Review

„Ein unfassbarer, in die Ecke gepisster Scheißdreck!“ (Oliver Kalkofe)

„Monster des Grauens greifen an“ alias „Gezora • Ganime • Kameba: Kessen! Nankai no daikaijû“ aus dem Jahre 1970 ist japanischer Kaiju-Trash oberster Kajüte und entstand unter der Regie niemand Geringeres als Ishirô Honda, dem Erfinder Godzillas und damit Vater aller ostasiatischen Riesenmonster.

„Ich muss alle warnen vor dieser Insel!“ (Und vor diesem Film!)

Im Weltall schwirrt die unbemannte Helios-7-Raumkapsel vor sich hin, bis eine außerirdische Lebensform von ihr Besitz ergreift und sie ins Meer stürzen lässt. Reporter Taro Kudo (Akira Kubo, „Ufos zerstören die Erde“) beobachtet den Absturz, doch bei der Redaktionskonferenz schenkt man ihm keinen Glauben. Nur kurze Zeit später reist er mit einem Ehepaar auf eine einsame Insel in Absturznähe voll unentdeckter Fauna, wo es ein Ferienparadies errichten möchte und deshalb Promotion-Fotos benötigt. Der Gruppe schließt sich ferner ein Forscher für ausgestorbene Tierarten an. Doch damit, dort einen Gezora genannten Riesenoktopus anzutreffen, der sich einen arglosen Fischer schnappt, hätte auch er nicht gerechnet. Die Kreatur wird von den Eingeborenen als Götze verehrt und dürstet ständig nach neuen Opfern. Besteht ein Zusammenhang zwischen der abgestürzten Raumkapsel und diesen furchtbaren Ereignissen?

„Wir haben nicht nur die Bestien gegen uns, sondern auch noch die Eingeborenen!“ (ganz zu schweigen von der Filmkritik)

Ganz so weit wie Kalkofe in seiner harschen Verurteilung würde ich zwar nicht gehen, aber dieser außerhalb der „Godzilla“-, „Mothra“- und wie sie alle heißen -Reihen gedrehte Film Hondas ist schon ein unfassbarer Kaiju-Klopper mit völlig verunglücktem Space-Sci-Fi-Crossover-Versuch. Dabei sieht für meinen schrägen Geschmack als Creature-Feature-Liebhaber (aber Kaiju-Skeptiker) der/die/das gute Gezora zwar reichlich panne, aber eigentlich gar nicht so schlecht, in jedem Falle reichlich bizarr und damit irgendwie faszinierend aus. Zwar hat er starre Pupillen und es scheint, als würde er eine Bischofsmütze tragen, verfügt aber über Frost-Saugnäpfe (!) und wandelt auf seinen wabernden Tentakeln munter über die Insel. Die Spezialeffekte allerdings sind teilweise gemalt, arbeiten mit miesen Miniaturen, statt Menschen werden sehr offensichtlich Puppen durch die Gegend geschleudert… doch das ist noch nicht einmal das Schlimmste, sondern im Gegenteil durchaus unter unterhaltsamem Trash zu verbuchen. Dass die Expeditionsgeschichte stark an „King Kong“ erinnert – geschenkt. Dass das alberne Puppentheater eine atmosphärische Nullnummer ist und ebenso wie die sehr, ähm, einfach gestrickten Dialoge zu keiner Sekunde auch nur ansatzweise ernstgenommen werden kann, war durchaus zu erwarten. Dass sich irgendjemand als Spion für irgendeine Konkurrenz entpuppt, ist für die Handlung völlig egal und so uninteressant, dass es schnell in Vergessenheit gerät.

„Meine ganzen Biologie-Kenntnisse sind mit einem Schlag über den Haufen geworfen!“

Doch damit, Gezora in Brand zu setzen und dadurch zu vernichten, lässt man es bei Weitem nicht bewenden; stattdessen holen Honda & Co. zum Rundumschlag aus: Nun taucht die erste Riesenkrabbe auf, der man erst die Augen wegschießt und sie anschließend sprengt. Ebenfalls auf den Plan gerufen wird nun wieder die blaue Substanz aus dem Weltall-Prolog, die Expeditionsmitglied Obata überzieht. Die außerirdische Macht beginnt zu ihm zu sprechen, natürlich wollen sie die Welt erobern und haben zu diesem Zwecke die Kreaturen vergrößert. Aha! Eine Riesenschildkröte kommt ins Spiel und greift ebenfalls an. Fledermäuse (!) sollen gegen die Monster helfen, doch die Außerirdischen töten sie. Währenddessen kämpft der besessene Obata gegen den extraterrestrischen Einfluss an (Volltrash zum Fremdschämen), kämpft Schildi gegen Krabbi und gibt es den für Kaijus so obligatorischen Kampf der Kreaturen, an den sich das Happy End anschließt.

Ich möchte Honda zugute halten, dass er auf den ganz fiesen Kaiju-Kitsch mit lieben Monstern, die den Kindern zuwinken, verzichtete und ihm für die für mich als Kopffüßler-Affinen herrlich skurrile Kreatur danken. Ansonsten ist „Monster des Grauens greifen an“ aber unfassbar naiver und technisch steinzeitlicher Schwachsinn hoch zehn, dem quasi sämtliche weitergehenden Qualitäten abgehen, dem es vor allem an Selbstironie mangelt, was ihn zeitweise richtiggehend peinlich macht, der jedoch über einen nicht von der Hand zu weisenden Unterhaltungsfaktor verfügt, der sich in etwa zu einem Drittel aus tatsächlicher Kreaturen-Action und zwei Dritteln aus unfreiwilligem Humor zusammensetzt – zumindest bei denjenigen, die bei Filmen wie diesem Charme statt Scham empfinden.

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