Im Alter von 22 wird Cassius Clay am 22.02.1964 Weltmeister im Schwergewicht. Nach dem Kampf trifft er sich mit seinen Freunden Malcolm X, Sam Cooke und Jim Brown in einem Motel in Miami, wo sich eine Diskussion über den Kampf gegen Rassismus und die Zukunft der schwarzen Bevölkerung entspinnt.
Nicht umsonst mutet das Kinofilmdebüt von Regina King wie ein Kammerspiel an, beruht es doch auf dem gleichnamigen Theaterstück von Kemp Powers. Hierbei hat man sich, obwohl das Treffen an besagtem Abend stattfand, die Dialoge betreffend viele Freiheiten genommen. Bewusst soll es sich hier nicht um eine Geschichtsstunde, als vielmehr um ein Diskutieren verschiedener Ansichten gehen. Trotzdem kommen die gut geschrieben Konversationen glaubwürdig und den Charakteren entsprechend rüber und es ist durchaus spannend, den teilweise sehr unterschiedlichen Auffassungen der Charaktere zu den Themen zu lauschen. Jeder hat so seine Überzeugungen und eventuellen Lösungsansätze wenn es um die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung und den Umgang mit der vorherrschenden Lage im Amerika der 1960er Jahre geht.
Dabei geraten insbesondere der Sänger Sam Cooke (Leslie Odom Jr.), der sich in Teilen mit der Situation arrangiert und auch wirtschaftliche Vorteile erkennt, mit dem Demagogen Malcolm X (Kingsely Ben-Adir) aneinander. Gleichsam mischen auch Cassius Clay (Eli Goree) und der damalige NFL-Star Jim Brown (Aldis Hodge) mit. Alle vier vertreten ihre Standpunkte leidenschaftlich und mehr oder weniger laut, doch immer überzeugend. Auch Darstellerisch bewegen sich alle auf gehobenen Niveau, wobei es mir insbesondere Hodges meist ruhiges, aber nichtsdestotrotz eindringliches Spiel angetan hat. Wiedererkennen kann mal alle realen Vorbilder, wobei dies beim unterhaltsamen Großmaul Clay am einfachsten sein dürfte und seine Szenen auch für ein paar Schmunzler in diesem überwiegend dem Thema entsprechend ernsten Stück sorgen.
Erwähnt werden sollte noch die episodenhafte Einführung der Figuren zu Beginn, wobei es einem insbesondere bei der Jim Brown betreffenden Szene schon mal kurz die Schuhe ausziehen kann.
King ist mit „One Night in Miami“ ein sehenswertes Treffen in einem Motelzimmer gelungen, nur unterbrochen von ein paar Ausflügen an die frische Luft, das ein auch heute noch relevantes Thema in eine fast schon zu kurze, doch auch sehr emotionale Diskussionsrunde verwandelt. Dass manche Figuren weniger zu Wort kommen als andere ist schade, hätte man somit doch ein noch differenzierteres Bild zeichnen können.