Achtung, Spoiler!
"Kiss of Death"-Regisseur Barbet Schroeder schuf mit "Single White Female" einen guten Psychothriller.
Die Story:
Sam hat seine Freundin Allie mit seiner Ex betrogen. Als diese eines nachts bei Allie anruft und Allie mehr oder weniger unfreiwillig Wind davon bekommt schmeißt sie Sam aus der Wohnung. Diese hat sie nun ganz für sich und fühlt sich einsam. Es dauert aber nicht lange da zieht die schüchterne Hedy bei ihr ein. Die beiden verstehen sich auf Anhieb sehr gut und sie hilft Allie über die Trennung hinwegzukommen. Als Sam eines Tages wieder in Allies Wohnung aufkreuzt vergibt sie ihm und sie sind wieder glücklich vereint. Doch Hedy ist eifersüchtig auf Sam...
Barbet Schroeder spielt gekonnt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers. Zuerst sieht es so aus als wäre der untreue Sam der Psychopath. Obwohl Allie niemals den Hörer abnimmt ruft er ständig bei ihr an. Das ist nicht wirklich ungewöhnlich nach einer solchen Trennung. Seltsam wird es jedoch als ein paar Wochen vergangen sind und er einfach keine Ruhe gibt. Allie rührt keinen Finger und langsam fühlt sie sich belästigt. So fängt das Ganze in einem typischen Psychothriller, mit einem Psychopathen der von seiner Frau verlassen wurde und damit nicht klar kommt, immer an. Als Sam eines Tages ohne Erlaubnis in die Wohnung eindringt war für mich klar, Sam ist der Psychopath und wird nun krankhaft Jagd auf Allie machen.
Dann kommt allerdings die große Überraschung. Allie vergibt Sam, die beiden versöhnen sich und sind wieder zusammen. Fragt sich nur was nun passiert und wer jetzt eigentlich der Psychopath ist? Von dem Moment an verhält sich nämlich Hedy komisch. Außer Allie hatte sie niemanden und jetzt ist sie eifersüchtig auf Sam weil er zurückgekommen ist. Es hält sich aber noch in Grenzen. Und dann wird von Minute zu Minute immer deutlicher das mit Hedy etwas nicht stimmt. Wer hätte das gedacht?
Dieser Überraschungseffekt kommt vor allem durch das gute Schauspiel von Jennifer Jason Leigh. Sie macht ihre Sache einfach großartig. Man erwartet nicht das hinter der schüchternen Fassade von Hedy ein waschechter Psychopath steckt, vor allem weil ja zuerst alles auf Sam hindeutet. War sie am Anfang noch das unschuldige kleine Mädchen das keiner Fliege was zu Leide tun kann, bringt sie hinterher einen nach dem anderen um. Es kommt zum erbitterten Todeskampf zwischen Allie und Hedy und das Ende ist sehr typisch Psychothriller. Jennifer Jason Leigh versteht es jedoch prächtig sich sowohl in die Rolle der lieben, als auch der bösen Hedy einzufinden. Zum Schluss wird sie richtig fies.
Der Film bleibt die ganze Zeit über spannend. Selbst als klar wird das nicht Sam der Psychopath ist, sondern Hedy, wartet der Film mit ein paar überraschenden Wendungen auf, wie zum Beispiel das Allie beinahe von ihrem Boss vergewaltigt wird. Das Finale ist zwar relativ spannend gemacht, etwas mehr Einfallsreichtum hätte aber nicht geschadet. Ein solches Ende hat man in anderen Genrebeiträgen schon 1000 mal gesehen.
Fazit: Wenn der Film gegen Ende einwenig orgineller gewesen wäre, wäre "Single White Female" ein sehr guter Psychothriller. So ist es "nur" ein sehenswerter Psychothriller mit einer sehr guten Jennifer Jason Leigh.