Review
von Leimbacher-Mario
Bündelfly
In dieser arthousig-stylischen Mische aus „Die Fliege“, „The Big Short“, „Das Phantom der Oper“ und „American Psycho“ wird ein genialer, zurückgezogener und leicht gruseliger Wall Street-Analyst kurz vor der weltweiten Finanzkrise 2007 von einem Mosquito gestochen - und entwickelt in seinem Luxusapartment hoch über dem Central Park eine ganz spezielle Beziehung zu der sich dort ausbreitenden Blutsaugerkolonie…
Von Shudder produziert, funktioniert „Mosquito State“ nahezu ausschließlich auf seiner metaphorischen und audiovisuellen Ebene. Weder von der Handlung noch den Figuren. Auch wenn ich leider lieber mehr klassischem Horror entgegengefiebert hätte, reicht es für ein künstlerisch wertvolles Erlebnis auch so. Dennoch könnte man ja auch beide Seiten der Medaille bedienen. Naja. Sein glasklares Auge für den damaligen Zeitgeist, natürlich comichaft überzeichnet, sein ekliges Gesumme, die hypnotischen Farben und grandiose Sounduntermalung (von den handverlesenen Songs bis zum pochenden Score) erzeugen ohne Frage Sogwirkung. Vielleicht ohne ganz große Auszahlung und dicken Aha-Effekt am Ende. Aber „Mosquito State“ ist ein eiskaltes Gemälde. Beton, Rotwein und Eiterblasen. Hipsterhorror muss nicht immer schlecht sein. Und die kongeniale Hauptrolle zwischen Mitleid und Monstradamus mit Strohhalm nicht zu vergessen.
Fazit: interessanter, attraktiver und superstilvoller Börsenbodyhorror, der mit seiner Metaphorik (die aber zum Glück weit über „Wall Street = Blutsauger“ hinaus geht) und Optik etwas zu sehr über seine deutliche Genreherkunft weghuschen will. Sehenswert für mich dennoch.