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Mit einer schwierigen, da Denkanstöße oder Diskussionen auslösen könnenden Prämisse (siehe Elephant, 2003) ausgestattet, wagt sich Run Hide Fight an ein Motiv zwischen grimmiger und trauriger Realität und der Aufarbeitung dieser im Gewand eines möglichen B-Pictures und der gerade dorthin oftmals und ausgiebig be- und irgendwo auch vernutzten Stirb langsam - Ausgangsidee. Ähnlich divers und diffus im Marketing angegangen wird durch die genannte, aber im Film eher im Hintergrund versteckte Person vom direkt aus dem Milieu stammenden Tom Jane, der nach einigen Nebenrollen in Hollywood kurzzeitig zur Prominenz dort aufstieg und später die einmal getätigten Hauptrollen auch wieder eher im Direct to Video - Bereich oder momentan dem Video on Demand auslebt. Dem Leit- und Titelspruch des Filmes, dass aus einer 'Anweisung' bzw. einem Ratschlag (ursprünglich des Büros des Bürgermeisters für Öffentliche Sicherheit und Heimatschutz der Stadt Houston, Texas) bei Terroranschlägen bzw. einem Amoklauf angesichts der schockierenden Ereignisse um das Active Shooter Event in Aurora, Colorado im Juli 2012 (und deren vergleichbaren Tragödien) entstammt. Und der Geschichte selber, die sich auch wie Boy Soldiers oder Demolition High anleiert, aber die Misse- und Schandtaten der Geiselnehmer hier und ihre Auswirkungen auf die Mitschüler und die Gesellschaft durchaus ernst und nicht komplett als Unterhaltungsform nehmen möchte bzw. eingangs zumindest so tut und bei diesem Gratweg nach und nach ins Stolpern und zuweilen arg ins Straucheln, auch mit unfreiwilligen Lachern und mit absurden Trotzrealitäten und damit auch gefühlten Ärgernissen gerät:

Die 17-jährige Schülerin Zoe Hull [ Isabel May ] hat sich nach dem frühen Krebstod der Mutter aus dem Leben weitgehend zurückgezogen, selbst ihr Vater Todd [ Thomas Jane ] und ihr einziger Freund Lewis Washington [ Olly Sholotan ] kommen nicht mehr wirklich an sie heran. Als an einem Schultag kurz vor den Ferien der auch die High School besuchende Tristan Voy [ Eli Brown ] mitsamt einer kleinen Handvoll Mitstreiter die Cafeteria überfällt und Geiseln nimmt, ist nicht nur der örtliche Sheriff Tarsy [ Treat Williams ] von der Situation übermannt.

Ein Jagd- und Scharfschützengewehr hört man schon, bevor man es sieht, das Schultern, das Entsichern, bald hört man auch den ersten Schuss und sieht das erste Opfer; welches zwar getroffen, aber nur schwer verletzt und im Todeskampf noch ist. Eine Grausamkeit, die bald beendet wird, aber ebenso grausam und auch abstoßend wirkt, und die Tat selber wurde von Derjenigen begangen, die eigentlich die 'Heldin' des Filmes ist. So richtig einfach wird einem der Zugang hier nicht gewährt, das Mädchen oder die junge Frau hat schon einiges mitgemacht und kämpft noch mit einigen Dingen, die sie seelisch belasten und auch zwischen ihr (und ihrem abweisenden bis kalten Verhalten) und ihrem Vater (mit dem ebensolchen Trauma) stehen; ein Beginn wie im Schleier und im Weichzeichner, indem es trotz der frühen Morgenstunden alles andere als friedlich und alles andere als behaglich und vielversprechend für den kommenden Tag ist.

Der Tag selber ist auch schon merkwürdig und unsicher im Gemüt, bevor der eigentliche Überlebenskampf losgeht, vielmehr ist das Dasein hier schon ein steter Kampf, mit dem als stupide und sinnlos empfundenen Lernen, mit der Vergangenheit, die man sowieso nicht ändern kann, mit der Zukunft, von der man sich nichts verspricht. Mit den Bullies, die einem auf dem Schulweg in den Graben drängen, mit den Vorboten einer schwarzen Rauchflamme hinter am Horizont, die von einer selbstgebastelten Brandbombe auf dem Feld ausgeht, mit dem mysteriösen Rucksack, welcher nahe der Information und dem Sekretariat platziert wird und mit dem explodierenden Schuppen, der am Straßenrand in Flammen aufgeht. Dann bricht ein Van in die Aula, die ersten Schüler werden schon überfahren und das große Schießen beginnt.

Der Film, ein lang gehegtes Herzensprojekt von Autor und Regisseur Kyle Rankin dabei als Drama, mit perfiden Thrillermomenten, auch mit Aktionsszenen, die mal ja, mal nicht spekulativ dargereicht werden, auch mit einigen diskutierbaren, da eher misslungenen Entscheidungen des Machers dahinter, das Inszenieren und Porträtieren und Präsentieren der Täter im Medienzirkus à la Dog Day Afternoon (1975) kommt über die Ausgangssidee allein nicht hinaus, nimmt aber großen Raum ein. Auch die 'Halluzinationen' von Zoe, die in diversen Stressmomenten ihre verstorbene Mutter (Radha Mitchell mit Bandana und stets Kaffeetasse in der Hand) als Beistand und Ratgeberin in schwierigen oder gar kritischen Situationen sieht, passen vorne und hinten nicht in die eigentliche Prämisse und wirken als Aufarbeitung eines ganz anderen Themas, dem Verlust der Mutter und dem Umgang damit allenfalls bemüht. Die Isolation des Szenarios – die Obrigkeit ist durch die Ablenkungsmanöver irgendwo im Winde verstreut, die Lehrerschaft bekommt erstmal nichts und dann nur durch die Informationen der Attentäter selbst etwas von dem Massaker in der Cafeteria mit, auch andere Schüler außerhalb des Gebäudes wissen von nichts – verstärkt erst die dann noch beunruhigende Wirkung des Ganzen, das Effektive kommt eingangs durch das Simple und die Grausamkeit und Kälte, die damit verbunden ist. Dass die Erwachsenen, inklusive der SWAT, die auch agieren wie die Trottelcops, grundsätzlich hilflos und vollkommen überfordert wirken, und die Attentäter sich schnell in Social Media und zunehmend hohlen Phrasendrescherei ergehen, ist aber zusätzlich reichlich entnervend, die Dramaturgie speist sich bald aus auch Standardsituation (Entlanghangeln im Ventilationsschacht, dem Versuch einer Kommunikation mit außen, dem Verstecken in der Küche, einer bald gezündeten Zeitbombe im Hauptgang etc.), die hier mit viel negativer Energie anstatt wie im unterhaltsamen Actionfilm beschwingter Euphorie einhergeht, dessen Stilmittel und Sinnfreiheiten und -freizügigkeiten man zudem auch des öfteren ausübt und gefangen zwischen E- und U-Kultur auch mal den Bauchklatscher hinlegt.

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