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Oftmals sind die Elemente einer Horror-Anthologie durch ein vages Konzept miteinander verbunden, sei es durch einen Feiertag, Found Footage oder mannigfaltige Möglichkeiten, das Zeitliche zu segnen. Vorliegende Zusammenstellung ist eher eine Resterampe von Kurzfilmen, denn die Produktionsjahre reichen teils bis 2013 zurück.

Leider liefert die Rahmenhandlung, welche die neun Beiträge umgibt, den mit Abstand schwächsten Part. Alleinunterhalter Brendan schwafelt vor einem imaginären Publikum, wird oft in Nahaufnahme eingefangen und sinniert anbei über seine verflossene Beziehung, was mit einer mehr als erahnbaren Pointe schließt.

Der erste Beitrag dürfte dem einen oder anderen eventuell bekannt vorkommen, denn „The Cleansing Hour“ erfuhr unlängst eine Langfassung, die hierzulande 2019 unter dem Namen „Exorzismus 2.0“ erschien. Die kurze Fassung wirkt ein wenig überhastet, bringt jedoch eine angenehm garstige Pointe.

„Drudge“ wirkt wie der Ausschnitt aus einem Slasher, der technisch versiert in Szene gesetzt ist, jedoch keine wirkliche Aussage vermittelt. Deutlich besser ist der dritte Kurzfilm „A Father's Day“, welcher aus Sicht zweier Zombies geschildert wird und eine emotionale Botschaft transportiert. Zudem überzeugen das Make-up und die wenigen Darsteller.

„RIP“ darf als bitterböse Gesellschaftssatire verstanden werden. Ein Typ erhält die Diagnose, nur noch 48 Stunden zu leben, so dass seine Frau schon mal die Zeit nutzt, sich mit ihm über das Outfit für die Beerdigung zu streiten. Gegen Ende wird es ordentlich blutig.

Der schrägste Beitrag kann als politische Statement verstanden werden, auch wenn es mittlerweile nicht mehr ganz so aktuell erscheint. In „Mamon“ befindet sich eine hohe Mauer an der Grenze zu Mexiko, als ein riesiger Trump-Roboter eine Art Säuberung übernimmt. Herrlich überzogener Slapstick mit einer aberwitzigen Wendung.

Den Höhepunkt innerhalb des insgesamt starken Mittelteils bildet die Fabel „The Death, Dad and Son“, welche in Stop-Motion realisiert wurde. Während Gevatter Tod seine Runden dreht, entscheidet sich sein kleiner Sohn, ein Schutzengel zu werden und bringt damit alles durcheinander. Was ein wenig nach Tim Burton aussieht, wurde unter anderem von dem Franzosen Vincent Paronnaud („Persepolis“) realisiert. Starke Geschichte, viel Gefühl, aber auch ein Quäntchen Humor.

Danach kann es nur noch bergab gehen, was bei „Entity“ wörtlich zu nehmen ist, als eine Astronautin in ihrem Weltraumanzug ohne Navigationsmöglichkeit durchs All schwebt. Gefällige Bilder stehen einem dünnen Inhalt gegenüber.
Glücklicherweise bildet „Bloodbath“ mit rund vier Minuten den kürzesten Beitrag, denn er ist mit seiner schwachen Pointe und der witzlosen Inszenierung auch der schwächste.
Zum Finale geht es schließlich unter deutscher Regiehand in Splattergefilde, als ein mörderischer Verein in „The Last Show“ Jagd auf Rummelplatzbesucher veranstaltet, was gekonnt durch Comicbilder erweitert wird.

Dass die Sammlung keinem festen Konzept folgt, erweist sich im Endeffekt als Vorteil, denn dadurch entsteht eine gewisse Vielfalt, die gar bis in Science Fiction Gefilde hineinreicht. Humor findet sich vereinzelt ebenso wie etwas Gore und bis auf die leicht nervige Rahmenhandlung, die als solche auch deutlich zu lang ausgefallen ist, befindet sich unter den neun Kurzfilmen kein ganz schlechter, während vier sogar recht sehenswert sind.
6,5 von 10

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