Owhauahauaha, was für ein Machwerk, das "Alarm für Cobra 11"-Regisseur Stephan Manuel da abliefert.
Ich gehöre ja eigentlich nicht zu den Leuten, die deutsche Filme und insbesondere deutsche Komödien des niedrigeren Niveaus pauschal verdammen ("Voll Normaaal" fand ich super), aber man muss schon jegliche Spur guten Geschmacks ablegen, bevor man sich dies Werk zu Gemüte führt.
Beginnen wir mit der Story, die, wie ich finde, eigentlich recht passabel ist, zumindest für Komödienvehältnisse. Andi Ommsen, Stullenschmierer und Möchtegernzuhälter bekommt von Kiez-Boss Slobo scheinbar die Gelegenheit seines Lebens: Er soll auf dessen Geliebte Anica aufpassen, während er auf Geschäftsreise ins heimische Albanien fährt. Was Andi allerdings nicht weiß: Slobo wählte ihn nur aus, weil er seinen eigenen Schlägern nicht traut. Die sind nämlich alle rattenscharf auf Anica. Andi hingegen hält er für komplett harmlos, was dieser eigentlich auch ist.
Wie sich herausstellt wird die schöne Anica von Oberfiesling Slobo gegen ihren Willen festgehalten. Dieser hat ihr nämlich ihre Papiere gemopst und nun kann die Schöne nicht mehr beweisen, dass sie Deutsche ist.
Klar das daraufhin das schlafende Kämpferherz in Andi erwacht. Die beiden brechen also auf um die geklauten Papiere zurückzuerobern. Immer an ihren Ärschen klebend der furchtbare Soap-Star Timo Held, der für eine Rolle als Lude recherchieren will und Stullen-Andi Ommsen für den King of the Kiez hält...
Soviel also zur Story, nun zur Besetzung.
Dort wurden viele Dinge richtig gemacht, aber eben leider nicht alle. Lotto King Karl als Stullen-Andi ist über jeden Zweifel erhaben. Er ist ein Hamburger Urgestein und spricht daher auch mit perfektem Akzent, soll heißen: Man merkt, dass er den Akzent nicht einfach nur nachahmt, sondern ihn wirklich spricht, und dass hört sich einfach nur saugut an (Heimat, ach wie klingst du süß!).
Auch Alexandra Neldel überzeugt, nicht nur durch ihre schauspielerischen Leistungen (hihi), sondern auch und vor allem durch ihre körperlichen Vorzüge. Da hat man immer was zu gucken. "Bang Boom Bang" lässt grüßen.
Nun zu dem vielleicht größten Fehler, den dieser Film zu bieten hat: Tobias Schenke.
Dieser spielt in gewohnt nerviger Art den "knallharten" Soap-Star Timo Held, der ganz dringend Feature Filme machen möchte und deswegen beim Casting für den Film (lustig) "Der letzte Lude" unbedingt Punkten muss. Nun hat der furchtbar talentierte Schauspieler Held bzw. Schenke allerdings keine Ahnung wie man so einen waschechten Vollkaufman spielen muss. Also macht er sich auf zum Kiez, wo er schließlich auf unseren Helden Andi trifft. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf.
Schenke mimt den untalentierten Schauspieler so überzeugend (warum nur?), dass man vor Freude fast kotzen möchte. Zum Glück gibt ja die Vorspul-Taste.
Die Nebendarsteller machen ihre Sache da schon ordentlicher. Vor allem Erdal Kacar als supergefährlicher Kiezkönig, der immer ein wenig lächerlich wirkt und von der deutschen Grammatik ungefähr soviel Ahnung hat, wie ein Brot vom Denken, ist klasse. Der finale Shootout (ganz recht, ich nenn das wirklich so) gefällt vor allem dank ihm.
Da dieser Film eine Komödie ist, soll er vor allem eines sein: Lustig. Das ist er auch, aber leider nur in den Szenen in denen Schenke nicht dabei ist oder, gottseidank, die Fresse hält. Denn sobald dieser den Mund aufmacht schließt sich meiner und mit dem Lachen ist's aus.
Natürlich muss gesagt werden, dass der präsentierte Humor auf der alleruntersten Stufe jeglichen Niveaus steht, vielleicht sogar noch eine Stufe tiefer.
Für Feministen und Feministinnen ist dieser Film gar nichts. Die Sprüche die hier teilweise abgeliefert werden sind sowas von frauenfeindlich, dass jedem modernen Menschen das Lachen vergehen sollte. Mir allerdings gefällt's, denn jeder dieser halbgaren Machosprüche passt so wunderbar herrlich in das Klischee des Zuhälters.
Überhaupt ist dieser Film eine einzige große Sammlung der gängigen Klischees über Zuhälter, Nutten, osteuropäische Zuwanderer und was weiß ich noch alles. Mitunter ist das wirklich nervig.
Ansonsten besteht der Humor vor allem aus peinlicher Situationskomik, die aber allzu oft auf halbem Weg krepiert (z.B. die Dildotürstopper-Szene).
Unterm Strich bleibt also eine mit Klischees und geschmacklosen Witzen überladene Komödie mit annehmbarer Story, die man allerdings niemals zu ernst nehmen sollte, und Darstellern, von denen leider nur einige Wenige (die Minderheit), wirklich lustig agieren.
Ohne Lotto King Karl und Alexandra Neldel wäre dieser Film gar nichts, ohne Tobias Schenke viel mehr.
Die Wertung daher: 6/10 Punkten.