Review
von Leimbacher-Mario
Von Demenz und Dämonen
„Sator“ wurde über viele Jahre beeindruckend nahezu völlig im Alleingang von Regisseur Jordan Graham zusammengeschustert und erzählt sehr persönlich mit/von seiner Großmutter, die psychisch angeschlagen von einer übernatürlichen Macht kontaktiert wurde, die sie Sator nannte. Und daraus entstand dann verwinkelt und über Umwege das tiefschürfende Gruseldrama „Sator“, über eine im Wald hausende Familie, die von eben dieser mysteriösen Entität angesprochen und bedroht wird...
„Sator“ vereint Post Horror mit Found Footage, er reicht von privaten Geburtstagsvideos über schönste Weitwinkelpanoramen, von schwarz-weiß bis hochwertig, von grieselig bis glatt, von „Blair Witch Project“ über „Krisha“ bis „The Lighthouse“. Doch das sehr intime und stylische Ein-Mann-Projekt hat nicht nur audiovisuell einiges zu bieten, etliche Facetten. „Sator“ behandelt als moderner Folk-Terror Demenz genauso sehr wie familiäre Dämonen, er ist ein Slowburner, bei dem sich das Warten und Fallenlassen lohnt. Wenn Herr Graham mit nahezu nichts schon sowas auf die Beine stellen kann, will ich um jeden Preis erleben, was er mit einem soliden Budget anstellen kann. „Sator“ lässt Erinnerungen und Alpträume verschwimmen, er erzählt aus der ganz humanen und nachvollziehbaren Schattenwelt. Und das trotz Totenköpfen und Taxidermia-Monstern. Dieser Balanceakt gelingt nicht jedem. Die enorme Atmosphäre ist zu dick zum Schneiden, die Bildkompositionen gehören auf die größte Leinwand, die Darsteller spielen authentisch und echt, in jeder Ecke und Szene stecken mehr Herzblut als in einigen kompletten Studioauftragsarbeiten.
Fazit: vereint stilvoll Elemente aus „It Comes At Night“, „Hereditary“ und „Relic“ zu einem Atmosphärewunder, das keine Grenzen kennt, eine beängstigende Metaebene besitzt und in den nächsten Monaten/Jahren hoffentlich noch gehörig von sich reden macht. Hier ist ein Könner am Werk!