Das Hongkong-Kino ist eher für brachiale Actionorgien als für ruhige Filme bekannt. Gleiches gilt auch für Johnnie To, der mit „Fulltime Killer“ seinen rasanten Beitrag dazu leistete. „P.T.U“ geht jedoch in eine ganz andere Richtung, hat kaum Action und zieht den Zuschauer dennoch in seinen Bann.
Als der Zivilpolizist Lo nämlich, bei dem Versuch ein paar Kleinkriminelle zu verhaften, überrumpelt wird und ihm seine Waffe entwendet wird, steht er vor dem Nichts. Der Verlust seiner Waffe steht nicht nur gleichbedeutend mit dem Ende seiner Karriere, sondern auch für eine mögliche Gefängnisstrafe und so bittet er einen Freund der P.T.U (Police Tactical Unit) ihm zu helfen und eine Gnadenfrist bis zum nächsten Morgen zu gewähren. Beide gehen getrennte Wege und wollen die wenigen Stunden der Nacht nutzen, um die Waffe wieder zu bekommen.
Wer nun auch eine spannende, vielleicht actionreiche Suche, nach der Waffe, durch die Unterwelt, hofft, der wird enttäuscht, denn „P.T.U.“ ist von Anfang bis Ende ein sehr ruhiger Film, der sich ganz auf seine Atmosphäre verlässt. Optisch sich dem Film Noir nährend, ist Tos visueller Stil atmosphärisch dicht, schlicht und einfach eine Augenweide, die vor Kälte, Pessimismus und Einsamkeit strotzt. Auch wenn der Plot leider arg vor sich hin kleckert, kann man sich an der Inszenierung nicht satt sehen. Fast schon in einer Art Melancholie versunken beobachtet man die durch dunkle, menschenleere Straßen, patrouillierenden P.T.U. s, die zwar nicht glorifiziert werden, bei dem trostlosen Job aber Sympathien aufkeimen lassen. So wirkt ein kurz auftauchender, Regencapes verteilender Laster schon fast wie ein letztes Unterstützungsrelikt aus dem fernen Revier. Hinzu kommt eine eigenartig bedrückende Tonbegleitung, die von kaum hörbarer Wummermucke aus den Discos bis hin zu alltäglichen Geräuschen wie dem Regen und den Rattern einer Fahrradkette gehört. To versteht es den Zuschauer in dieses Szenario zu bannen.
Die Eröffnung in der Bar zu Beginn ist nur ein kleiner Vorgeschmack darauf. Es werden Personen verknüpft und in Verbindung gebracht, während die nicht erklärten Motivationen der Charaktere wieder auf Themen wie Freundschaft und Loyalität zurückgeführt werden müssen. Die spätere Observierung eines Hochhause ist dabei genauso ein optisch spannendes Schmankerl wie die nicht gerade legalen und dafür sehr rüden Methoden der P.T.U. sich ihre Informationen zu beschaffen.
Langsam aber sicher zieht sich nun allerdings die Schlinge zu, da weitere Polizisten auf Los Fall angesetzt worden sind. Die suchen den Mörder des Kleinkriminellen, mit dem Sas sich zu Beginn in der Bar befand. Es gilt seine fehlende Waffe zu vertuschen und Beweise an sich zu nehmen, um die Diebe seiner Waffe ausfindig zu machen. Seine Verbindung zu einem Triadenboss scheint dabei dann jedoch schon etwas obskur. So sehr der Film optisch auch überzeugt, die Geschichte will nie so richtig interessant werden. Vielleicht liegt es an den zu kühlen und unsympathischen Charakteren, die diesen Film bevölkern – vielleicht auch an der trüben Stimmung, die der Film in jeder Sekunde vermittelt und die Sinne des Zuschauers scheinbar aufsaugt.
Fazit:
„P.T.U.“ ist ein ungewöhnlich atmosphärischer Thriller von Johnnie To, der gänzlich ohne Actioneinlagen auskommt. Der umwerfenden Optik stehen allerdings ein recht tempolos erzählter, nicht immer erklärender Plot und unsympathische Charaktere, mit denen man sich nicht identifizieren kann, gegenüber.