*** Spoilerwarnung ***
Der Verlust des Kindes direkt nach der Geburt trifft das Ehepaar Martha und Sean Carson hart und nachhaltig. Dabei arbeitet der Film die unterschiedlichen Herangehensweisen der Figuren im Hinblick auf die Verarbeitung dieser Situation heraus, ein weites Spektrum bietet sich da zwischen Verdrängung bis hin zu Rachegefühlen.
Dies kann, was bei solch einem einschneidenden Ereignis aber auch nachvollziehbar ist, anstrengend werden. Denn zu unterschiedlich ist der Wiederhall in den Figuren auf die Situation. Und so prallt alles, je nach Erfahrung und Einstellung des Zuschauers, in verschiedene Richtungen zurück.
Allen voran liefert aber Vanessa Kirby eine herausragende Darstellung in unterschiedlichen Facetten, wobei insbesondere die ohne Schnitt gedrehte Geburtsszene ein starkes Stück ist. Shia LaBeouf und Ellen Burstyn taugen in ihren Rollen nicht als Sympathieträger, was aber auf die meisten Figuren im Film zutrifft. Dies sei aber keine Kritik am Spiel, denn wie erwähnt reagieren alle auf ihre Art, so wie es auch in der Realität geschehen würde. Dabei gibt man sich aber auch dem ein oder anderen Klischee hin (Mann kommt mit seinen Gefühlen nicht klar, geht fremd, Mutti ist berechnend) und die Inszenierung wirkt insgesamt wie Malen nach Zahlen. Den ersten intensiven 30 Minuten folgt kein ebenbürtiger Rest mehr.
Ein paar wiederholt zitierte Elemente taugen da zu verschiedenen Interpretationen, wie der immer wiederkehrende Apfel, aus dem neues Leben entsteht, oder auch die weiter zusammenwachsende Brücke. Letztere rahmt die in zeitliche Abschnitte unterteilte Geschichte ein und ist erst vollendet, als auch Martha (soweit möglich) ihren Frieden mit den Lebensumständen gemacht hat. Eine Brücke zurück ins Leben, wenn man so will; generell lädt sich der Film zum Ende hin ziemlich mit Pathos auf. Und auch die in ein paar Sätzen vor Gericht gekittete Familienfehde scheint doch etwas leicht gelöst. Der furchtbare Satz „Die Zeit heilt alle Wunden“ wird mal zitiert und am Ende will man ihn fast glauben. Im wahren Leben weiß ich, dass es nicht so ist.
So bleibt Vanessa Kirbys Darbietung das Beste an „Pieces of a woman“, der es in seinen fahlen Farben trotz des hochsensiblen Themas nicht geschafft hat, mich in der gleichen Spannung zu halten wie die Charaktere.