Review

Ein japanisches Expeditionsteam ist im Auftrag des Besitzers eines Vergnügungsparks ("Playmate Land" (!)) auf der Suche nach exotischen Tieren. In einer Höhle auf einer Pazifikinsel entdecken sie ein seltsames, monströses Tier, eine Mischung aus Saurier und Vogel, dass soeben aus einem riesigen Ei geschlüpft ist. Gegen den Willen der Eingeborenen wird das von ihnen als Gott verehrte und "Gappa" genannte Wesen nach Japan gebracht. Bevor man es jedoch der Öffentlichkeit präsentiert, wird es zunächst einmal von Wissenschaftlern untersucht und sein Verhalten beobachtet. In der Zwischenzeit erscheinen an Japans Küste zwei riesengroße fliegende Ungeheuer, die auf der Suche nach ihrem entführten Sprössling sind. Als ein Pilot, der die Bestien von seinem Cockpit aus beobachtet hat, diese während einer Pressekonferenz beschreibt, äußert ein Journalist hämisch: "Frankensteins fliegende Ungeheuer, was?" Die Monster zerstören derweil scheinbar wahllos Großstädte und Industrieanlagen auf dem japanischen Festland. Die Bemühungen des Militärs, sie mit Bomben und Giftgas zu töten, bleiben völlig wirkungslos. Auch der Beschuss mit Raketen bleibt ohne Folgen. Erst als sich die Verantwortlichen dazu entschließen, das Jungtier freizugeben, lassen die Monster von ihrem Zerstörungswerk ab und ziehen sich mit ihrem Nachwuchs auf die Insel zurück, von der sie gekommen waren.
DAIKYOJU GAPPA, "a mishmash of Godzilla, Gamera and the rest." (G. Yamazaki) ist der einzige Monsterfilm des Toho-Konkurrenten "Nikkatsu" geblieben. Er variiert die Story vom verlorenen Monster-Sprössling, wie sie z.B. auch der britische Film "Gorgo" erzählt, und die Drehbuchautoren vermischen diese Geschichte mit ein paar eigenen Ideen, so dass ein recht kurzweiliger Monsterfilm entstanden ist. Insgesamt bleibt das Werk allerdings hinter den besten Toho-Filmen zurück. Vor allem die etwas tapsigen und ungelenken Monster, die aussehen wie "zu groß geratene Wellensittiche" (Filmecho 5/71), sind nicht wirklich überzeugend, ebenso wenig wie die meisten Tricksequenzen. Das liegt vor allem daran, dass die Produzenten darauf verzichtet haben, die Aktionen der Ungeheuer in Zeitlupe zu filmen, wie es bei der Konkurrenz üblich war. Dadurch erscheinen die orientierungslos durch die Spielzeuglandschaften taumelnden Darsteller in ihren Gummikostümen nicht wie riesige Monster, sondern eben wie Darsteller in Gummikostümen. Die Modellbauten sind dagegen recht sorgfältig gearbeitet, und es macht Spaß, den ausgedehnten Zerstörungsorgien der Monster zuzuschauen. Die menschlichen Protagonisten bleiben bis zum Ende des Films weitgehend profillos und sind bestenfalls schablonenhaft gezeichnet: da ist der raffgierige, rücksichtslose Zeitungsverleger, der kühle Wissenschaftler ("If you do scientific research, you can't afford to be sentimental."), die sensible Freundin des Wissenschaftlers und der naseweise Eingeborenenjunge, der ein besonderes Verhältnis zu den Ungeheuern hat. Die Dialoge sind ausgesprochen schlicht und auf ein kindliches Zielpublikum zugeschnitten. Stellenweise ist der Film zudem arg sentimental, und vor allem das, die Ungeheuer vermenschlichende Ende, als die Monster ihre Brut "in die Arme schließen", ist sehr kitschig ausgefallen. Während der Kritiker vom Branchen-Fachblatt "Filmecho" noch von einer "abwechslungsreich gestalteten Science-Fiction-Story" sprach, urteilte der "Filmdienst": "Technisch aufwendiges Science-Fiction-Kino von überwältigender Schlichtheit." Laut Drehbuchautor Yamazaki kostete DAIKYOJU GAPPA  rund ¥ 500.000.000 (etwa $ 1.4 Millionen), und war damit etwa zehn mal so teuer wie ein durchschnittlicher Film bei "Nikkatsu". Die Drehzeit betrug 40 Tage. Da man bei "Nikkatsu" über kein eigenes Spezialeffekt-Department verfügte, wurden die Spezialeffekte von Eiji Tsuburaya's Produktionsfirma realisiert.
Während die alte deutsche Videofassung des ursprünglich am 30. April 1971 in Deutschland uraufgeführten Films (im Verleih des Sexfilmproduzenten Alois Brummer) im Vorspann noch einige recht willkürliche und unvollständige Stabangaben in deutscher Sprache aufweist, verfügt die DVD-Fassung von Mo-Asia, auf die sich dieses Review bezieht, zwar über ausführliche Credits, die aber leider in japanischen Schriftzeichen belassen wurden. Für die alte deutsche Fassung kam zum Teil auch eine andere Musik zum Einsatz (so beim Vorspann), bzw. wurde in einigen Szenen die Originalmusik ganz weggelassen. Die DVD verfügt neben der alten deutschen Synchronisation zudem über den japanischen Originalton mit englischen Untertiteln. Der deutsche Ton rauscht erheblich stärker und ist etwas dumpfer als die Originalspur. Dadurch geht die Musik in einigen Szenen etwas unter. Obwohl für die Produktion der DVD ein recht gutes Master verwendet wurde, ist die Qualität des nicht-anamorphen Bildes im Format 2.35:1 enttäuschend. Es ist fast durchgängig leicht unscharf, helle Bildelemente überstrahlen sehr stark, und vor allem in dunklen Szenen wirkt das Bild aufgrund von Filtereinsatz etwas schwammig und flächig und es zeigen sich leichte Nachzieheffekte. Die Extras der DVD sind insgesamt sehr mäßig, aber immerhin findet sich ein altes, in s/w gefilmtes "Making-of" des Films, mit einer Länge von 2"27 Minuten, dass in einigen Szenen die Arbeit der Darsteller in den Gappa-Kostümen zeigt. Eine erfreuliche Ausgrabung.
Im Jahre 2000 ist ein CD mit dem Originalsoundtrack erschienen, die bei einer Laufzeit von 71"29 Minuten 40 Tracks enthält.

TAMIO KAWAJI
hier in der Rolle des Kurosaki zu sehen, wurde laut IMDb am 21.07.1938 geboren und wirkte in rund 40 Filmen mit, darunter einige von Seijun Suzuki, z.B. Yaju no seishun / Jagd auf die Bestie (63), Shunpu den / Geschichte einer Prostituierten (65) und Tokyo Nagaremono / Abrechnung in Tokio (66).

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