Umfassende Schätze mit irren, hyperkomplizierten Plänen aus scheinbar unüberwindbaren Festungen zu stehlen und das alles so nonchalant und in absoluter Rekordzeit entworfen und vorbereitet erscheinen zu lassen – das ist die Welt des Caper-Movies.
Hier wird der Dieb zum besten Freund des Zuschauers, denn stets werden die Reichen beraubt und die haben es eh verdient.
Alle paar Jahre kommt wieder mal so ein Film, der seine große Blüte in den 60ern hatte und der Aufwand, der dabei betrieben wird, ist zumeist beträchtlich. Doch die Coups sind riskant, auch an der Kinokasse, denn das Ergebnis kann entweder hervorragend (Oceans Eleven), mäßig (The Score) oder lächerlich (Verlockende Falle) ausfallen.
„The Italian Job“ bemüht sich, auf der sicheren Seite zu bleiben, denn erstens ist es das Remake des Michael-Caine-Klassikers gleichen Namens (bei uns: Charlie staubt Millionen ab) und zweitens wurde der Stoff und damit die Räuber noch mehr ins Positive verschoben, mit bekannten Gesichtern ausgestattet und mit angenehm dosierter Action ausgestattet.
Und siehe da: soweit geht die Rechnung auf.
Das Beste, was man über den neuen italienischen Job sagen kann, ist, daß es ein grundsympathischer Caper-Streifen ist, mit interessanten, nicht zu sehr auf Sensationen heischenden Einfällen, ordentlich Drive und einem angenehm simplen Gut/Böse-Schema in punkto Plot.
Gut, das könnte man alles auch gegen den Streifen auslegen, dessen gedämpfte Farben und Retro-Charme beinahe gar nicht in das moderne Hollywood zu passen scheint und schon deswegen das Attribut „langweilig“ herausfordert.
Aber das wäre stark übersteuert, denn es ist eine überaus positive Erfahrung, sich mal wieder von einem raffinierten Einbruchs/Überfallstreifen der alten Schule unterhalten zu lassen und nicht von FX oder akuter Dämlichkeit in allen Belangen erschlagen zu lassen.
Es macht Spaß, die Gang zu mögen und die Auto-Action ist ebenso rasant, eben gerade weil sie mit dem Einsatz diverser umgebauter Minis mal was ganz anderes bietet. Den Vorwurf, das wäre ein einziger Mini-Werbespott ist aber eine Sache für Zyniker, denn Mini’s eigene Werbekampagne ist wesentlich agressiver, einfallsreicher und besser als die Stunts, die hier vorgeführt werden und die in Wirklichkeit keine Achse mitmachen würde.
Unwahrscheinlichkeit ist Trumpf in diesem Genre und so sollte man auch nicht zu dolle nach Logik schürfen (fehlende Luftblasen bei diversen Tauchgängen; Minis, die alles aushalten; Charlize Therons Einparkgewohnheiten; ein Ersatzplan, ebenso genial, wie auf die Schnelle aus dem Ärmel geschüttelt; ein Hacker, der wirklich überall reinkommt), denn der Spaß steht eben an erster Stelle und da muß die Logik zurücktreten.
Warum dann aber keine überschwengliche Wertung?
Weil dennoch ein paar Schwächen übrig bleiben, die nicht übersehen werden sollten. Zum einen wirkt der Film einfach zu geölt manchmal, aber das muß keine Schwäche sein. Ferner, und das läßt ihn gegen den artverwandten „Sneakers“ ein bißchen blaß aussehen, fehlt die absolut ironische Überspitzung, die wirklich einmaligen und erinnerungswürdigen Szenen, die Charaktere, die wir ständig um uns hätten.
So tritt Buffy-Veteran Seth Green als Junior Super-Hacker tapfer als einziger in die Fußstapfen von River Phoenix und Dan Aykroyd (seine Dauerbehauptung, er sei der wahre Erfinder von Napster ist als Running Gag treffend und störend zugleich) und kommt wenigstens so ungefähr gegen die Vorgänger an. In seiner eigenen Gang jedoch macht er sich leichthin zum Publikumsliebling, mit den besten Szenen und One-Linern.
Andernortens schwächelt aber gerade die namhafte Besetzung: Während Jason Statham und Mos Def sich in Nebenrollen noch achtbar, aber nicht spektakulär bewähren (beide sind trotzdem zum Knuddeln), fällt Mark Wahlberg als Caine-Ersatz Charlie Kroker dagegen stark ab. Außer niedlich aussehen und Pläne zu entwerfen (samt Präsentation mächtiger Oberarme), kann er wenig überzeugen, dafür fehlt ihm einfach das unverwechselbare Charisma. Miss Theron macht zwar wie immer eine schnuckelige Figur, aber geglänzt hat sie in anderen Filmen schon mehr. Und Edward Norton...
...tja, das ist so eine Sache! Es war der Film, den er machen mußte, zur Vertragserfüllung und da er mit „The Score“ schon so einen Streifen gedreht hatte, machte das wohl wenig Freude, noch einen hinterher zu schieben. Leider beschreibt ihn das Drehbuch auch zweitklassig (seine Figur wird gar als phantasielos bezeichnet, was sie auch ist) und das ist bei Norton eine Verschwendung vor dem Herrn.
Ergo zieht er sich so glanzlos wie möglich aus der Affäre, man könnte jedoch auch lustlos sagen. Oder steif. Es ist sicherlich keine Arbeitsverweigerung, aber die kreative Langeweile der Rolle trieft ihm aus allen Poren und wer braucht schon Norton, wenn man einen öden Halbproll besetzen will.
Das Sahnehäubchen dazu liefert leider die deutsche Synchro ab, die weder Norton, noch Green mit seinen üblichen Synchronstimmen ausgestattet hat, was gerade bei Norton das Vergnügen erheblich schmälert.
So gerät der Goldraub zwar zum Vergnügen, aber der Glanz der Unverwechselbarkeit bleibt aus, der eine zweite Ansicht erst möglich macht. Trotzdem ein kurzweiliger Spaß zwischen zwei Blockbustern mit Niveau und Qualität. (7/10)