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Home (nicht ganz) Alone


Viele Szenen aus „#Alive“ kommen uns aus diesem Frühjahr bekannt vor - Einsamkeit, Ruhe, Hoffnung, Langeweile, Verzweiflung, Wehmut. Doch anders als bei uns, als es darum ging, eine Pandemie kennenzulernen und einzudämmen, hat der Protagonist in diesem südkoreanischen Zombie-Drama noch wesentlich bösere Probleme, befindet sich in einer noch viel fieseren Lage - denn plötzlich und vorwarnungslos brach eine Zombieseuche über seine Stadt, die die meisten Leute vor seiner Tür und in seinem dicht besiedelten Block in rasende Untote verwandelte...

„#Alive“ erinnert sehr an einen ähnlich gelagerten, ähnlich ruhigen Zombiefilm aus Frankreich, ist nun direkt auf Netflix gelandet und kann vielleicht etwas die Lücke füllen, bis wir endlich die „Train To Busan“-Fortsetzung „Peninsula“ zu Gesicht bekommen. „#Alive“ ist in der Art seiner Untoten typischen asiatisch, ihr Make-Up und Verhalten ist wirklich garstig und fies und beängstigend. Außerdem haben sie scheinbar etwas mehr Intelligenz und Kraft als übliche, westliche Zombies, was zu mindestens einer meisterhaften Spannungsszene führt, als einer von ihnen plötzlich zum „Klettermaxen“ mutiert. Zudem ist Ah-In Yoo eine exzellente Identifikationsfigur und ein süßer Sympathieträger als noch recht junger Gamer und leicht trotteliger Überlebender. Gerade wegen seiner Unzulänglichkeiten und Macken, die aber auch nie slapstickige und unrealistische Ausmaße annehmen. Außerdem wird durch ihn immer wieder interessant Technik eingestreut, etwa eine kleine Drone oder das titelgebende Überlebenszeichen per soziale Medien. Dazu gibt es noch eine sehr schlagkräftige junge Dame im späteren Verlauf und selbst wenn ich ihm insgesamt ein paar Minuten zu viel auf der Uhr anrechnen würde und es sich das Ende etwas leicht macht, kam bei mir nie auch nur ansatzweise Langeweile auf. Und das, obwohl man ähnliche Situationen und Apokalypsen einfach schon so dermassen oft gesehen hat - hier wirkt sie noch immer frisch und packend genug. Nichts, worüber man nach Hause schreibt und was man immer wieder gucken möchte, was man in der Sammlung bräuchte - aber für einmaliges Gucken absolut fähig und füllend. Etwas mehr als das würde ich sogar sagen. 

Fazit: mitreißende Mischung aus „Train To Busan“ und „The Night Eats The World“. Netflixhorrorfutter weit über deren Durchschnitt, Quarantäne-Must-See für Fans von untotem Gewebe. Modern, fetzig, rasend - wie seine Zombies. Emotional und nachvollziehbar aber auch. Das Subgenre lässt sich einfach nicht ausrotten... Passend! 

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