Viele behaupten ja, dass "Fist of Legend" Jet Li's bester Film sei. Weit gefehlt. Der allererste Teil von "Once upon a Time in China", somit das Original, ist der Jet- Li- Film schlechthin. Kein Wunder, denn "Once..." ist die beste und gelungenste Huldigung an Volkshelden und Medizinmann Wong Fei- Hung. Wer sich schon mal mit dieser Figur auseinandergesetzt hat, weiss, dass der vor langer Zeit Verstorbene Darsteller Kwan Tak- Hing ihn in den 50er und 60er Jahren recht erfolgreich verkörperte. Danach kam mit Jackie Chan die witzigste und erfolgreichste Interpretation von Wong in "Drunken Master". 1994 kam dann ein neuer Teil hinzu, der die Tradition vom Vorgänger fortsetzte. Aber die von Meisterregisseur Tsui Hark inszenierte Version von 1991 ist mit Abstand die beste.
Mehr oder weniger hält sich Tsui an die Fakten und versucht die Heldentaten des chinesischen Volkshelden so nachvollziehbar wie möglich zu zeigen. Der zuvor in C- Actionfilmen auftretende Jet Li schafft seinen grossen Durchbruch im Hong- Kong- Kino und kann sich neben Jackie Chan und Chow Yun-Fat zu den besten Topverdienern der ehemaligen Kronkolonie zählen. Mit diesem Film wurde ein neues Martial- Arts- Genre geschaffen. Nachfolger wie "Fong- Sai- Yuk- Der Vollstecker" und mehrere "Once..."- Teile liessen lange nicht auf sich warten. Danach wurden soviele Kung- Fu- Abenteuer auf diese Art und Weise gedreht, dass man nach kurzer Zeit die Orientierung dafür verloren hatte. Von den ganzen Plagiaten war "Iron Monkey" der beste.
Auch die Besetzung ist recht beachtlich. Yuen Biao und Rosamund Kwan, die in den 80ern mit aufwendigen Golden- Harvest- Produktionen Rede von sich machten, sind mit von der Partie, als auch Kent Cheng ("Crime Story") und Jacky Cheung ("As Tears go by", "A chinese Ghost Story 2"). Und die von James Wong komponierte Filmmusik des Wong Fei- Hung- Themas ist vor Genialität kaum zu übertreffen. Jeder weiss, dass diese Musik in vielen Eastern benutzt wird. Ein besonderer Augenschmaus sind natürlich die 1 A choreographierten Martial- Arts- Szenen, die seinesgleichen suchen. Der wohl berühmteste Kampfchoreograph Yuen- Woo- Ping und Regisseur Tsui Hark harmonieren so schön zusammen, dass sich das Resultat auf hoher Ebene sehen lassen kann. Leider ist seit einiger Zeit Tsui Hark's Karriere in Vergessenheit geraten. Selbst seine mit Van Damme und Mickey Rourke gedrehten Hollywood- Blockbuster "Double Team" und "Knock off" fielen beim Publikum gnadenlos durch. Und sowas wie "Sieben Schwerter" fand ich einfach nur langweilig.
Wie ich schon erwähnte, gab es vor "Once..." unzählige Nachahmerfilme, wobei Jet Li in den meisten mitspielte. Danach war er nur noch für Rollen als Wong Fei- Hung und Fung Sai- Yuk abboniert. Erst mit seiner Hollywoodkarriere konnte er sich davon loslösen. Bis auf "Lethal Weapon 4" und "Kiss of the Dragon" fand ich seine zweite Laufbahn mehr als fragwürdig. Filme wie "The One" und "Danny, the Dog" blieben trotz grossen Budgets hinter den Erwartungen zurück. "Fearless" war ein kleines Trostpflaster, dass an alte Zeiten erinnerte.
Einen kleinen Goregehalt enthalten Szenen, wo Leute von Kugeln durchlöchert werden. Bis auf einen gutmütigen Priester sind alle Ausländer / Amerikaner böse, die mit falscher Werbung die Chinesen ködern, um sie dann als Sklaven zu verkaufen. Auch der von Yuen Biao gespielte Character Foon läuft zum Feind über, weil er keine andere Wahlt hat.
Meisterhaftes Martial- Arts- Epos, den man wegen seiner Einzigartigkeit nicht so leicht vergisst. Sind es heute Filme wie "Ip Man", die bestes Kung- Fu- Entertainment bieten, so waren es Filme wie "Once upon a Time in China" in den 90ern, die den gleichen Effekt erzielten.
8 / 10