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Tsui Harks „Once upon a time in China“ verhalf dem totgesagten Kung-Fu Film 1991 zu einer Renaissance und machte Jet Li (Hero, Kiss of the Dragon) im Reich der Mitte über Nacht zum Superstar. Die Saga um den chinesischen Nationhelden Wong Fei-Hung umfasst unterdessen zwei von Hark inszenierte Fortsetzungen plus die von Sammo Hung produzierte Westernparodie „Once upon a time in China and America“.


Wir schreiben in China das frühe 19. Jahrhundert. Westliche Kolonialmächte liegen mit ihren Schiffen vor Anker und überfluten das traditionelle Kaiserreich mit fremdem Gedankengut. In dieser turbulenten Zeit lebt auch der Kung-Fu Meister und Heiler Wong Fei-Hung (Jet Li). Mit abendländischer Technik und christlichen Glauben kann er wenig anfangen und zieht so schnell den Zorn der korrupten Staatsbeamten auf sich. Da sich Fei-Hung nicht beugen will, wird er in seiner Kampfkunstschule unter Arrest gestellt. Als seine Tante Yee (Rosamund Kwan) entführt und als Prostituierte nach Amerika verschifft werden soll, geht er schließlich in die Offensive…

Wong Fei-Hung ist in China eine Legende und gehört zu den größten Volkshelden des Landes. Da er sich stets selbstlos für Arme und Schwache einsetzte und Kranken durch sein medizinisches Geschick half, ist er auch heute noch populär. Das er schließlich den Weg ins Martial Arts Kino geschafft hat, verdankt er auch seinem Vater Wong Kei-Ying, der als Begründer des Hung Gar Kung-Fu Stils gilt (u.a. zu sehen in „Iron Monkey“).

„Once upon a time in China“ hebt sich insbesondere durch seine verhältnismäßig ernste Sichtweise auf das frühe 19. Jahrhundert von den sonst meist lockeren Kung Fu Filmen ab. Für westliche Verhältnisse kommt die Darstellung wahrscheinlich etwas verzerrt, wenn nicht gar propagandistisch daher. Immerhin werden die Invasoren aus Amerika und England als das personifizierte Böse dargestellt, welche China mit ihrer Kultur und Technik verseuchen. So werden junge Chinesinnen nach Amerika verkauft, christliche Prister missionieren ihren Glauben und Soldaten metzeln unschuldige Zivilisten nieder. Aus der Sicht der ausgebeuteten Chinesen ist diese Perspektive aber durchaus nachvollziehbar. Eine der nachhaltigsten Szenen dieser Art ist die Rekrutierung junger Chinesen für die Überfahrt nach Amerika. Dort wo die Berge angeblich aus purem Gold bestehen und man eine Sonnenbrille braucht um nicht geblendet zu werden, natürlich nur für jene die das nötige Kleingeld haben. Dass diese Leute künftig die Gleise für die amerikanische Eisenbahn legen, steht wo anders geschrieben.
Zu den durchaus ernsten Zwischentönen gesellt sich auch die ein oder andere lustige Szene, diese halten sich aber verhältnismäßig zurück weshalb auch westliches Publikum voll auf seine Kosten kommen dürfte.

Herzstück von OUATIC sind aber ohne Frage die phänomenalen Wire-Fu Kampfszenen, die in technischer Brillanz und Choreographie zu den Besten im ganzen Genre gehören. Jet Li hat in seiner Rolle als Wong Fei-Hung nicht grundlos Kultstatus erreicht. In Schnelligkeit und Ästhetik gehört Li spätestens seit diesem Film zu den Besten Darstellern im Martial Arts Genre. Highlights sind insbesondere die Kämpfe mit Meister Yim (Yee Kwan Yan - „Iron Monkey“), wie das Regenduell in Wongs Schule und der Showdown im Bauch des Kriegsschiffs.

Fazit:
Tsui Harks Auftakt zur China-Reihe zählt heute als Klassiker im modernen Martial Arts Kino. Die Mischung aus mitreißender Kampfkunstdarbietung und kritischer Sicht auf die damalige Zeit der Kolonialisierung, lässt einige dramaturgische Schwachpunkte schnell vergessen.

Die Indizierung ist im Übrigen absolut ungerechtfertigt und lächerlich, da der Film weder großartig blutig noch anderweitig brutal ist.

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