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Wenn man an die Kaiju Eiga denkt, dann ist sicherlich das erste was einem in den Kopf kommt Godzilla. Doch auch fernab dieses Monstrums gibt es weitere Genrevertreter. Sei es Gamera, den Held aller Kinder, oder aber der Daimajin. Doch mit Frankenstein – Zweikampf der Giganten bekommt der geneigte Kaiju Fan dank Anolis Entertainment nun einen weiteren Kaiju Vertreter, nämlich Frankenstein, endlich ungeschnitten ins Heimkino. Doch dabei handelt es sich nicht um Frankenstein im eigentlichen Sinne. Aber lohnt es sich Godzilla und Co. mal zu vernachlässigen und sich auf den wilden Ritt mit gleich zwei Giganten einzulassen??

Mitten auf hoher See wird ein Boot von einer riesigen Krake angegriffen. Kurz bevor das Boot und die Besatzung zum Opfer des gigantischen Wasserwesens werden, kommt ihnen Rettung zur Hilfe. Ein grünes Frankenstein Monster. Doch als es den Kraken vernichtet hat, greift es nun die Besatzung samt Schiff an und reißt es in die Tiefe. Was war dieses Ding? Nur eines der Crew-Mitglieder überlebt und berichtet der Küstenwache, dass es Frankenstein war. Doch eigentlich war Frankenstein gut und wurde von Wissenschaftlern kreiert. Wie kann das sein? Warum ist Frankenstein böse geworden, oder ist es gar nicht der gleiche Frankenstein? Die Wissenschaftler sind ratlos und die Bekämpfung des bösen Frankensteins beginnt. Doch das alles ganz anders ist als zunächst gedacht, wird schnell klar, denn es gibt nun zwei Frankensteins, den guten Braunen, welcher Sanda genannt wird und den bösen, menschenfressenden grünen Gaira. Als Sanda seinen bösen Klon findet und vor den Angriffen der Menschen rettet, muss er mit Entsetzen feststellen, dass Gaira die Menschen als Futter ansieht und dann beginnt die Schlacht der beiden Giganten.

Die Geschichte von Frankenstein – Zweikampf der Giganten ist wirklich alles andere als nebensächlich. Vielmehr nimmt der Film sich außerordentlich viel Zeit diese zu etablieren und auszuarbeiten. Wodurch sich Zweikampf der Giganten angenehm von den üblichen Godzillastories abheben kann. Hier stehen ausnahmsweise nicht das zerstörerische Wesen der Monster im Vordergrund sondern auch deren Beweggründe. Wie man im äußerst informativen Booklet der neuen Anolisscheibe lesen kann, zählt Zweikampf zu den düstersten und horrorhaftesten Vertretern der Kaiju Eiga und das wird wirklich von der ersten Minute an sichtbar. Allein das Intro mit dem Angriff der Krake und dem anschließenden Kampf des grünen Frankenstein Ungeheuers ist unterlegt mit Blitz, Donner und Regen. Die Musik ist bedrohlich und unheilverkündend. Der Kraken an sich sieht unglaublich gut aus und kann nicht mit den Gummimonstern der Godzillafilme verglichen werden. Die beiden Frankenstein Kostüme sind liebevoll und sehr detailreich gestaltet worden. Der Anzug an sich ist sehr beweglich wodurch die Aktionen der beiden Giganten sehr viel leichtfüßiger und flüssiger aussehen.

Doch wer jetzt mit einer Feuerwerk an Zerstörung von der ersten bis zur letzten Minute rechnet, der wird sicherlich enttäuscht werden. Zwar greift der grüne Frankenstein immer wieder die Menschen an, bis diese dann zum Gegenschlag ausholen, aber dazwischen bekommt man immer wieder sehr lange, aber keinesfalls langweilige Dialoge zu hören. Diese verpassen dem Film den nötigen Tiefgang und lassen ihn nicht wie eine simple Godzilla Kopie wirken. Vielmehr interessiert man sich hier für den Entstehungsgrund des neuen, bösen Frankenstein. Durch kleine Rückblenden und weitere kreative Ideen wird einem gezeigt wie es dazu kam. Leider wird die Frage, warum der grüne Frankenstein so bösartig ist, nie geklärt. Natürlich kann man jetzt so argumentieren, dass der Film eben einfach einen Gegenspieler benötigt, aber hier hätte man sicherlich noch etwas mehr aus der Materie herausholen können.

Akira Ifukube steuert auch hier wieder den Score bei und man muss sagen, dass der Meister der Kaijuklänge auch hier wieder alles gegeben hat. Ein besonderes Beispiel dafür dürfte der Kampf von Gaira gegen die Menschen im Wald sein. Hier erklingt eine der besten Arbeiten von Ifukube, welche im Film noch einige Male zu hören ist. Ein militärischer Marsch gemischt mit bekannten Versatzstücken aus anderen Kaijusongs. Dieses Feeling ist einfach unbeschreiblich und jeder der schon mal einen solchen Film gesehen hat, wird sofort dieses Gefühl von Bedrohung und Zerstörung empfinden wie man es eigentlich nur aus den Godzilla Werken kennt. Unterstützt wird das Ganze von schnellen Schnitten zwischen den Menschen und Gaira, der voller Wut aber auch Angst durch die Wälder rennt und nicht weiß wo er als nächstes hin gehen soll. Als die Menschen dann mit dem gefährlichen Mesastrahlen, in der deutschen Übersetzung auch einmal als Todesstrahlen bezeichnet werden, zum Gegenschlag ausholen, sieht man Gaira sogar bluten, was erneut die düstere und härtere Art des Streifens verdeutlicht.

Darüber hinaus muss man hier noch die Darstellung von Sanda ansprechen. Auch wenn die Monster nicht sprechen können, kann besonders Sanda einem immer wieder zeigen was er will und was er fühlt. Als er seinen Bruder/Klon vor den Menschen rettet, winkt er immer wieder mit den Armen, als wolle er sagen, lasst uns in Ruhe oder ich regle das, geht weg. So etwas gab es bisher noch nicht und man sieht gerade Sanda an, dass er von Menschen aufgezogen worden ist und dass er sich deren Verhaltensweisen angeeignet hat. Eine tolle und sehr sinnvoll integrierte Idee von Honda und Co.

Fazit: Frankenstein – Zweikampf der Giganten ist ein sehr interessanter und überaus kreativer Genrebeitrag des Kaijueiga geworden. Als Fan des Genres ist es Pflicht sich diesen Film ins Haus zu holen. Dank der etwas tieferen und auch düsteren Geschichte können aber auch Leute einen Blick riskieren, die normalerweise eher wenig mit dem Genre anfangen können.

Zur Veröffentlichung: Wow. Mehr kann man fast nicht sagen. Bisher habe ich noch keine der Kaiju Classics Veröffentlichungen von Anolis Entertainment in meinem Besitz, da ich erst vor kurzem Gefallen am Kaiju Eiga gefunden habe. Was die Jungs hier geschaffen haben ist einfach nur eine der liebevollsten und einzigartigsten Veröffentlichungen des Jahres. Auf der ersten DVD kann man sich zwischen der original Japanfassung des Filmes und der dt. Kinofassung entscheiden. Beide haben ein grandioses Bild für einen solchen alten Film. Bei der japanischen Originalfassung, welche auch als Hauptfassung angesehen werden sollte, kann man sich zwischen dem japanischen Originalton inkl. deutscher Untertitel und der deutschen Synchro mit japanischen Inserts entscheiden. Als Extra für diese Fassung gibt es neben einem Trailer und einer Bildergalerie, noch einen wunderbaren Audiokommentar von Bookletschreiber Ingo Stecker und Jörg Buttgereit. Bei der deutschen Kinofassung bekommt man neben dem deutschen Werberatschlag, einem deutschen Trailer, dem Filmprogramm und einer Bildergalerie, noch einen weiteren Audiokommentar von Fan Thorsten Rosemann geboten. Beide Audiokommentare sind absolut hörenswert und vermitteln Infos die sich sicherlich nicht nur für Kaijufans lohnen dürften. Doch das war bei weitem noch nicht alles. Denn auf der zweiten DVD gibt es, noch die US-Kinofassung zu entdecken. Diese wurde nicht synchronisiert, sondern bietet den englischen Ton mit deutschen Untertiteln. Die Bildqualität ist hier etwas schlechter, aber die Fassung ist ja auch nur als Bonus beigefügt worden. Darüber hinaus gibt es noch einige ausländische Werberatschläge sowie zwei Super 8 Fassungen des Films. Und als wäre das noch nicht genug, liegt der VÖ noch ein wunderschön geschriebenes Booklet bei. Ingo Stecker hat hier so viele interessante und nette Infos rein gepackt, dass es durchaus ratsam ist, sich dieses Heft bereits vor Filmgenuss zu Gemüte zu führen, um den anschließenden Film noch mehr genießen zu können. Wie bereits vorher gesagt, ist diese Veröffentlichung eine Liebesbekundung an alle Kaijufans und man kann allen interessierten nur raten sich diese so schnell wie möglich zu zulegen. Danke Anolis!

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