Review

*** Spoilerwarnung ***


Das irische Dorf Kilkenny anno 1650. Bill Goodfellowe verdingt sich als Wolfsjäger, denn auf Befehl des herrschenden Lord Protector sollen diese im Umland ausgerottet werden. Und so zieht er los, stellt Fallen auf und verfolgt die in den nahen Wäldern lebenden Geschöpfe. Der Baumbestand geht weiter und weiter zurück, denn die Stadt holzt den Rohstoff mehr und mehr ab und dringt immer weiter in den Lebensraum der Wölfe vor. Diese wehren sich auch in Gestalt des Mädchens Mebh, einer Wolfwandlerin, auf die auch Bills Tochter Robyn trifft. Eine Begegnung, die keine der beiden wohl so schnell vergessen wird.

Auf den ersten Blick ist die Optik ungewöhnlich flach, oftmals geradezu zweidimensional und das Figurendesign merklich anders. Vielleicht bin ich inzwischen aber auch einfach zu disney- und pixarfiziert. Doch lässt man es auf sich wirken, kann man in der Darstellung sehr viel Schönheit erkennen, gerade in den im Wald spielenden Szenen, die einfach nur zum staunen sind. Die vorliegende Mischung aus klassischer Zeichenarbeit und digitaler Nachbearbeitung stellt für mich jedenfalls einen der optisch ansprechendsten Filme seit einer ganzen Weile dar.
Auch die Geschichte ist, trotz einiger bekannter Zutaten, sowohl unterhaltsam als auch anrührend geraten und kann bis zum Schluss überzeugen. Bills dauernde Ignoranz ist zwar auf die Dauer etwas nervtötend und der angedeutete Gesinnungswechsel der Bevölkerung von „alle umbringen“ zu einer (scheinbar) friedlicheren Koexistenz kommt bei aller Notwendigkeit doch recht konstruiert rüber. Aber viele Details reißen's wieder raus, sowohl optisch als auch auf die Figuren bezogen. Kleine witzige Einlagen mit den Stadtbewohnern lockern das Geschehen ebenfalls auf. Obendrauf wurde das Ganze auch noch mit einem gelungenen Soundtrack von Bruno Coulais garniert.

Sind in Märchen sonst die Wölfe oft Quell des Übels, sind es hier die Menschen, die das Unheil vorantreiben. Die Abgrenzung zwischen Zivilisation und der Natur wird angesprochen, ebenfalls Themen wie Umweltschutz und Fanatismus, verpackt in eine sehenswerte Präsentation.
„Wolfwaker“ ist ein audiovisuell überaus ansprechendes Märchen mit einer wunderschön gezeichneten Umwelt und zwar anfangs vielleicht gewöhnungsbedürftigem, aber dennoch gelungenem Charakterdesign. Eine rasante, emotionale Reise und einfach ein toller Film.

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