Manchmal könnte man das Gefühl bekommen, Regisseur To hat einzig eine bestimmte Szene im Kopf und versucht dann, einen notdürftigen Handlungsstrang an diese Szene anzuhängen, wobei das folgende Geschichtenerzählen wichtiger ist als die Geschichte selber. PTU beginnt ebenso wie zum Beispiel Running on Karma und auch - trotz aller Übertreibungen – Breaking News mit einem clever konstruierten Prolog, der so viel besser ist als das nachziehende Geschehen, was dann allerdings allein durch die formale Klasse noch leicht über den Durchschnitt bleibt.
Eine Gruppe halbstarker Triaden annektiert einen Tisch im Restaurant und zwingt den eigentlichen Gast, sich umzusetzen. Als Sergeant Lo Sa [ Lam Suet ] das Restaurant betritt und sich an ihren Tisch setzt, müssen sie sich allerdings wieder zurück setzen und drängen den nunmehr dort Platz genommenen Gast noch einen Tisch weiter. Als Ponytail, der Anführer der Triadengang, einen Anruf bekommt, schickt er seine 4 Männer raus. Ein nächster Anruf erreicht Sergeant Lo, der nunmehr das Restaurant verlässt und dabei sehen muss, wie einer der Triaden schön langsam sein Auto zerkratzt und sich dann aus dem Staub macht, Lo sprintet hinterher, und muss so nicht mehr Zeuge werden, wie sein Auto mit gelber Farbe überschüttet wird. Dann bekommt der ständig weggestossene Gast seinen Anruf, zieht ein grosses Messer und stösst es Ponytail von hinten durch den Leib.
Damit hat man den ersten Handlungsstrang des verzweigten Plots eröffnet, Ponytail rast zwar selber noch Richtung Krankenhaus, erliegt aber kurz darauf seinen Verletzungen. Währenddessen tappt Lo fast in die Falle der restlichen 4, umgeht diese dann zwar, aber lässt sich dennoch kaschen und verprügeln, dabei kommt ihm auch seine Dienstwaffe abhanden. Da seine Beförderung in nächster Zeit ansteht und eine Bekanntmachung des Vorfalls unweigerlich zum Ausbleiben dieser führen würde, erklärt sich der herbeigerufene Sergeant Mike Ho [ Simon Yam ] bereit, zusammen mit seinen Männern die Nacht nach der Waffe zu suchen.
Die Nacht stellt denn auch den zeitlichen Handlungsrahmen des Filmes dar, als räumlicher dient ein scheinbar menschenleeres Viertel in Tsimshatsui, durch die die PTU [ = Police Tactical Unit ] patrouillieren. Dabei arbeiten auch auf der Polizeiseite mehrere Parteien für unterschiedliche Ziele, deren Aktionen sich aber überschneiden und so das Gerüst des Filmes erstellen; die Gangsterseite wird weniger beleuchtet, bekommt aber mit dem rachsüchtigen Vater des Ermordeten eine weitere starke Komponente, die erst einmal zusammengefügt werden muss. So wirklich gelingt das am Ende auch nicht, dort wird allerdings eh alles in einer wilden Schiesserei aufgelöst; auch eine Möglichkeit, die offenen Fragen zu beantworten.
Ähnlich wie bei seinen eigenem Mission arbeitet Regisseur To hier mit den Mitteln der Langsamkeit, viele Szenen scheinen in Bewegungsstarre festgefroren, der Aufbau nimmt fast den gesamten Zeitraum in Anspruch, der Film ist schlichtweg viel zu ruhig für eine fristbedingte Suche. Zudem wurde bei Mission ein anderes Aktionselement porträtiert, dort reagierten die Bodyguards und waren dementsprechend auf Ereignisse von ausserhalb angewiesen und dann darauf vorbereitet; hier müssten die Polizisten eigentlich agieren, aber haben die gleiche Behäbigkeit zu eigen.
Bei bestimmten Szenen arbeitet dieses Mittel für den Film, bei anderen aber wieder eindeutig dagegen. Als man den Aufenthaltsort der gesuchten Triaden erfährt, pirschen sich nacheinander im Abstand die Polizisten ganz langsam das Treppenhaus hoch und erschiessen dann jedes Mal fast den nachfolgenden Kollegen. Auch die Razzia in der Spielbar dehnt sich wirklich ewig und trägt nicht wirklich viel zum Gelingen des Filmes bei; zudem in dem Moment auch der gesamte Vorgang um Ponytail’s Handy unverständlich ist. Die Polizei hat ihn zwar mittlerweile tot aufgefunden, die PTU Truppe sucht ihn immer noch als Lebenden und behelligt seinen Cousin, der auch nichts von seinem Tod weiss und ihm nachtelefoniert. An das ständig klingelnde Handy geht aber keiner der Polizisten ran, erst Lo muss es vom Tatort klauen und verwechselt es dann beim Zurücklegen auch noch mit seinem eigenen Handy; man kann es sich auch selber schwer machen.
Was weiterhin fehlt ist eine gewisse Zeichnung von Motivationen, ausser Lo selber und dem rachsüchtigen Vater bekommt keine Person wirklich einen Grund für sein Handeln ab. Nun wäre eine exakte Charakterisierung in dem kurzen Zeitraum schwerlich möglich, der Film bleibt dadurch aber allein eine in sich abgeschlossene Bestandsaufnahme der wenigen Stunden, wodurch die Distanzierung zum Geschehen nie aufgehoben wird. Dass die PTU einen Verdächtigen erst einmal zusammenschlägt, ihn dann mit Müh und Not wiederbelebt und dann seine Frage stellt und ihn laufenlässt hat dadurch ebenso wenig Bewandtnis wie die Tatsache, dass die unabhängig davon ermittelnde CID unter Inspector Leigh Cheng [ Ruby Wong ] dass gleiche mit einem nächsten Verdächtigen zu praktizieren scheint, der sich dann aber als Undercover herausstellt. Für einen Kommentar gegen Polizeiwillkür und eine gewisse Korrumpiertheit bei den Gesetzeshütern hätte es schon mehr als kalte Andeutungen geben müssen, die zudem innerhalb der Handlung letztlich noch gerechtfertigt erscheinen.
Ist der Film materiell auf einigen Seiten angreifbar, so ist er abseits davon formal ein Genuss, die nächtliche Abgeschlossenheit der Szenerie sorgt für seinen eigenen Mikrokosmos, die in einigen Momenten und spätestens beim Showdown an einen zeitlich versetzten Western erinnern. Gleichzeitig sieht er wie ein dunkles, nur spärlich belichtetes Kammerspiel aus, durch das die strenge Uniformiertheit der meisten Beteiligten noch hervorgehoben wird. Einzig die zeitweilige Musik stellt sich als Schwachpunkt heraus, die Geräuschkulisse ist ansonsten wunderbar.
Auf Action verzichtet der Film bis zum Ende, der Showdown wird wie ein ausschweifendes Duell ausgetragen und dann auch in wirklich alle Einzelteile zerdehnt; im Gegensatz zur sonstigen Bildsprache auch sicherlich viel zu übertrieben.
Die Nacht ist damit gerettet und erfolgreich beendet, die Film nicht wirklich, bleiben doch einige Fragezeichen zurück, um die sich abseits der Konzentration wohl keiner einen Kopf gemacht hat. Um mal nicht alle auf einmal zu stellen: Was macht das Kind die ganze Zeit als Einziges auf der Strasse? Und wer schmeisst ständig die Autoscheiben ein?