie eine Reise in die Hölle und hoffentlich auch zurück erscheint. Der Anlass in solchen Filmen ist nichtig, bzw. gibt es keinen, der Moment der Gefahr und die dann anhaltende Bedrohung ist zufällig, zur falschen Zeit am falschen Ort quasi, nichts, wovor man sich schützen kann und nichts, was man zu entgehen weiß. Das Alone im Titel charakterisiert die Protagonistin, kein sicheres Zuhause, keine Unterstützung, die Wohnung alleine leer und in den kleinen Umzugswagen eingeräumt, die Fahrt ohne Kontakte und das Ziel noch längst und vielleicht niemals nicht erreicht.
Hyams inszeniert das ruhig und gleichzeitig engagiert, von außen und behutsam, mit knapper Präzision und ohne exploitative Mittel hantierend. Ein isoliertes Geschehen mit kleineren Störungen schon in der Grundierung, der Umzug selber ist sichtlich nicht wirklich von langer Hand geplant und nicht wirklich vorbereitet; es bleiben mehrere Sachen am Straßenrand zurück, es hilft niemand, die erste rote Ampel eine Kreuzung weiter ist schon so etwas wie ein Halt und ein emotionales Stoppzeichen. Die Unterhaltung durch Radio und Hörbuch wirkt wie mühsame Ablenkung und das erste langsam fahrende Auto vor ihr ist schon deutliche Belastung. Der Störfaktor ist plötzlich da, dann wieder weg, dann bleibt er. 300 Meilen (ca. 483 km) Weg hat man da noch, den Verfolger im Rückspiegel und die berechtigte Angst als steten Begleiter.
Verunsichert war die Person hier schon vorher, die Geschichte (basierend auf dem Drehbuch von Mattias Olsson zum schwedischen Night Hunt - Die Zeit des Jägers, 2011) dazu erfährt man noch in Bruchstücken und erfährt man noch später. Der Unterschied zu den anderen Filmen (neben einer Kapiteleinteilung wie "The Road", "The River", "The Rain" etc.) ist auch, dass es sich hier um eine junge Frau handelt, die sowieso 'unterlegen' in der körperlichen Erscheinung und sich hier noch ständig alleine unter Männern und speziell einem ausgesucht hartnäckigen Verfolger befindet; eine kleine Szene an einer nächtlichen Raststelle sieht die langsam schwenkende Kamera geradezu suchend nach Risiken und Gefahren – zwei andere einzelne Männern – , welche sich in der Harmlosigkeit, aber gleichzeitig auch in Abwesenheit von möglichen Beschützern auflösen und dann aus einer anderen Richtung heraus als erneuter alleiniger Terror visualisieren. Sowieso wird der Betrachter von außen immer mit eingebunden, mal sieht er Dinge eher, kann aber nicht helfen, mal wird die Situation alleine über den Anblick von Jessica nahe gebracht und verkörpert. Die Protagonistin ist nie Opfer, aber stets in Irritation, als potenzielle Beute, nicht die einer gesamten (männlichen) Gesellschaft, aber eines Individuums daraus, der nicht merkt, wann er sein Gegenüber einschüchtert und ihn verängstigt oder dies nicht merken oder dies nicht ändern will oder es geradezu darauf abzulegen scheint. Eine halbe Stunde Film ist bis dahin vergangen, die Gewissheit dann da, der Kampf kommt später.
Die erste halbe Stunde, die Stalker-Paranoia, die im Grunde dem Aufbau dient, ist und bleibt die beste, alles Weitere hat auch seine Spannungsmomente, zwei bis drei hervorragende, da recht fiese sogar, die viel über die Augen weiterhin erzählen und dies als Spiegel der Seele generieren, hat vor allem den Überlebenskampf in der zwar schön anzuschauenden, aber unwirtlichen Natur, funktioniert weiterhin über die Survivalschiene, ist aber psychologisch schwächer und eher als körperliches Katz-und-Mausspiel (ein Sprung in den reißenden Fluss, ein Kampf im fahrenden Auto plus das Finale auf einer apokalyptisch wirkenden, da kurz zuvor brandgerodeten Lichtung) angelegt.