Review

iHaveCNit: Quo Vadis, Aida ? (2021) – Jasmila Zbanic – farbfilm verleih
Deutscher Kinostart: 05.08.2021
gesehen am 16.12.2021 im Heimkino

Ein Film, den ich leider im Kino damals verpasst habe, aber nun auch nachholen konnte ist ein kleiner Geheimtipp und ein kleines Highlight des Kinojahres 2021. Das Drama „Quo Vadis, Aida ?“ gehörte Anfang des Jahres zu den 5 nominierten Filme für den Oscar in der Kategorie „Bester Internationaler Film“ und musste sich Thomas Vinterbergs „Der Rausch“ geschlagen geben. Das schmälert es auf keinen Fall, denn beide Filme sind unfassbar wichtig.

Es ist das Jahr 1995. Als die serbische Armee die bosnische Kleinstadt Srebrenica einnimmt und überfällt ist für die Bewohner der Kleinstadt eine Flucht unausweichlich. Zuflucht suchen sie im unweit entfernten Lager der UN-Truppen, in der die aus Srebrenica stammende Aida als Übersetzerin arbeitet. Inmitten vieler undurchsichtiger und widersprüchlicher Absprachen zwischen der Führung der UN-Truppen und der serbischen Armee sowie der unausweichlichen hilf- und aussichtslosen Situation versucht sie nicht nur ihre eigene Familie zusammenzuhalten sondern auch zumindest ein paar weitere Geflüchtete zu helfen.

Regisseurin Jasmila Zbanic verknüpft hier eine fiktionale auf teils wahren Ereignissen beruhende Familiengeschichte mit dem historisch schrecklichen Ereignis des Genozids in Srebrenica. Die Darstellung der Aida durch Jasna Duricic ist großartig und zieht einen auf intime, persönliche Art und Weise in das Geschehen. Der Film ist visuell großartig inszeniert und wirkt dort immer sehr nah an vor allem Aida und vermittelt auch die Unruhe und Hektik des Geschehens vor Ort. Es passt auch, dass der Film fast vollständig auf eine orchestrale Filmmusik verzichtet, so dass die Emotionalität komplett durch die Bilder und das Schauspiel erzeugt wird. Der Film vermittelt nicht nur die Unruhe und Hektik der Situation – er zeigt, wie undurchsichtig, widersprüchlich, aussichtslos und hilflos die Situation vor Ort gewesen sein muss. Und auch, dass die Konklusion unausweichlich gewesen ist. Das alles ist schmerzhaft und erschütternd, aber der Film setzt somit den Opfern des Genozids ein mehr als würdiges Denkmal und da er die visuelle Darstellung von Gewalt und Gemetzel umgeht ist das sogar pietät- und respektvoll gegenüber den Opfern und den Hinterbliebenen. Er stellt darüber hinaus auch noch Fragen über Prioritäten und Selektion von Bedürftigen und ob das Leben der eigenen Familie wichtiger ist als das von Anderen. Ein schreckliches Ereignis als schmerzhaft packendes und intimes Drama zu inszenieren ist ein Meisterstück des Filmjahres 2021.

„Quo Vadis, Aida ?“ - My First Look – 10/10 Punkte.

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