Die erste, halbe und wenig grandiose Fortsetzung eines grandiosen Erstlings.
Wir erinnern uns gerne an das Ende des Filmes „The Matrix“: Neo kann fliegen und will der Menschheit einen Weg aus den Klauen der Computerherrschaft zeigen. Irgendwann später setzt nun „Matrix Reloaded“ ein. Man hat Zion erreicht, die unterirdische Zuflucht der Menschen, die aber in Kürze von Maschinen zerstört werden soll. Ein Ausweg tut sich nach mehreren Wirrungen und wenig klärenden Gesprächen mit dem Orakel auf, es scheint, als könne Neo in den Kern der Maschinenprogrammierung vordringen und die Attacke stoppen. In der Tat gelingt es, diesen Kern zu erreichen, obwohl dazu einige gemeinsame Anstrengungen nötig sind und viele Nebenfiguren eingeführt, dann aber schnell wieder fallengelassen werden. Leider aber bewirkt dies heroische Vordringen zum Kern der Tatsachen nichts, und sämtliche Prophezeiungen stellen sich zuerst als falsch heraus. Wenig erhellend hier die bewußt in kaum verständlicher Sprache gehaltenen Dialoge mit dem sogenannten „Architekten“, da weiß man doch, warum man studiert hat – um Dialoge wie diesen zu enträtseln...Der Film endet abrupt, als Neo bei dem Versuch, in der realen Welt einige Maschinen zu stoppen, ins Koma fällt – und wird mit „Matrix Revolutions“ seine Fortsetzung finden.
Manchmal ist es gut, wenn man einen Film mehrfach ansieht, mit zeitlicher Distanz, denn dann fallen einem viele Dinge auf, die beim ersten Ansehen dem visuellen Overkill zum Opfer gefallen sind. Die Actionszenen sind auch diesmal wieder von berauschender Qualität, insbesondere die Verfolgungsjagd auf dem Highway ist einfach spektakulär, aber der Charme, den man beim ersten Teil noch vermittelt hat, ist völlig weg. Man ergeht sich in länglichen Dialogen mit wenig tiefgründigem Sinn, natürlich könnte man aus jeder Bemerkung der Schauspieler tiefgreifende Analysen ziehen, aber ist das nicht genau das, was wir alle im Deutschunterricht gehaßt haben? Manchmal war man doch der Ansicht, Schiller hätte ein Gedicht wie die Glocke vielleicht nur des Geldes wegen geschrieben, oder weil ihm langweilig war, aber nein, da muß man Zeile um Zeile zerpflücken...und so ist es auch hier, das Drehbuch enthält so manchen reinen Schwachsinn, auf Einzelheiten will ich jetzt einmal gar nicht eingehen, am Bestechendsten aber ist die ganz schlimme Rede von Morpheus beim Ball der Zionisten ( allein schon der Name der Stadt, uhhhh ) – dabei war Morpheus im ersten Teil noch ein ganz angenehmer Charakter.
Man sollte aber auch nicht alles auf die Goldwaage legen, und hätte es das Original nicht gegeben, wäre die Kritik sicher viel positiver ausgefallen. Nun aber ist es so, daß einem die Martial-Arts-Szenen nicht mehr gefallen, da jede einzelne völlig übertrieben und auch unsinnig in die Länge gezogen ist. Es fließt auch kein Blut mehr, die Kämpfe lassen einen daher seltsam unbeteiligt, und Neo als Jesus, der seine geliebte Trinity ( Stunden könnet man über die verwendeten Namen hetzen, aber das lasse ich lieber ) wiedererweckt, ist nun wirklich der Gipfel. Außerdem ist man über offensichtliche Lücken im Drehbuch verärgert, woher hat beispielsweise Agent Smith seine neuen Fähigkeiten und warum wird dies von der Matrix geduldet? Was soll aber das Genörgel, in einzelnen Abschnitten hat der Film vielen parallel erschienen Streifen einiges voraus, enttäuscht aber durch seine häufige Küchenphilosophie und die teils erbärmlichen Dialoge. Und über die Praxis des Verleihs, die beiden Teile zeitlich weit versetzt zu zeigen, breitet man ohnehin lieber den Mantel des Schweigens. Wegen der Highwayjagd gerade mal noch 7/10.