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Oh Joon ist Videogame Streamer und lebt mit seinen Eltern und der Schwester in einem Wohnhauskomplex in Seoul. Während der Rest seiner Familie am Lebensmittel einkaufen ist und Oh Joon zuhause bleibt, bricht aus dem Nichts eine Zombie Apokalypse aus. Oh Joon verbarrikadiert sich in der Wohnung und wartet auf Rettung. Die Tage werden jedoch immer länger und als dann Strom und Wasser auch nicht mehr funktionieren wird die Angelegenheit ziemlich hoffnungslos. Erst als er eine weitere Überlebende entdeckt, blitzt der Lebenswille wieder in ihm auf.

Ja, da haben wir den nächsten passenden Film zur Covid-19 Pandemie. Die plötzliche Isolation von sämtlichen Menschen kommt einen doch schrecklich bekannt vor und zumindest ich habe mir ein paar Tage vor dem ersten Lockdown damals gedacht "Puh, hoffentlich kommen jetzt nicht auch noch die Zombies" !

Oh Joon ist ein Charakter mit dem ich mich sofort identifizieren kann. Er ist eigentlich ein ziemlicher Stubenhocker und stellt sich beim Überlebenskampf eigentlich alles andere als intelligent an, wirkt aber gerade dadurch so menschlich und realitätsnah. Richtig sympathisch sind zum Beispiel so Szenen, wo er sich trotz wandelnder Zombies draußen nicht
wirklich traut den Alkoholschrankt von seinem Vater aufzumachen.
Ebenso sympathisch ist eine weitere Überlebende, die im Wohnhaus gegenüber lebt. Mit ihrer Coolness und doch einfühlsamen Art, hatte auch sie sofort alle Sympathiepunkte bei mir. Schön zum Schmunzeln sind kleinen Sticheleien zwischen den Beiden und lassen auch wieder ein bisschen Hoffnung aufkommen, aber das wärt nicht lange. Ja, das waren wieder 2 Charaktere, wo ich die ganze Zeit gebangt habe, dass ihnen nichts passiert.

Atmosphärisch stimmt eigentlich auch alles. Gebäudekomplexe in Asien haben sowieso immer etwas Klaustrophobisches für mich, da sie zwar schön sein können, aber es wirkt irgendwie alles sehr eingeengt und winzig. Ebenso sind die Zomibes schön bedrohlich und fies. Das Make Up ist gut gemacht und wenn die mal auf die Kamera zugerannt kommen, hatte ich zwischendurch schon mal Angst, dass sie gleich auch aus dem Fernseher gesprungen kommen. Auf hektische Schnitte bei den Actionszenen verzichtet man zum Glück auch.


Abzüge gibt es aber für das Drehbuch. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man da hätte mehr daraus machen können. Es wirkt auch alles irgendwie durch gerushed. Das hier ist eine der wenigen Ausnahmen wo ich wirklich sage: 20 bis 30 Minuten mehr hätten dem ganzen vieleicht doch wirklich gut getan. So wirkt einiges doch unausgegoren. Außerdem sind das hier so richtige Script Zombies. Soll heißen, die Zombies ploppen einfach aus dem Nichts aus und Fähigkeiten der Zombies sind nur verfügbar, wenn das Drehbuch es gerade verlangt.


#amLeben scheint übrigens ein Remake vom amerikanischen Films Alone zu sein. Beide Filme haben sogar den selben Drehbuchautor. Alone gibt es im deutschsprachigen Raum aber kaum wo zu sehen und ist ziemlich untergegangen. Da war die koreanische Variante doch um einiges erfolgreicher und war 2020 ein großer Kinohit in Südkorea und auch die Netflix Zuschauerzahlen können sich sehen lassen. Wenn man dem Internet glaubt, soll die US-Version aber eh nicht
so gut sein.


Fazit: Einen Klassiker hat man nicht geschaffen und es gibt auch kein Social Commentary, wie bei Romero Streifen. Dafür hat man einen äußerst unterhaltsamen Film produziert und jeder der ein Netflix Abonnement hat und sich für Zombiefilme begeistern kann, lege ich diesen Film sehr nahe
7/10

PS: Es gibt hier übrigens unverschämt langes und deutliches Product Placement für Nutella. Was bin ich froh, dass ich noch ein Glas davon zuhause habe.

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