„Second Name“ ist das Regiedebüt des Spaniers und Co-Regisseurs von „[•REC]“ und „[•REC] 2“, Paco Plaza, aus dem Jahre 2003. Wie auch „The Nameless“ des Spaniers Balagueró basiert „Second Name“ auf einem Roman des Schriftstellers Ramsey Campbell, gewisse Parallelen in der Handlung sind durchaus zu erkennen.
Plaza gelang ein düsterer, sehr ruhiger Thriller, der etwa die Hälfte seiner Kraft aus einer spannenden, interessanten Geschichte um familiäre Abgründe, die Tochter Daniela nach dem Selbstmord ihres Vaters Stück für Stück aufdeckt, um Jahrhunderte alte religiöse Riten, die von geheimnisvollen Sekten von der Gesellschaft unbemerkt oder unbehelligt noch immer zelebriert werden und um eine der stärksten menschlichen Emotionen, der Elternliebe, zieht. Die andere Hälfte entsteht aus emotional aufgeladenen Bildern, die eine traurig-melancholische Stimmung transportieren und mit einem Score unterlegt wurden, der punktgenau eingesetzt wird, sich mal sehr in den Vordergrund schiebt, aber auch genau weiß, wann es besser ist, zu schweigen, um nicht vom Mienenspiel Erica Priors abzulenken, die ebenfalls als Debütantin in ihrer Rolle als Daniela eine intelligente, lebenslustige, unabhängige, starke Frau überzeugend darstellt, deren behütete Welt einstürzt wie ein Kartenhaus, bis sie gar an ihrer Identität zweifeln muss. Daraus entwickelt der Film eine Atmosphäre, wie sie besonders gut zu einem wolkenverhangenen, verregneten Nachmittag oder einem verkaterten, ernüchternden Sonntagabend passt. Seine ruhige Erzählweise empfinde ich als großen Pluspunkt, trägt sie doch sowohl zur Entfaltung der besonderen Stimmung bei, als auch zu einem gewissen Grad an Realismus und Nachvollziehbarkeit, da auf jegliche vielleicht unterhaltsame, aber in dieser Geschichte unpassende Actioneinlagen verzichtet wurde.
Mehr oder weniger wichtige Nebencharaktere wie der heruntergekommene Bulle, der resozialisierte Ex-Knacki mit Brandnarben im Gesicht oder die katatonische Mutter Danielas unterstreichen die Ausrichtung des Films auf die Schattenseiten des Lebens, unter einer scheinbar heilen Oberfläche warten Elend und Wahnsinn darauf, auch dich zu vereinnahmen, so dass „Second Name“ konsequent mit einer bitterbösen Pointe endet, die Ohnmacht und Wut beim Zuschauer heraufbeschwört.
Ein rundum gelungener Thriller, der einmal mehr beweist, dass die Spanier mehr als manch Anderer etwas von Suspense und Atmosphäre verstehen.