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Fortsetzung gleichen Drehteams sowohl vor als auch hinter der Kamera von Steel Rain (2017), welcher zu dem Zeitpunkt der Erstaufführung in heimischen Landen mit einer Zuschauerzahl von fast 4.5 Mio. Besuchern zu den Erfolgen des südkoreanischen Kinos gehörte, außerhalb dessen aber schnell von Netflix akquiriert und in anderen Ländern als exklusives Streaming angeboten wurde; Zahlen dort sind natürlich unter Verschluss und nicht der Öffentlichkeit zugänglich. Regisseur und Autor Yang Woo-seok, der August 2019 mit den Dreharbeiten zum Sequel angefangen hat, hat mit seinem hiesigen Beitrag einen Teil dazu geleistet, dass a) gerade das Filmgeschäft des asiatischen Landes trotz der derzeitigen Pandemie (nahezu als einziges) als Hoffnungsschimmer für weitere Produktionen und das anhaltende Interesse des Publikums auch am Kino gilt, wobei b) die hiesige Resonanz mit 1.75 Mio. Besuchern angesichts der anhaltenden Einschränkungen durchaus positiv zu sehen und ein Achtungserfolg, aber dennoch natürlich ein spürbarer Rückgang ist. (Andere definitive und teils parallel laufende Blockbuster wie Deliver Us From Evil oder Peninsula haben jeweils um die 3.8 Mio. Zuschauer als Zahl zu vermelden; normalerweise gilt im Sommer die 10 Mio. Schranke als höchster Richtwert.):

Der südkoreanische Präsident Han Gyeong-jae [ Jung Woo-sung ] steckt in der Klemme. Er würde gerne die Friedensverhandlungen zwischen den USA, angeführt von Präsident Smoot [ Angus Macfadyen ] und dem nordkoreanischen Vorsitzenden Jo Seon-sa [ Yoo Yeon-seok ] voranbringen, hat aber auch noch andere Baustellen und muss sich zudem dafür bei einem seinerseits unliebsames Militärmanöver Nahe der Senkaku-Inseln beteiligen. Das Gipfeltreffen in Wonsan selber ist auch in den Verhandlungen schon eine Katastrophe, welche noch gesteigert wird, als sich die Landesfürsten gesammelt dem Putsch des nordkoreanischen Generals und Supreme Guard Command Chief Pak Jin-u [ Kwak Do-won ] gegenübersehen.

Wie auch schon beim Vorgänger bezieht der Film seinen Reiz mit daraus, dass er die Verhältnisse zwischen den beiden seit langen geteilten Nachbarn, den 'Bruderländern' in Augenschein nimmt, als fiktives Szenario natürlich, ähnlich in der Anlage 'abgehoben' wie bspw. beim Ashfall (2019), der auch ein wenig nur den Blick darauf warf und wo das Spannungsverhältnis zwischen den beiden Ländern auch in realiter letztens etwas abgekühlt und nicht so ganz auf heißer Flamme wie zwischenzeitlich davor geköchelt ist. Stand im Vorgänger noch ein Coup d'état samt Attentat auf den nordkoreanischen Landesfürsten und als Reaktion ein drohender Nuklearangriff im Raum und die Sicherheit der Länder, ja der Welt auf dem Spiel und wurde dies nun durch ein gemeinschaftliches Zusammenarbeiten zweier verschiedener Individuen und dies auch zweier verschiedener Herkünfte geklärt.

Hier ist das ganze Szenario leicht futuristisch angehaucht, es spielt nächstes Jahr, Ende Juli 2021, ansonsten werden erneut diverse Interessen und das Geklüngel von Nationen und das Gemauschel von Politik und Militär sowie die bemühte Veränderung der Historie in den Plot eingewoben, wobei der Präsident von Südkorea gerade eingangs die wichtigste Rolle und dies gar auch mit Politik am heimischen Küchen- und auch am Mittagstisch spielt. Ein nahezu familiäres Szenario, das Oberhaupt des Staates im Schlafanzug, der auch nur Spielball unterschiedlicher Kriegstreiber, der Amerikaner, der Japaner, der Chinesen und dann noch der Gegenüber vom Norden und gefangen im Zentrum der Aufmerksamkeit und im letzten kleinen Puffer vor der Vernichtung ist. Der Präsident hier als sehr gewöhnlicher, ruhiger, intimer Mann, zwischen allen Stühlen, unterstützt eigentlich nur von seiner Ehefrau, auch überfordert für die Welt da draußen und die ewige Streit- und Machtfrage, freundlich, höflich und geradezu harmlos wirkend, wo dazu anfänglich auch der Film mit ihm im Handlungszentrum und selbst mit Bildern von nächtlichen Unruhezuständen im heimischen Ehebett ist. Am Ende des ersten Drittels ändert sich das, der Film selber, wird erst in den Nachrichten bei den Wettermeldungen von einem drohenden Taifun verkündet, eine Schusswaffe aus nächster Distanz abgefeuert und dann die Panzer aufgefahren.

Die versuchte Evakuierung von gleich drei Staatsführern als mittlere Katastrophe, als Chaos im Ganzen und auch im Detail, die anschließende Geiselnahme als Beginn eines neuen Kapitels des Filmes, der bis dato schon und auch weiterhin sowohl a) als politisches Gedanken- und Planspiel erscheint, und b) den (indirekten) Vorgänger eher weniger nutzt als vielmehr negiert, c) auch weniger ein Actionthriller ist als eine schwarze Dramödie im Rahmen eines Actionthrillers (mit eher Actionarmut) und d) die Zuschauer des ersten Teils aufgrund mehrerer Übernahmen von dort, wie eben die Darsteller, aber in komplett anderer Funktion eher als komplette Neueinsteiger etwa irritiert. Zwar waren auch in Steel Rain einige absurde Szenen zu sichten, sind hier aber gerade im Umfeld des amerikanischen Präsidenten deutlich mehr davon vorhanden, komödiantische Einsprengsel, die den Ernst der Lage konterkarieren. Die Handhabung des weltpolitischen Geschehens mit eben auch einen Blick auf die Reaktionen bspw. der USA sind übrigens von erstaunlicher Qualität, auch die Wahl der Darsteller, wodurch der Film problemlos internationalen 'Status' erhält.

Gegenüber dem eher konventionell gehaltenen, da vermehrt mit normalen Genreversatzstücken spielenden Erstling wirkt man hier allerdings teils unsicherer, zwischenzeitlich gerade auf dem U-Boot als eine Mischung aus Theaterstück und langem Witz ("Treffen sich ein Südkoreaner, ein Nordkoreaner, und ein Amerikaner in der Mitte einer Kombüse..."), sowie von der Anlage her auf dem beengten Schauplatz und den vielen widerstreitenden Interessen der Offiziere und Mannschaft auch als Art Update von bspw. Air Force One, nur eben unter Wasser oder gleich Crimson Tide Schrägstrich Jagd auf Roter Oktober Schrägstrich Hunter Killer, inklusive einer Meuterei der niederen und nicht eingeweihten Soldaten gegenüber der Führung, Schießereien in beengten Fluren, Destruktionen durch feindliche Torpedos, eindringendes Wasser und einem Feuer in der Bordküche etc. Ein Experiment zwischen Pazifismus und Extremismus, Patriotismus und Nationalismus, Militarismus und Fanatismus, diesmal inhaltlich und nicht visuell und inszenatorisch wie speziell Take Point (2018), der gar nicht unähnlich aufgebaut ist, aber seine Schwächen mit einigen überwältigenden Finessen der Regie selber ausgleicht.

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